© bestbuy

USA

Black Friday: Wenn der Elb zwei Mal klingelt

Als die Wirtschaft noch schnurrte und das Online-Geschäft erst zögerlich wuchs, belagerte Amerika am Tag nach Thanksgiving die Einkaufszentren des Landes und färbte die mitunter roten Zahlen des Einzelhandels schwarz. So kam der "Black Friday", der Ausverkaufstag mit seinen vermeintlichen Superschnäppchen, zu seinem Namen. Seither sind ein paar Jahre vergangen.

Mittlerweile liefert das letzte Wochenende vor Weihnachten die satteren Ergebnisse für die Retailer: 2009 waren es laut der Marktforscher von comScore 767 Mio. Dollar gegenüber 600 Mio. am Black Friday.

Schnäppchenjagd am Turkey Day

Target - der zweitgrößte Retailer der USA und eine Mischung aus Interspar und Metro für Privatkunden - rief am 23. Juli den ersten Black Friday des heurigen Jahres aus. Damit war das Unternehmen aus Minneapolis mit Abstand das erste, und bis zum Herbst mussten sich die Konsumenten mit einer dichten Folge an "normalen" Ausverkäufe begnügen.

Seit Beginn dieser Woche, kurz vor dem langen Thanksgiving-Wochenende, haben sich sämtliche Geschäfte auf den Black Friday eingeschossen. Mit dem Freitag selbst haben die Angebote aber nur bedingt zu tun. Amazon.com erklärte die gesamte Woche zur "Black Friday Deals Week" und streut seit Montag "Lightening Deals" (Blitzangebote) ein: von Blu-rays und DVDs, über Schmuck und Büroutensilien, hin zu Taucherbrille-und-Schnorchel-Sets.

Den größten Bruch mit der Tradition bedeuten aber die "Sales" am Familienfeiertag Thanksgiving selbst. War dieser bis vor ein paar Jahren neben dem 25. Dezember noch der zweite weitgehend einkaufsfreie Tag des Jahres, überbietet sich der Einzelhandel heuer mit Angeboten. Die "Turkey Day Sales" sollen die Käuferschaft in die Geschäfte treiben, noch bevor Truthahn angeschnitten ist. Verbreiteter ist an diesem Tag allerdings der Weihnachtseinkauf vom Sofa aus: Bei Geschäften wie Wal-mart, Best Buy (vergleichbar mit Media Markt) oder Radio Shack (Elektronikbedarf) gelten die meisten Black Friday-Angebote bereits seit Donnerstag im Web-Shop.

... und am Black Friday
[[486:body ]]

Das Online-Geschäft setzt dem klassischen Einkauf in den Läden zwar zu, für viele haben die sogenannten "doorbuster deals" aber nicht an Reiz verloren. Die Südstaatlerin Lorie Davenport campiert mit ihrem Ehemann Ryan vor einer Best Buy-Filiale in Florida - seit 17. November. Was sie sich kauft, wenn sie am Freitag als erste den Laden stürmt, überlegt sie noch. Laut Berichts der örtlichen Zeitung The Tampa Tribune soll sich der Freiluftausflug aber bereits belohnt haben: die beiden bekamen von Best Buy ein iPad geschenkt, weil sie die landesweit ersten Black Friday-Camper seien.

Während kaum jemand eine ganze Woche der Angebote harrt, ist das Ausrücken kurz vor oder nach Mitternacht, mit Daunenjacke und Thermoskanne bewaffnet, keine Seltenheit, zumal viele Geschäfte im Morgengrauen öffnen. Best Buy etwa sperrt um 5 Uhr früh auf und vergibt zwei Stunden davor Nummern an die Wartenden. Wer eine Nummer ergattert, kann damit heuer zum Beispiel eine Wii-Konsole um 169 Dollar, den E-Book-Reader Nook um 99 Dollar oder ein Toshiba 15,6-Zoll-Notebook um $189,99 kaufen. Beim Gerangel um das Notebook sollten sich die Interessierten allerdings warm anziehen: Laut Angaben von Best Buy sind nur "mindestens drei Stück pro Geschäft" verfügbar.

Wal-Mart lockt Kunden unterdessen mit einem Bundle rund um die DSLR Canon EOS Rebel XS (in Europa Canon EOS 1000D) um 479 Dollar. Apple geht den Black Friday traditionell konservativ an: so sind iPads (16GB, WiFi) lediglich um 41 Dollar reduziert ($458) und Desktop- und Notebook-Computer um jeweils $101 herabgesetzt. Der Büroausstatter OfficeMax, der von Laptops bis zum Schreibtisch alles verkauft, achtet indes darauf, dass seine Klientel die Ladenöffnung um 7 Uhr nicht verschläft: per SMS kann ein gratis Weckanruf vom unternehmenseigenen Elben ("OfficeMax elf") bestellt werden.

... und am Cyber Monday

Dass auch die Online-Retailer ihr Angebote nicht für "ihren" Schnäppchentag aufheben, zeigt sich zumindest nicht dessen Umsatz. An diesem "Cyber Monday", der auf das Thanksgiving-Wochenende folgt, wurde im letzten Jahr mit 887 Mio. Dollar ein neuer Rekordwert umgesetzt. Überhaupt hat das Online-Geschäft längst noch nicht seinen Zenit erreicht. Dieses wächst übers Jahr und zu den Feiertagen deutlich stärker als der klassische Einkauf in den Geschäften. So wurden laut comScore in der heurigen Weihnachtseinkaufsaison 9,01 Mrd. Dollar online ausgegeben, eine Zunahmen von 13 Prozent gegenüber 2009.

Dass Kunden, ausgestattet mit Smartphones, gleich im Geschäft die Preise vergleichen, lässt den Handel reagieren: Wer beispielsweise bei Wal-mart mit einem Flugblatt der Konkurrenz auftaucht, das ein Produkt aus dem Wal-Mart-Sortiment billiger anpreist, erhält automatisch den Preisnachlass. Dass sich Unternehmen derart verrenken, hinterlässt bei den Kunden immer öfter den Eindruck, dass sie sich in der Thanksgiving-Nacht nicht frierend die Beine in den Bauch stehen müssen, um ein Sonderangebot zu erwischen.

Laut Erhebung der National Retail Federation kaufen längst nicht alle US-Amerikaner ihre Geschenke bereits einen Monat vor Weihnachten. Demnach hat am 16 Dezember erst die Hälfte ihre Präsente beisammen. Auch darauf hat der Handel reagiert: der 17. Dezember ist nunmehr "Free Shipping Day" (Tag des Gratisversands). Vorgesorgt könnte bereits schon fürs neue Jahr sein, scherzt der Journalist Brad Tuttle im seinem //CNN//-Blog: mit einem Black Groundhog Day.

//Alexandra Riegler//

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Kommentare