Blog einer lesbischen Syrerin ist gefälscht
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Eine Zeit galt der Blog als Stimme der syrischen Opposition im Internet, doch dann wuchsen Zweifel, ob das Internettagebuch „A Gay Girl in Damascus“ wirklich von einer jungen Oppositionellen geführt wurde. Nun behauptet ein 40-jähriger Amerikaner, er habe den Blog verfasst. Dort erschien am Wochenende auch in seinem Namen eine Entschuldigung.
Die 25-jährige Amina Abdullah Arraf al-Omari, die als Autorin des Internet-Tagebuchs „A Gay Girl in Damascus“ (Ein lesbisches Mädchen in Damaskus), genannt wurde, sei seine Erfindung, sagte der 40-jährige Tom MacMaster. Er ist nach eigenen Angaben verheiratet und studiert derzeit an der Universität Edinburgh.
Er sei wegen seiner politischen Einstellung häufig als anti-amerikanisch oder antisemitisch kritisiert worden, erklärte er am Montag der BBC Scotland. „So habe ich einen Namen erfunden, mit dem ich sprechen konnte, um das Augenmerk auf die aktuelle Lage zu richten.“ Er hätte sich nie vorgestellt, damit „so viel Aufmerksamkeit zu erregen“, fügte er hinzu.
Alles gelogen
Die falsche Amina hatte seit Februar in dem Blog über das Leben einer lesbischen Muslimin berichtet und ihren persönlichen Einsatz für die syrische Demokratie-Bewegung geschildert. Am vergangenen Montag schließlich tauchte die Botschaft einer „Cousine“ der angeblichen Bloggerin auf, in der es hieß, Amina sei auf ihrem Weg zu einem Treffen mit anderen Aktivisten von Bewaffneten in Zivil verschleppt worden. Auch der Text der Verwandten stammte demnach von MacMaster, der sich in dem Blog entschuldigte.
Obwohl niemand aus der syrischen Oppositionsszene die rätselhafte Gesinnungsfreundin kannte, schlug ihre vermeintliche Verhaftung große Wogen. Westliche Medien berichteten darüber, der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Markus Löning, protestierte schärfstens, Sympathisanten starteten im Internet eine „Free Amina“-Kampagne.
Zornige Syrer
Nun schlägt dem Amerikaner aus der Region Empörung und Zorn entgegen. „Schämen Sie sich! Was Sie getan haben, hat vielen geschadet“, schrieb ein unter dem Pseudonym Sami Hamwi Aktivist aus Damaskus. „Ich begann damit, Aminas Verhaftung zu recherchieren und hätte mich in große Gefahr begeben können, indem ich einer fiktiven Person nachforsche“, hielt er auf seiner Webseite www.gaymiddleeast.com fest.
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