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Russland

Blogger wirft Behörden Hackerangriff vor

Der regierungskritische russische Blogger Alexej Nawalny hat die russischen Behörden für einen Hacker-Angriff auf seine E-Mail- und Twitter-Konten verantwortlich gemacht. Sein Profil im Kurzbotschaftendienst Twitter wurde am Dienstag in "Schwindler und Dieb" umbenannt - eine Anspielung auf die von ihm eingeführte Bezeichnung für die Regierungspartei Geeintes Russland. Zudem wurden über seinen vielbeachteten Account unzählige homophobe Beleidigungen verbreitet. Nawalny warf den Behörden vor, die Passwörter seiner Online-Konten über seine kürzlich beschlagnahmten Computer geknackt zu haben.

"Mein E-Mail-Konto wurde gehackt und darüber dann auch mein Twitter-Account", sagte Nawalny. "Es ist offensichtlich, dass dazu meine Computer und iPads genutzt wurden, die bei der Razzia beschlagnahmt wurden", ergänzte er mit Blick auf die Durchsuchungen seines Büros und seiner Wohnung vom 11. Juni. In einem Brief an das einflussreiche Ermittlungskomitee forderte der Anführer der Protestbewegung eine Untersuchung der Hacker-Angriffe. Vor dieser Behörde musste Nawalny am Dienstag aber auch zu einer Vernehmung erscheinen. Dabei ging es um angeblich extremistische Äußerungen bei Anti-Regierungs-Protesten im Dezember.

Computer angeblich versiegelt

Das Ermittlungskomitee wies die Vorwürfe zurück, hinter den Hacker-Angriffen zu stecken. Die beschlagnahmten Computer seien versiegelt worden, teilte die Behörde mit. Die Vorwürfe entsprächen nicht der Realität. Das Ermittlungskomitee warf Nawalny stattdessen vor, Druck auf die gegen ihn laufenden Ermittlungen ausüben zu wollen, und drohte, ihn dafür juristisch zu belangen. In der regierungsnahen Zeitung "Iswestija" bekannte sich ein Hacker mit dem Pseudonym "Hell" zu dem Angriff auf die Online-Konten Nawalnys. Er habe vorgehabt, den E-Mail-Verkehr des Regierungskritikers zu veröffentlichen.

Die russische Führung erhöht derzeit den Druck auf ihre Gegner, um die beispiellose Protestbewegung gegen Präsident Wladimir Putin zu schwächen. So wurden die Strafen für die Teilnahme an ungenehmigten Protesten drastisch erhöht. Zudem sehen sich Regierungskritiker Ermittlungen verschiedenster Art ausgesetzt. Am Dienstag wurde beispielsweise ein Ermittlungsverfahren wegen mutmaßlicher Steuerhinterziehung und Geldwäsche gegen den Abgeordneten Gennadi Gudkow eingeleitet, der einer der Organisatoren der Oppositionsproteste ist.

 

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