© dpa, ap

Das sind die Tops und Flops des IT-Jahres 2016

Das sind die Tops und Flops des IT-Jahres 2016

Die Tops

Pokemon Go ist der Hype des Jahres. Millionen Menschen strömten auf der ganzen Welt in die Straßen und Parks, um die virtuellen Monster einzufangen. Im Sommer gab es kein anderes IT-Thema, das so viel Interesse hervorrief. Doch so schnell der Hype da war, so schnell ist er wieder verschwunden. Der App-Macher Niantic hat es nicht geschafft, den anfänglichen Hype gut auszunutzen und alle Spieler längerfristig zu motivieren. Dennoch konnte man Kooperationen mit US-Firmen an Land ziehen und von Erfolgen berichten, wie über 500 Millionen Downloads und dass alle Spieler gemeinsam 8,7 Milliarden Kilometer zurückgelegt haben - das entspricht 200.000 Erdumrundungen.

In this handout photo provided by Google DeepMind on March 12, 2016, Lee Se-Dol, one of the greatest modern players of the ancient board game Go, makes a move during the third game of the Google DeepMind Challenge Match against Google-developed supercomputer AlphaGo at a hotel in Seoul on March 12, 2016. A Google-developed computer programme won its best-of-five match-up with a South Korean Go grandmaster on March 12, taking an unassailable 3-0 lead to score a major victory for a new style of "intuitive" artificial intelligence (AI). / AFP PHOTO / Google DeepMind / Google DeepMind / RESTRICTED TO EDITORIAL USE - MANDATORY CREDIT "AFP PHOTO / GOOGLE DEEPMIND" - NO MARKETING NO ADVERTISING CAMPAIGNS - DISTRIBUTED AS A SERVICE TO CLIENTS

Googleskünstliche Intelligenzhat 2016den Go-Profi Lee Sedol mit 4:1 geschlagen. Go galt lange Zeit als heiliger Gral der Brettspiele für künstliche Intelligenz, da das Spiel weitaus komplexer ist als Schach. Experten waren lange der Meinung, dass es noch Jahre dauern wird, bis Maschinen die besten menschlichen Spieler schlagen werden. Dass es schon 2016 passiert ist, war eine Überraschung.

Egal wie lächerlich man mit einer entsprechenden Brille aussieht: Der Faszination vonVirtual und Augmented Reality konnte man sich dieses Jahr kaum entziehen. Oculus Rift undHTC Vivesprachen aufgrund des hohen Preises vor allem Gamer und Technik-Fans an. Mit Karton- und Plastikhalterungen für Smartphones kann man aber auch schon ab 15 Euro in die virtuelle Realität hineinschnuppern. Sony brachte mitPS VRein System für seine PlayStation-4-Konsole auf den Markt, Microsoft blendet mit seiner Augmented-Reality-Brille HoloLens virtuelle Objekte in die echte Umgebung ein.

Das Elektro-SUV Mercedes EQ soll 2020 auf den Markt kommen...

Der Erfolg von Tesla in den USA ließ viele der traditionellen Autohersteller ihre Taktik bezüglichElektromobilität überdenken. Hybridmodelle als Zwischenlösung sind out, BMW, Mercedes und Audi setzen verstärkt auf reine E-Autos - von kleinen Stadtflitzer über SUVs bis zum Supersportwagen. Dieser Trend wird sich 2017 fortsetzen. Im Jänner werden auf der Technikmesse CES gleich mehrere große Autohersteller neue Modelle zeigen. Auch Tesla-KonkurrentFaraday wird die Weltpremiere seines ersten Pkw feiern.

Ab 2017 gibt es erstmals eine aktive Ankaufförderung für Elektroautos in Österreich. Ende Oktober wurde ein neues Aktionspaket vorgestellt, das von Verkehrsministerium (BMVIT), Umweltministerium (BMLFUW) und Automobilimporteuren getragen wird. 72 Millionen Euro stehen bereit, um Privatpersonen 4000 Euro für Elektroautos und 1500 Euro für Plug-In-Hybride zur Verfügung zu stellen. Auch Unternehmen, Vereine und Gebietskörperschaften werden unterstützt.

Protesters demonstrate outside the Federal Bureau of Investigation (FBI) headquarters building in Washington, DC, February 23, 2016, objecting to the US government attempt to put a backdoor into the Apple I-Phone. Apple is battling the US government over unlocking devices in at least 10 cases in addition to its high-profile dispute involving the iPhone of one of the San Bernardino attackers, court documents show. / AFP / PAUL J. RICHARDS

DasFBI forderte das Unternehmen Anfang 2016 auf, das iPhone 5c des Attentäters von San Bernardino zu entschlüsseln. Apple sollte dazu eine Schwachstelle in die Software aller iPhones einbauen, die dann von der Regierung für solche Fälle verwendet werden sollte. Apple weigerte sich und sollte, trotz Proteste von nahezu allen großen IT-Firmenin den USA, per Gericht zur Kooperation gezwungen werden. Kurz vor der Verhandlung zog das FBI die Forderung zurück: Es wurde einanderes Unternehmengefunden, dass für sie das iPhone entschlüsselte.

Nicht nur in den USA, sondern auch hierzulande wirdVideo-Streamingimmer beliebter. Anbieter wie Netflix, Maxdome und Amazon locken TV-Begeisterte mit immer mehr exklusiven Eigenproduktionen. Netflix konnte etwa mit hochqualitativen Serien wie Stranger Things, The Crown und Narcos begeistern.

Die Entdeckung, dass der naheliegendste Nachbarstern unserer Sonne, Proxima Cenaturi, einen Planeten - Proxima b - hat, auf dem Leben möglich sein könnte, ist ein großer Schub für die Bestrebung, extraterrestrisches Leben nachzuweisen. Die Forscher sagen: “Die Menschheit kann sich auf einiges gefasst machen

Bernstein mit Dino-Schwanz

Echte Dinosaurierfans und Menschen mit Angst vor Vögeln haben schon lange vermutet, dass Dinosaurier Federn trugen. Die Abdrücke der Federn wurden schon mehrmals inDinosaurierfossilien entdeckt.2016 wurden erstmals erhaltene Dinofedernentdeckt, eingeschlossen in Bernstein, auf einem Schmuckmarkt in Myanmar. Das Foto der hervorragend konservierten Schwanzfedern ist eines der Wissenschaftsbilder des Jahres.

100 Jahre nachdem Einstein sie theoretisch vorhergesagt hat, konnten 2016 erstmals Gravitationswellen direkt nachgewiesen werden. Damit haben wir neben elektromagnetischen Wellen einen zweiten Kanal gewonnen, über den wir Informationen über unser Universum sammeln können.

Die Flops

Nach ersten Meldungen über explodierende Akkusbei seinem SpitzenmodellGalaxy Note 7hat Samsung schnell reagiert und eine weltweite Umtauschaktion eingeleitet. Allerdings begannen auch die umgetauschten Geräte zu brennen, weshalb sogar Fluglinien weltweit Note-7-Verbote erließen. Die Folge: Kompletter Verkaufsstopp und das Ausfür das Note 7. Warum die Geräte explodiert sind, hat Samsung bis heute nicht offiziell erklärt.

Ein Rückschlag für autonomes Fahren war dertödliche Unfalleines Fahrers im Mai, der mit demTesla Autopilotenunterwegs war. Anscheinend waren die Sensoren des Wagens geblendet, weshalb ein Lkw-Anhänger übersehen wurde.Teslas Reaktion: Der Autopilot sei lediglich ein Assistenzsystem, die Fahrer seien selbst für ihr Wohl verantwortlich. Verbraucherschützer und Behördenwarnten vor der Funktionund warfen Tesla vor, das alleine schon der Name Autopilot irreführend sei und von Tesla falsch beworben wird.

Der Klinken-Adapter für den Lightning-Anschluss

DasiPhone 7hat keinen Kopfhöreranschluss mehr, was Apple viel Kritik einbrachte. Wer am iPhone 7 Musik hören will, benötigt einen Adapter, Kopfhörer mit Apples hauseigenem Lightning-Anschluss oder Bluetooth-Kopfhörer. Mit dreimonatiger Verspätung veröffentlichte Apple die zum iPhone 7 passenden Bluetooth-KopfhörerAirpods, die 180 Euro kosten.

Auch bei einem anderen Gerät wurde Apple für seine Anschluss-Politik von Kunden gerügt. Dasneue MacBook Prohat nur noch USB-C-Anschlüsse. Wer Zubehör anschließen will, dass auf alten MacBook Pros noch problemlos gepasst hat, benötigt gleichmehrere Adapter- die natürlich extra gekauft werden müssen.

Die Flüchtlingsdebatte wurde zunehmend im Netz ausgetragen und das nicht gerade mit schönen Worten. Verhetzung, Morddrohungen, Aufruf zu Vergewaltigungen und Genozid: Für Facebook sind solche Meldungen oft kein Problem. So schnell wie das soziale Netzwerk vermeintliche Nacktbilder löscht, so langsam oder gar nicht wird auf Gewaltfotos, -videos undHasspostingsreagiert. Immer mehr User und Politikerfordern von Facebookmehr Verantwortung ein, bisher ohne Erfolg.

Experten kritisieren seit langem, dass Internet-of-Things-Geräte, vom vernetzten Kühlschrank bis zur Babycam, unzureichend gegen Hackerangriffe geschützt sind. Das nutzte die Schadsoftware Mirai aus. Sie infizierte weltweit über drei Millionen Geräte. Die Personen hinter Mirai nutzten das so errichtete Botnetz, um im Oktober und November Server anzugreifen und lahmzulegen. Zu den Betroffenen gehörten ua. Twitter, Spotify, Amazon, die deutsche Telekom und der gesamte Internetzugriff in Liberia.

Um “geistiges Eigentum” zu schützen, hatHP per Softwareupdate dieTintenpatronen von Drittherstellernaus einigen seiner Druckerausgeschlossen. Erst hat man dies bestritten, trotz tausender Kundenbeschwerden. Danach hat man die Aktion eingestanden. FürHP ist die eigentliche Sperre nicht das Problem, sondern, dass man die Kunden darüber nicht informiert hatte. Als kleine Entschuldigung können Kunden manuell einen Patch installieren, damit die Tintenpatronen vom Drucker wieder akzeptiert werden. Automatisch wird dieses Update, wie das, das die Tintenpatronen ausgesperrt hat, aber nicht verteilt.

Nachdem der Europäische Gerichtshof (EuGH) im Oktober 2015 die Safe Harbour-Vereinbarung, die den Datentransfer in die USA regelte, nach einer Klage des österreichischen Juristen Max Schrems für ungültig erklärte, musste Ersatz her. Anfang Februar einigte sich die EU-Kommission mit der US-Regierung auf eine Neuregelung. Die trägt zwar den vollmundigen NamenEU-US-Datenschutzschild, musste aber wenig später nachgebessert werden und ist trotzdem wenig mehr alsTheaterdonner. Geringfügigen Verbesserungen in derschließlich im Juli präsentierten Regelung gegenüber der Safe-Harbour-Vereinbarung steht die Tatsache gegenüber, dass die Massenüberwachung des Internet-Datenverkehrs durch die US-Geheimdienste weiterhin möglich ist. Dass die unter einem US-Präsidenten Trump eher zu- als abnehmen wird, darf angenommen werden.

EU-DigitalkommissarGünther Oettingerhat mit seinemFesthalten am Konzept des Leistungsschutzrechtsund seinenrassistischen Aussagengleich zwei der Technologie-Flops des Jahres zu verantworten.Oettinger und seine Freunde aus der Industrie sind dabei, die digitale Zukunft nach ihrem Willen zu gestalten, die Interessen der Bürger und Bürgerinnen der Union spielen in den Plänen keine Rolle.

Auch 2016 konnten wir den Beweis für außerirdisches Leben nicht erbringen. Zwar gab es einige interessante Neuentdeckungen, etwa der Nachweis von Wasser auf diversen Himmelskörpern oder die Aufregung um den Stern KIC 8462852, aber wirklich Handfestes hat auch das vergangenen Jahr nicht gebracht.

Der ORF startet Futurelab.261, die Startup-Initiative. 261 entspricht der Seehöhöe des Küniglbergs

Der Versuch des ORF auf den Start-up-Hypeaufzuspringen, ist2016 gescheitert. Nachdem viel Geld in den Aufbau eines Campus für Unternehmen gesteckt wurde, hat das Projekt mit der Nicht-Wahl seines Erfinders Grasl schon nach wenigen Monaten das Ende seiner Lebensspanne erreicht. Laut ORF-Chef Wrabetz wird es keine neuen Investitionen mehr geben.

Ein Auto selbstständig fahren zu lassen, kann doch nicht so schwierig sein, dachte sich der legendäre Produkt-Hacker George Hotz. Er stellte im September Comma One vor, ein Sensor- und Rechnerpaket, das stinknormale Autos zu Roboter-Kutschen machen sollte - und das für nur 999 Dollar. Rund zwei Monate später war das Projekt wieder Geschichte. Die US-Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA äußerte Zweifel, George Hotz machte sofort einen Rückzieher.

Was waren für euch die Tops und Flops des IT-Jahres 2016? Schreibt uns im Forum!

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

mehr lesen
Gregor Gruber

Kommentare