Datenschutzprobleme bei deutschen Firmen
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Zahlreiche deutsche Unternehmen missachten offenbar den gesetzlichen Anspruch ihrer Beschäftigten auf Datenschutz. Laut einer am Montag veröffentlichten Umfrage des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung klagt jeder siebente Betriebsrat über den rechtswidrigen Umgang mit persönlichen Mitarbeiterdaten. Demnach berichteten 14 Prozent der knapp 2.000 repräsentativ befragten Arbeitnehmervertreter über Verstöße gegen geltende Rechtsvorschriften. Die Dunkelziffer liege aber wahrscheinlich noch höher, hieß es.
"Datenschutz oder vielmehr dessen Missachtung ist kein exklusives Problem einiger weniger Unternehmen", kritisierte der WSI-Industrieexperte Martin Behrens. In jedem dritten Betrieb mit Datenschutzverletzungen seien Einzelpersonen Opfer der Verstöße gewesen, in 27 Prozent der Fälle kleinere Gruppen von Beschäftigten. In 18 Prozent der Firmen waren dagegen gleich ganze Abteilungen betroffen, in jedem fünften Unternehmen sogar die gesamte Belegschaft.
Jeder vierte Großbetrieb betroffen
Laut der Studie offenbaren vor allem Großbetriebe Nachholbedarf beim Datenschutz: Jeder vierte von ihnen geht demnach nicht ordnungsgemäß mit den persönlichen Informationen seiner Mitarbeiter um. Behrens zufolge verarbeiten große Unternehmen die Angaben ihrer Beschäftigten häufiger digital als kleinere Betriebe. Daher sei die Versuchung, Schutzvorschriften zu verletzten, dort besonders groß.
Das WSI hatte eigenen Angaben zufolge Betriebsräte in Unternehmen mit mindestens 20 Beschäftigten repräsentativ befragt. Deutschlandweit arbeiten demnach zwölf Millionen Menschen in Betrieben dieser Größenordnung. Kleinunternehmen mit weniger Mitarbeitern sowie solche ohne Arbeitnehmervertretung seien dagegen nicht berücksichtigt worden, hieß es. In der gesamten Wirtschaft liege die Quote der Datenschutzverstöße wohl noch höher, vermutete Behrens, zumal Betriebsräte nicht von jedem Fall erfahren würden.
( APA/dapd)
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