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Netzbremse

Deutsche Telekom drosselt alle Verbindungen

Die Drosselung der DSL-Anschlüsse bei hohem Datenverbrauch soll jetzt doch alle Kunden des deutschen Providers betreffen, wie Die Welt berichtet. Im Zuge der Umstellung der Festnetzanschlüsse auf die "All-IP" Technologie, die bis 2018 abgeschlossen sein soll,  müssen auch Bestandskunden neuen Geschäftsbedingungen zustimmen, die eine Drosselung der Verbindungsgeschwindigkeit bei Erreichen eines bestimmten Datenvolumens vorsehen. Zuvor hatte die Telekom verlautbart, dass lediglich Neukunden ab heute, den 2. Mai, von der Beschränkung betroffen seien.

Bei "All-IP"-Anschlüssen wird auch die Telefonie über die Datenverbindung abgewickelt. Diese Lösung bietet aus technischer Sicht einige Vorteile, wie etwa günstigere Telefonate oder bessere Sprachqualität. Nach der Umstellung sollen jene DSL-Kunden, die ein festgelegtes Datenlimit überschreiten sich nur mehr mit verminderter Geschwindigkeit im Netz bewegen können. Wie hoch die Grenzen für die Drosselung sein werden, will die Telekom aber noch nicht sagen. "Ich gehe diesen Versuch, den Status quo auf 2018 anzuwenden, nicht mit. In fünf Jahren, wenn wir das alte Netz abschalten wollen, werden wir in einer Internetwelt mit höheren Zugangsgeschwindigkeiten, neuen Partnerschaften, neuen Geschäftsmodellen, neuen Tarifen leben", so Niek Jan van Damme, Deutschland Chef der Telekom, gegenüber der Welt.

Da die Telekom ihren eigenen TV-Dienst "Entertain" von der Drosselung ausnimmt, will sie jetzt auch Gespräche mit anderen Inhalte-Anbietern führen, um Diskussionen über Wettbewerbsverzerrung im Keim zu ersticken. Zu einer Kündigungswelle wegen der neuen Geschwindigkeitsbegrenzungen sei es bisher noch nicht gekommen, betont van Damme.

Keine Pläne in Österreich
In Österreich gibt es derzeit keine Pläne für eine volumensabhängige Drosselung der Geschwindigkeit. "Meines Wissens gibt es in Österreich keine konkreten Pläne zur nutzungsabhängigen Drosselung von Breitbandanschlüssen", sagt Maxilmilian Schubert, Generalsekretär der Internet Service Providers Austria (ISPA) auf Anfrage der futurezone.

Auch bei A1 und UPC wird betont, dass derzeit keine vergleichbaren Modelle geplant seien. Für alle Zeiten ausschließen wollen beide Anbieter die Möglichkeit freilich nicht.

Eine entsprechende Umstellung der Verträge der Kunden wäre hierzulande auch mit erheblichem Aufwand verbunden. "In Österreich sind die Bestandskunden vor nachteiligen Vertragsänderungen gut geschützt. Auch die Fair-Use-Klauseln wurde von der Regulierungsbehörde als „intransparent" eingestuft und gekippt", so Schubert. Über die Debatte in Deutschland ist man bei der ISPA sogar erfreut:

"Das Internet wird oft als Einheitsprodukt gesehen, bei dem der niedrige Preis das einzige Kriterium ist. Von daher freut uns die Debatte in Deutschland, da sie zeigt, dass Kosten nicht das einzige Unterscheidungsmerkmal bei den verschiedenen Angeboten sind", sagt Schubert.

Einen Domino-Effekt bei der Einführung einer Drosselung durch einen großen Provider fürchtet Schubert deshalb nicht: "Sollte sich ein großer Provider zur Drosselung der Verbindungen entschließen, wäre das eine große Chance für andere Anbieter. Das hat man bei der Einführung der Servicepauschale gesehen. Einige, zum Teil auch kleinere, Anbieter haben sie nicht eingeführt und damit gezielt geworben. Das ist Wettbewerb von dem die Nutzerinnen und Nutzer profitieren."

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