Züge könnten bald ohne Fahrer unterwegs sein

Züge könnten bald ohne Fahrer unterwegs sein

© APA/AFP/dpa/MARTIN SCHUTT

Digital Life

Die Bahn wird in Zukunft fahrerlos unterwegs sein

Sensoren in Fahrwerken und funkbasierte Stellsysteme: Die Digitalisierung ist längst auch in der Bahnindustrie eingezogen. Bei der Experten-Tagung "Railcontact" des ACstyria im Grazer Messecongress-Zentrum haben internationale Referenten die neuen Errungenschaften sowie einen Ausblick in die Zukunft dargeboten: "Der fahrerlose Zugverkehr wird kommen", meinte etwa Thomas Moshammer von Siemens.

Der Leiter der Abteilung Bogie Engineering erklärte am Mittwoch, dass die Zukunft in der vorausschauenden Instandhaltung liege: "Die Fahrwerke aus dem Grazer Werk etwa werden intelligent gemacht und zwar mit Sensorik. Wir sprechen vom Gesundheitszustand des Fahrwerks." Die Sensoren sagen den Fachleuten, ob die Komponenten und das Fahrwerk als Komplettpaket noch in Ordnung sind. Das bringe den Vorteil, dass keine noch voll funktionstüchtigen Teile getauscht werden, sondern sie erst dann ersetzt werden, wenn es wirklich nötig ist, so Moshammer. In 20 Jahren seien derartige "Add-ons" in allen Fahrwerken fix dabei, Züge werden permanent Daten liefern und schon vor einer Wartung werde man wissen, welche Teile ausgetauscht werden müssen. Der Aufenthalt im Depot werde dadurch kürzer und das spare Geld.

Selbstfahrende Züge

Ähnlich sieht es Gerald Newesely vom Bahn-Hersteller Bombardier: "Es kommt zu einem Umdenken: Hersteller verkaufen nicht mehr nur die Hardware, sondern auch die Software mit." Beim Thema autonomes Fahren von Zügen meinten beide, dass das Auto zeige, wohin es geht. Schon heute werden einzelne Linien in geschlossenen Systemen wie etwa U-Bahnen ohne Fahrer betrieben. Künftig werden es immer mehr sein. Tobias Fischer von der Deutschen Bahn bestätigte das: "Wir prüfen derzeit mehrere Systeme. Am Anfang werden es geschlossene Netze sein, wie etwa S-Bahnen mit eigenem Gleiskörper."

Für Bahnkunden wird sich künftig ebenfalls etwas tun. Schalter und Automaten werden bis auf wenige Ausnahmen verschwinden. Das Smartphone übernimmt die Kommunikation mit dem Kunden: "Der Passagier erhält bessere und genauere Information", schilderte Andreas Schwilling von der Unternehmensberatung Roland Berger. "Eine völlige Verdrängung der alten Kanäle wird es aber nicht geben." Mit dem Mobiltelefon sollen zudem künftig Fahrgäste über eine App genau sehen können, wo die gewünschte Straßenbahn oder der Zug genau stehen oder fahren, wie die Temperatur darin ist und ob die Garnitur voll oder nur spärlich besetzt ist.

Hinzu kommen laut Schwilling integrierte Mobilitätspakete: Der Kunde wird mit seinem Smartphone über eine Plattform alle Möglichkeiten wie Nahverkehr, Radverleih oder Car-Sharing nutzen können und erst am Ende des Monats eine minutengenaue Abrechnung mit Kostenaufstellung bekommen - so die Aussicht des Experten. Die fahrerlose Eisenbahn werde seiner Meinung nach erst Mitte des kommenden Jahrzehnts getestet werden können.

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