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Laber's Lab

Doodletronics: 3D-Drucken per Hand erlernen

3D-Drucker sind das Lagerfeuer des 21. Jahrhunderts.” Erik de Bruijn, Gründer des 3D-Drucker-Herstellers Ultimaker, beschreibt damit die Faszination der Technologie recht gut. Immer wieder bilden sich Menschentrauben um die kleinen Kisten, die Schicht um Schicht scheinbar aus dem Nichts einen Gegenstand erschaffen. Leider bleibt das Verfahren für die Meisten “magisch”. Wie 3D-Druck eigentlich funktioniert, erschließt sich für viele nicht. Das will das Wiener Start-up “Laber’s LAB” ändern. Das sechsköpfige Team rund um Gründer Manuel Laber erklärt 3D-Druck auf ungewöhnliche Weise. Statt eines herkömmlichen 3D-Druckers, wie einem Makerbot Replicator, wird das Verfahren “händisch” erlernt.

3D-Drucker für die Hand

“Wir haben nach einem einfachen Weg gesucht, 3D-Druck erfassbar zu machen. Dann haben wir WobbleWorks und den 3Doodler entdeckt”, so Laber gegenüber der futurezone. Der “3D-Druck-Stift” sorgte vor einem Jahr auf Kickstarter für Aufsehen und konnte dort mehr als 2,3 Millionen US-Dollar einnehmen. Der Stift erinnert an eine Heißklebepistole, an der Spitze kommt jedoch statt Klebstoff geschmolzener Kunststoff heraus. Das Funktionsprinzip ähnelt einem 3D-Drucker. Der Kunststoff wird in Filament-Form zugeführt - beim 3Doodler sind das kurze Stäbe - und mit einem “Extruder” durch die heiße Düse gepresst. An der Spitze kommt dann ein dünner Kunststofffaden heraus, der bereits nach wenigen Sekunden aushärtet.

So weit die Ähnlichkeiten zum 3D-Drucker, doch statt der automatisierten Maschine muss der Benutzer die Kontrolle über den 200 Grad heißen Druckkopf übernehmen. Das klingt einfacher als es letztlich ist, macht aber Spaß und bringt die Grundlagen des 3D-Drucks spielerisch näher. “Die Hand übernimmt die Rolle der Achsen. So lernt man letztendlich, wie man am Besten ein Objekt erstellt und wo die Grenzen liegen”, sagt Laber. Nach einer Weile beginnen die 3Doodler-Benutzer, ihre Kreationen ähnlich aufzubauen wie ein 3D-Drucker. Dafür zeichnen sie sich Ebene um Ebene nach oben, freihändige Versuche sind ähnlich schwer wie mit einem 3D-Drucker, aber möglich.

Arbeiten mit 3D-Druck-Buntstiften

Gearbeitet wird auf Glasplatten. “Beim Testen haben wir festgestellt, dass sich Glasplatten am Besten zum Zeichnen eignen”, erzählt Laber. Vor allem das Arbeiten mit Vorlagen wird so deutlich erleichtert. Diese werden einfach unter die durchsichtige Platte gelegt und können so beliebig oft nachgezeichnet werden. Zudem kann der ausgehärtete Kunststoff sehr leicht von der glatten Oberfläche entfernt werden. Das zeigte sich auch im Kurztest, denn Papier blieb oft am Kunststoff kleben und musste mühsam entfernt werden. Laber’s Lab hat derzeit mehr als 20 3Doodler für die Workshops.

Um den Einstieg zu erleichtern, stehen den Workshop-Teilnehmern mehrere 3Doodler zur Verfügung, die mit Materialien in verschiedenen Farben beladen wurden. So kann, wie bei einem Set Buntstifte, rasch zwischen den Farben gewechselt werden. Das Feedback von den ersten Workshops war positiv. "Den 3Doodler als Werkzeug zum Erleben von Wissen zu nutzen, hat sich bei unserem ersten österreichweit einzigartigen Kreativworkshop '3D von Hand' absolut bestätigt", sagte Laber gegenüber der futurezone.
Laber hat bereits Erfahrung mit 3D-Druck-Workshops, er hat unter anderem das Konzept für das vom Happylab veranstalteten “Fab Lab Bootcamp” entwickelt. Im Rahmen des Intensiv-Workshops werden den Teilnehmern verschiedene Fertigungs-Verfahren sowie der Umgang mit Konstruktionssoftware beigebracht. So weit sind die Besucher des mehrstündigen “3D-Druck von Hand”-Workshops zwar hinterher nicht, sie erhalten aber ein besseres Verständnis für 3D-Druck.

Hilfe bei eigenen Projekten

Einen Schritt weiter geht der “Doodletronics”-Workshop, auf dem der 3Doodler mit simpler Elektronik verknüpft wird. So hat Laber unter anderem eine Darth Vader-Statue gebastelt, die die Star Wars-Titelmusik abspielt, wenn sie mit einem Laserpointer angeleuchtet wird. Ein Storm Trooper fällt hingegen um, wenn er von einem “Laserstrahl” getroffen wird. Ähnliche simple Projekte, die unter anderem an die Kreationen mit dem Elektronik-Lego littleBits erinnern, sollen im Rahmen des Workshops entstehen. 3Doodler-Hersteller WobbleWorks hat bereits Interesse an der Idee bekundet.

Neben Workshops tritt das Start-up vor allem als Berater für Bastler, Maker und Kleinunternehmen auf. Diese können sich mit einer Produktidee oder einem bereits begonnenen Projekt an das Team wenden. Laber’s Lab hilft dann bei der Auswahl der richtigen Materialien, Fertigungsverfahren und im Bedarfsfall auch bei den Einkäufen.

Der nächste “3D-Druck von Hand”-Workshop findet am 14. Juni statt, die Teilnahmegebühr beträgt 29 Euro pro Person. Wer möchte, kann es zunächst auch ausprobieren, für 5 Euro erhält man zwei Stangen Material. Doodletronics findet am 31. Mai statt, der vierstündige Workshop kostet 59 Euro pro Person. Im Preis sind die Kosten für das Material enthalten. Wöchentlich veranstaltet Laber’s Lab zudem ein kostenloses Maker Meetup, auf dem sich interessierte Maker und Bastler austauschen und ihre Kreationen präsentieren können.

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Michael Leitner

derfleck

Liebt Technik, die Möglichkeiten für mehr bietet - von Android bis zur Z-Achse des 3D-Druckers. Begeistert sich aber auch für Windows Phone, iOS, BlackBerry und Co. Immer auf der Suche nach "the next big thing". Lieblingsthemen: 3D-Druck, Programmieren, Smartphones, Tablets, Open Hardware, Videospiele

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