© Jakob Steinschaden

Start-up-Geschichten

EgoArchive: Web-Speicher für Vergessliche

“Es ist leicht, sich an den Fall der Berliner Mauer zu erinnern, aber was ist mit dem lustigen Werbe-Spot, den ein Freund vergangene Woche auf Facebook gepostet hat?” So bewerben die zwei Wiener Internet-Experten Gerald Bäck und Max Kossatz ihr Start-up EgoArchive. In der digitalen Informationsflut wollen sie dem Nutzer als persönliche Suchmaschine für dessen Surf-Verlauf dienen. Ihr Anspruch: Dem Nutzer bei seinem Weg durchs Internet als Browser-Plugin zu begleiten und alles zu archivieren, was ihm auf den Bildschirm kommt. Gesammelt und abgelegt im persönlichen EgoArchive-Account ergibt das eine durchsuchbare Bibliothek der eigenen Internetnutzung. Kostenpunkt: Keiner.

200 weitere Test-Accounts für futurezone-Leser

Derzeit befindet sich EgoArchive in der Closed-Beta-Phase. Die futurezone konnte den jungen Web-Dienst bereits ausgiebig testen, jetzt sind die futurezone-Leser an der Reihe. EgoArchive vergab am Dienst  100 kostenlose Test-Accounts an Interessierte, die in wenigen Stunden vergeben waren. Für futurezone-Leser hat der Web-Dienst weitere 200 Invite Keys zur Verfügung gestellt. Dazu surft man einfach auf http://www.egoarchive.com/user/register/futurezone und registriert sich mit dem Invite Key “futurezone”. Wer möchte, kann sich bei EgoArchive auch mit seiner Facebook-ID, Yahoo!-ID, Google-ID, Twitter-ID, Open ID oder MyOpen ID einloggen.

Der Trick mit den Screenshots
Ausprobieren kann EgoArchive mit einer kleinen Einschränkung jeder. Das zum Archivieren der Webseiten notwendige Browser-Plugin ist für aktuelle Versionen von Firefox, Internet Explorer, Safari und Chrome verfügbar. Nicht unterstützt wird Opera, und zwar aus einem simplen Grund: Der norwegische Browser erlaubt keine automatisierte Speicherung von Screenshots - jenem essenziellen Feature, auf dem EgoArchive aufbaut. “Wir speichern den Volltext und einen Screenshot von der Webseite und machen das im Ego-Archive-Account verfügbar und durchsuchbar”, sagt Gründer Gerald Bäck.

“In Zukunft sollen Web-Dienste wie Facebook aufgenommen werden. Dann wird alles, was im eigenen Newsfeed passiert, ebenfalls gespeichert.” Später soll auch alles, was im persönlichen Twitter-Stream angezeigt wird, durch EgoArchive aufgenommen und im Volltext durchsucht werden können. “Im Prinzip geht es darum, dass ganze Online-Leben abzuspeichern und sich daran erinnern zu können”; so Bäck. Ein Vorteil: Die Inhalte werden so gesichert, wie sie zum Zeitpunkt des Besuchs vorlagen. Gelöschter oder vom Netz genommener Content ist so weiterhin auffindbar. Gespeichert werden derzeit alle Webseiten der vergangenen sieben Tage.

Sicherheit und Zukunft
“Im Netz surft man normalerweise auf unverschlüsselten HTTP-Seiten. Wir schicken das archivierte Material bereits verschlüsselt über HTTPS an unsere Server”, sagt Bäck. “Solange man die Inhalte nicht selbst freigibt, kann von unserer Seite aus niemand mitlesen.” Um interessante Inhalte verteilen zu können, hat EgoArchive Share-Funktionen in seinen Dienst integriert, etwa via Facebook und Twitter.

Damit das Surfverhalten des Nutzers in Zukunft auch unterwegs erfasst wird, plant EgoArchive auch Apps zu veröffentlichen. “Es gibt eine Idee, wie man das, was auf Handy und iPad passiert, auch mitloggen kann, aber das müssen wir erst technisch prüfen”, sagt Bäck. “Wir werden auch versuchen, einen Drittmarkt rund um EgoArchive zu entwickeln”, so sein Partner Kossatz. ”Dann können Entwickler eigene Applikationen für EgoArchive auf Basis einer API entwickeln.”

Zwar wurde EgoArchive als GmbH gegründet, sobald man an Risikokapital von Investoren gelange, würde man eine Ltd. oder Inc. gründen, stellt Bäck in Aussicht. Funding sei jetzt wichtig, um das Ganze voranzutreiben und Entwickler und Marketing-Personal anheuern zu können. Bis Jahresende will man 100.000 aktive Nutzer schaffen. Geplant ist außerdem, EgoArchive auf das Freemium-Modell hinzutrimmen. Zusätzlich zur Gratis-Version werden später Bezahl-Accounts angeboten, die mehr Funktionen bieten. Vorerst will sich das Gründer-Duo auf den europäischen Markt konzentrieren. “Wir würden zwar lieber gleich in den USA starten, aber das ist von Europa aus nicht so einfach, wie wir uns das gedacht haben”, sagt Bäck. “So global ist das Dorf dann auch wieder nicht.”

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