© Wolfgang Katzer

Multimedia

Ein Buch als App: Katzer betritt digitales Neuland

Wolfgang Katzer dürfte für viele in Österreich nicht ganz unbekannt sein. Gemeinsam mit Peter Traxler gründete er in den späten Siebzigern das musikalische Komikerduo „Muckenstruntz und Bamschabl". Nach dem Tod von Traxler 2011 ist Bamschabl nun solo unterwegs. Dabei ist die Bühne nicht der einzige Ort an dem Katzer künstlerisch tätig ist. Auch der Schreibtisch spielt in Katzers Leben eine große Rolle. Nach den Büchern „Till, Till, Coke & Amok" und „Yellowstone" publizierte er 2011 den Roman „Ayasha tanzt".

Verschiedene Medien in seiner Kunst zu vereinen war ihm dabei immer wichtig. Schon als Jugendlicher konnte er sich deshalb nicht entscheiden ob er Musiker, Maler oder Schriftsteller werden sollte. „Rückblickend war die Malerei das Erste, das ich an den Nagel gehängt habe", erklärt er lachend. Musik ist und bleibt jedoch der Mittelpunkt in seinem Leben. Diese Leidenschaft sei jedoch schwer mit seiner Schriftstellerei zu vereinbaren. Aus diesem Grund beneidete er Filmregisseure um ihre Filmmusik. „Ich als Schriftsteller habe es mir nie leisten können, Musik zu meiner Schreiberei liefern zu können", erklärt Katzer dazu. Mit seinem neuesten Projekt, die Entwicklung einer App basierend auf seinem Roman "Ayasha tanzt", konnte er sich diesen Traum nun erfüllen.

Von Print zur App in einem Jahr
Katzers Roman „Ayasha tanzt" basiert auf einer alten, chassidischen Legende und handelt von dem autistischen Mädchen Ayasha, das durch ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten und ihre Kunst schnell zu großer Bekanntheit im Internet gelangt. 2011, zeitgleich mit Erscheinen des Romans, wurde die Idee geboren daraus ein multimediales und interaktives AppBook zu entwickeln. Katzer selbst, zusammen mit einer „kongenialen, jungen Crew", wie er sie bezeichnet, arbeitete nun mehr als ein Jahr daran diese Idee umzusetzen. Die Crew um Katzer hat sich privat zusammen gefunden. Auch seine bereits erwachsenen Kinder sind in dem Projekt fest eingespannt. Die involvierten Programmierer, Webdesigner, Musiker und Filmschaffenden sowie eine Tänzerin ermöglichten es, Katzers Roman multimedial und interaktiv zum Leben zu erwecken. Dabei genoss er es hauptsächlich mit jungen Leuten zusammen arbeiten zu können und lobt deren Engagement und Expertise. „Wenn wer was sagt gegen die Jugend, kriegt er´s mit mir zu tun", betont der 62-Jährige.

Nicht E-Book – AppBook!
Die Idee hinter dem AppBook stelle laut dem Künstler in dieser Form eine Weltneuheit dar. Abgesehen von diversen Fantasy-Romanen und Comics, bei denen einzelne Geräusche während dem Lesen eingeblendet werden, gebe es bis jetzt noch keine vergleichbaren Projekte. Katzer vermutet, dass das daran liegt, dass viele Autoren von den Möglichkeiten im digitalen Sektor schlicht und einfach nichts wissen – so wie er bis vor einem Jahr. Seit dem AppBook-Projekt sieht er jedoch das „ungeheure Potenzial" darin. Doch was macht das AppBook eigentlich so innovativ? Während man den Originaltext des Romans liest, lädt die App im Hintergrund Videos, atmosphärische Geräusche sowie Musik, die daraufhin an bestimmten Stellen im Roman abgespielt werden. „Was man dafür machen muss ist umblättern, alles andere ist Programm", erklärt Katzer. Ihm war es wichtig das AppBook passend zu seinem Schreibstil zu programmieren: kunstvoll, aber nicht kompliziert.

Multimedial und interaktiv
Dabei zeichnet sich das AppBook auf zwei Ebenen aus. Auf der einen Seite bietet „Ayasha tanzt" multimediale Elemente wie Videos, Musik und Geräusche, die die Themenkomplexe des Romans ergänzen und die Leseerfahrung intensivieren sollen. Auf der anderen Seite  bietet das AppBook einige interaktive Elemente mit denen sich der Leser aktiv während der Rezeption beteiligen kann. So können einzelne Passagen des Textes über Social Media geteilt werden, man kann sich über Chatcorners mit anderen Lesern sowie dem Autor selbst austauschen und kann aktiv an Aktionen im Zuge der Romanhandlung teilnehmen. Hierfür wird ein eigener YouTube-Channel eingerichtet, in dem sich Leser kreativ beteiligen können.

Funktionen des AppBooks
Katzer war es sehr wichtig, dass die Elemente den Leser nicht ablenken, sondern unterstützend wirken in seiner Leseerfahrung. „Die große Herausforderung war es, die multimedialen Elemente so zu gestalten, dass sie der Fantasie der Leser dienlich sind, dabei aber nichts vorwegnehmen", betont er. Trotzdem kann der Leser jederzeit beschließen, einzelne Elemente zu deaktivieren und nach Lust und Laune wieder zu aktivieren. Falls man schneller lesen sollte als die errechnete Durchschnittsgeschwindigkeit, werden die Elemente automatisch langsam ausgeblendet. Ein weiterer Pluspunkt: Auch ohne Internet funktionieren die einzelnen Elemente der App, einzig für die Social Media Share-Funktionen muss eine funktionierende Internetverbindung vorhanden sein.

Digitales und rechtliches Neuland
„Menschlich gab es bei der Zusammenarbeit nie Probleme – technische und finanzielle dafür umso mehr", erzählt Katzer. Vor allem die Programmierer hinter dem App-Buch betraten kontinuierlich Neuland, da es keine vergleichbaren Projekte in dieser Form gab. „Es war eine Krux, aber auch spannend", sagt Katzer dazu. Nicht nur technisch gesehen, ist das AppBook „Ayashat tanzt" daher eine Neuheit, auch rechtlich wusste keiner so genau, wie das Projekt einzuordnen ist. Dies war zum Beispiel bei der Registrierung des AppBooks ersichtlich. Weder der Verlag noch gefragte Juristen wussten, wie das AppBook registriert werden muss. Nun trägt es dieselbe Nummer wie die Print-Version des Buches im Impressum. Ob dies überhaupt nötig ist, weiß bis heute keiner so genau. Die Unsicherheit war auch Seitens der Kategorisierung des AppBooks im AppStore von Apple präsent. „Meine Verlegerin und meine Techniker sind noch immer am Überlegen, wie das AppBook eigentlich kategorisiert werden soll", verrät Katzer. Die Neulandentdeckung bleibt also spannend.

 

Nach dem Projekt ist vor dem Projekt
25 Abfuhren holte sich Katzer bei diversen Verlagen, bis der Ibera Verlag Wien, der auch die Print Version von „Ayasha tanzt" publizierte, sich dazu entschloss, dass Projekt zu unterstützen. Den mühsamen Weg bis zum Finden eines Verlags sieht der Autor jedoch nicht negativ. „Selbst Harry Potter wurde von zahlreichen Verlagen abgelehnt. Ich sehe das als gutes Zeichen", erklärt er augenzwinkernd. Nun ist das Projekt AppBook fast abgeschlossen. Konzipiert ist „Ayasha tanzt" für Tablets und Smartphones mit den aktuellen Betriebssystemen von iOS und Android und wird in den einschlägigen App-Stores nach der offiziellen Präsentation am 12.März um 5,99 Euro erhältlich sein. Ein neues Projekt hat Wolfgang Katzer bereits in Aussicht. Noch in diesem Jahr möchte er das AppBook ins Englische übersetzen.

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