Vor der eigentlichen Einführung Ende 2015 wird ELGA noch ausgiebig getestet. Unter anderem sind auch simulierte Hacker-Attacken geplant.
Vor der eigentlichen Einführung Ende 2015 wird ELGA noch ausgiebig getestet. Unter anderem sind auch simulierte Hacker-Attacken geplant.
© APA/HELMUT FOHRINGER

Gesundheitsakte

ELGA startet am 9. Dezember

Nach jahrelangen Vorbereitungen, mehreren Verschiebungen und beinahe endlosen Diskussionen startet die Elektronische Gesundheitsakte (ELGA) nun am 9. Dezember. Den Anfang machen Spitäler in Wien und der Steiermark, gleichzeitig geht das ELGA-Portal in Vollbetrieb. Die Verantwortlichen schließen Kinderkrankheiten nicht aus, erwarten bei der Einführung des Systems aber keine größeren Probleme.

In der Steiermark werden ab 9. Dezember alle Landeskrankenhäuser der Krankenanstaltengesellschaft (KAGes), das Krankenhaus der Elisabethinen, die Geriatrischen Gesundheitszentren der Stadt Graz, das Marienkrankenhaus Vorau sowie das Neurologische Therapiezentrum Kapfenberg die Entlassbriefe, Labor- und Radiologiebefunde der Patienten im ELGA-System speichern. Damit sind in der Steiermark bereits 90 Prozent der stationären Fälle und über 93 Prozent der ambulanten Frequenzen abgedeckt.

Schrittweise

In Wien geht man es etwas vorsichtiger an. In der Bundeshauptstadt können ab 9. Dezember nur fünf Abteilungen des Spitals Hietzing mit ELGA arbeiten. Anfang des nächsten Jahres werden die anderen Spitäler und Abteillungen des KAV folgen, das AKH als größtes Spital Österreichs dann im Frühjahr. Der zuständige KAV-Manager Michael Binder begründet diese "kontrollierte Inbetriebnahme" damit, dass man noch organisatorische Optimierungen vornehmen und etwaige technische Probleme leichter lösen könne.

Die anderen Spitäler und Bundesländer sollen im Laufe des nächsten Jahres an ELGA angeschlossen werden. Die niedergelassenen Ärzte arbeiten ab Mitte 2016 freiwillig und ab Mitte 2017 verpflichtend mit ELGA.

E-Card

Gespeichert werden von jedem Patienten die ärztlichen und pflegerischen Entlassungsbriefe aus dem Spital, die Labor- und die Radiologiebefunde, Röntgenbilder allerdings nicht. Rückwirkend werden keine Befunde gespeichert. Deshalb wird sich am 9. Dezember für die Bürger noch nicht viel ändern. Erst im Laufe der Zeit werden sich die Befunde im System sammeln, und die Bürger müssen sie dann nicht mehr selbst zum Arzt mitnehmen. Gespeichert werden die Daten nicht zentral, sondern sie werden vernetzt. Die E-Card dient als Zugangskarte, gespeichert werden auf ihr allerdings weiterhin keine Gesundheitsdaten.

Mit der sogenannten E-Medikation, die im zweiten Quartal 2016 in der steirischen Region Deutschlandsberg den Probebetrieb aufnehmen soll, werden auch die von Ärzten verschriebenen und von Apotheken abgegebenen Arzneimittel gespeichert. Eine automatische Wechselwirkungsprüfung gibt es zwar nach einem Pilotversuch nun nicht, Ärzte können aber anhand der für den Patienten einsehbaren Liste Wechselwirkungen überprüfen und Doppelverschreibungen vermeiden.

Zugang

Ebenfalls am 9. Dezember geht das ELGA-Portal in Vollbetrieb. Nachdem bereits seit Anfang 2014 die Abmeldung von ELGA möglich ist, können die Bürger über dieses Portal nun auch ihre eigenen Gesundheitsdaten einsehen, ausdrucken oder abspeichern. Im Protokoll ist für jedermann auch genau nachvollziehbar, wer seine Daten aufgerufen oder eingesehen hat. Der Zugang zur persönlichen ELGA erfolgt über das Gesundheitsportal www.gesundheit.gv.at mittels Handysignatur oder Bürgerkarte.

Die Patienten müssen für ELGA nicht zusätzlich zahlen, kostenlos ist sie aber natürlich nicht. Rund 130 Mio. Euro haben Bund, Länder und Sozialversicherung seit 2010 und noch bis 2017 in das System gesteckt. Die laufenden Kosten pro Jahr werden ab 2018 rund 18 Mio. Euro betragen, wird geschätzt. Gleichzeitig erwartet man sich ab 2017 eine Kostendämpfung von 129 Mio. Euro pro Jahr (durch die Vermeidung von Mehrfachmedikation, Doppelbefunden etc.). Die Ärztekammer pocht auf eine Abgeltung der in den Ordinationen nötigen Investitionen, die sie vom früheren Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) erhalten habe. Details und die Höhe sind noch nicht geklärt, Verhandlungen dazu laufen noch.

FAQ

Was ist ELGA? - Die Elektronische Gesundheitsakte ist ein Informationssystem, das den Patienten sowie ihren behandelnden Ärzten, Spitälern, Pflegeeinrichtungen und Apotheken einfachen Zugang zu Gesundheitsdaten bringt. Die dort entstandenen Daten bzw. Befunde werden vernetzt, es wird nichts zentral gespeichert. Schlüssel zu den Daten ist die E-Card.

Wer steht dahinter? ELGA ist ein gemeinsames Vorhaben von Bund, Ländern und Sozialversicherung. Rechtliche Grundlage ist das ELGA-Gesetz, das Anfang 2013 in Kraft getreten ist.

Wann und wo startet ELGA? - Zunächst ab 9. Dezember in öffentlichen Spitälern in der Steiermark und in Wien. Dann folgen die Krankenhäuser in Niederösterreich und Kärnten sowie jene der Sozialversicherung (vor allem die sieben Unfallkrankenhäuser der AUVA). Zug um Zug werden 2016 alle öffentlichen Spitäler mit ELGA arbeiten.

Um welche Daten und Befunde geht es? - Anfangs werden ärztliche und pflegerische Entlassungsbriefe, Labor- und Radiologiebefunde aus den teilnehmenden Spitälern (später auch aus dem niedergelassenen Bereich) abrufbar sein. Es werden nur neue Befunde aufgenommen. Die Daten werden in einem speziellen, interaktiven Format zur Verfügung gestellt. Weitere Befundarten sollen folgen, in Zukunft auch Röntgenbilder und Ähnliches.

Was ist die E-Medikation? - Die E-Medikation (sie ist ein Teil von ELGA) ist eine Datenbank, in der jene Medikamente gespeichert werden, die dem Patienten vom Arzt verordnet wurden. Vermerkt wird auch, ob der Patient das Medikament in der Apotheke abgeholt hat, Schlüssel ist hier ein QR-Code am Rezept. Zur Vermeidung von Wechselwirkungen können die Apotheken auch die rezeptfreien Arzneimittel speichern, die dem (mittels E-Card identifizierten) Patienten verkauft wurden.

Wann geht es in Arztpraxen und Apotheken los? - Ab Mitte 2016 können Vertragsärzte, Gruppenpraxen, selbstständige Ambulatorien sowie Apotheken ELGA zu nutzen. Die E-Medikation wird zunächst in der steirischen Region Deutschlandsberg eingeführt und steht danach für die freiwillige Verwendung zur Verfügung. Verpflichtend werden ELGA und E-Medikation im niedergelassenen Bereich erst ab Mitte 2017. Später werden auch private Krankenhäuser sowie Zahnärzte ELGA verwenden.

Was bringt das alles? - Patienten können ihre eigenen Befunde und ihre Medikamentenübersicht via Internet zeit- und ortsunabhängig abrufen, ausdrucken und speichern. Die Vernetzung der Daten soll zu einem besseren Informationsfluss zwischen den Gesundheitsdienstanbietern führen. Die Ärzte werden mit konkreten, patientenbezogenen Informationen in Diagnostik und Therapie unterstützt.

Wie kann ich selbst auf ELGA zugreifen? - Die eigenen Gesundheitsdaten sind über das ELGA-Gesundheitsportal (www.gesundheit.gv.at) abrufbar, zugegriffen wird über eine gesicherte Internetverbindung. Für den Einstieg ist die Handy-Signatur bzw. die Bürgerkarte notwendig. Hier kann auch die ELGA-Teilnahme widerrufen und wieder aufgenommen werden und Zugriffsrechte verwaltet werden.

Kann ich mich von ELGA abmelden? - Ja. Möglich ist der Widerspruch ("Opt out") am ELGA-Portal, aber auch schriftlich bei der ELGA-Widerspruchsstelle. Bisher (seit 2014) haben sich 225.000 Personen abgemeldet.

Wer hat außer mir Zugriff? - ELGA-Daten eines Patienten sind ausschließlich jenem Arzt (oder sonstigen Gesundheitsdiensteanbieter) zugänglich, bei dem er oder sie aktuell in Behandlung oder Betreuung ist. Behörden, Versicherungen oder Betriebsärzte haben keinen Zugriff. Bei Missbrauch drohen Strafen.

Ist ELGA sicher? - Die Betreiber sagen ja. Sie betonen, dass beim Abruf höchste Sicherheitsstandards angewendet werden. Auch eine Betrugserkennungssoftware wird eingesetzt. Jeder Zugriff wird mitprotokolliert und kann vom Patienten eingesehen werden. Auf der E-Card selbst werden keine Gesundheitsdaten gespeichert.

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