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Surge pricing

Essen online bestellen könnte bei Regen teurer werden

Der US-Lieferservice Sprig hat Surge Pricing bereits im Oktober 2014 eingeführt. Ähnlich wie bei Uber steigen die Kosten für die Essenszustellung, wenn hohe Nachfrage herrscht. Läuft gerade ein wichtiges Football-Spiel im Fernsehen oder schneit es, wollen mehr User zuhause essen. Die Nachfrage steigt und damit die Liefergebühren.

Michael DiBenedetto, Mitgründer der US-Lieferdienst-Suchmaschine Bootler, sieht darin einen bevorstehenden Trend. In einem Kommentar auf VentureBeat begründet er seine Prognose damit, dass die Kosten für die Fahrer immer teurer werden und die Lieferdienste dies durch Surge Pricing kompensieren.

Lieferdienste und Vermittler

Sprig ist ähnlich wie Foodora, das unter anderem in Wien agiert, ein echter Lieferdienst. Gegen eine Gebühr werden die Speisen in Restaurants abgeholt, die keinen eigenen Zustellservice haben. Die anderen großen Player in Österreich, Mjam.at und Lieferservice.at, vermitteln im Grunde nur. Der User bestellt online über die Plattformen, die Zustellung erfolgt aber von den jeweiligen Restaurants.

Das heißt aber nicht, dass Surge Pricing hier nicht umsetzbar wäre. Durch Echtzeit-Analyse wäre es für die Bestellplattformen einfach festbestellbar, wenn in einem bestimmten Gebiet die Nachfrage deutlich höher ist als sonst. Bestellt man zu einer Adresse in diesem Gebiet, könnten die Preise für alle Restaurants auf Mjam.at oder Lieferservice.at beispielweise um 15 Prozent höher als üblich sein.

Doch wie würden diese Plattformen das rechtfertigen? Bei hoher Nachfrage liegt es immer noch an den Restaurants, die Speisen schnell genug zuzubereiten und zuzustellen. Nur weil während des EM-Finales mehr Leute essen bestellen, wird das Restaurant nicht kurzfristig einen zusätzlichen Fahrer oder Koch anstellen. Aber sie würden mehr Geld verdienen. Und wenn beide Plattformen gleichzeitig Surge Pricing einführen, kommt man als Kunde ohnehin nicht mehr aus.

Noch nicht in Österreich

Ganz so düster ist die Zukunft für Pizza- und Burger-Fans, die am liebsten auf dem eigenen Sofa ihren kulinarischen Genüssen frönen, noch nicht. Delivery Hero, das Mutterunternehmen von Mjam.at, beschäftigt sich nicht mit solchen Modellen. „Sie werden in absehbarer Zukunft keine Rolle spielen. Unser hauptsächliches Augenmerk bezüglich der Preisstruktur liegt darauf, dass es keine Unterschiede gibt zwischen den Preisen im Restaurant und auf unseren Plattformen“ sagt Bodo von Braunmühl, Chef der Unternehmenskommunikation von Delivery Hero.

Jitse Groen, CEO von Takeaway.com, dem Mutterkonzern von Lieferservice.at, hat für Surge Pricing nichts übrig: „In den USA ist Surge Pricing die direkte Folge davon, dass die Zustelldienste nicht mit der Nachfrage zu Spitzenzeiten umgehen können. Mir gefällt dieses System nicht. Jeder weiß, dass Menschen am Abend essen. Es ist lächerlich, wenn man sie dafür bestrafen würde.“

Foodora Österreich, die am ehesten mit Sprig vergleichbar sind und zum Delivery Hero-Konzern gehören, lehnt Purge Pricing ab, arbeitet aber an einem System mit dynamischer Liefergebühr: „Bei foodora existiert kein Surge Pricing und wir planen das Modell nicht einzuführen. Wir haben vor, ein System zu testen, dass dem Kunden entgegen kommt. Dabei handelt es sich um eine dynamische Liefergebühr, bei dem sich der gängige Betrag (3,50€) reduziert, je nachdem, wie weit der Kunde vom bestellten Restaurant entfernt ist.“

Purge Pricing pusht Abo

Sprig hat Surge Pricing genutzt, um ein Anfang 2015 eingeführtes Feature zu promoten, das man ebenfalls von einem anderen Unternehmen kennt. Ähnlich wie bei Amazon Prime kann bei Sprig ein monatliches Abo abgeschlossen werden. Für 10 US-Dollar pro Monat kann man so viel bestellen wie man will, ohne extra Liefergebühren (und damit auch ohne Liefergebühren-Preisschwankungen) zahlen zu müssen.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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