EU-Codeweek: Kinder sollen durch die Workshop-Angebote Spaß am Programmieren bekommen.
EU-Codeweek: Kinder sollen durch die Workshop-Angebote Spaß am Programmieren bekommen.
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EU CodeWeek: "Programmieren genauso wichtig wie Latein"

Für die einen ist Programmieren noch so etwas wie eine Art Geheimwissenschaft, für die anderen ist es eine wichtige Kompetenz in der digitalen Welt, die bereits im Kindergarten oder in der Schule vermittelt werden sollte. In Estland gibt es Programmieren bereits als eigenes Unterrichtsfach, weitere EU-Länder wie Großbritannien oder Finnland rüsten ihre Schulen in diesem Bereich in den nächsten Jahren massiv auf, wie Meral Akin-Hecke, Wirtschaftsinformatikerin und Österreichs „Digital Champion“, der futurezone erzählt. Die Informatikerin entwickelt in dieser Funktion gemeinsam mit 24 anderen nationalen Vertretern aus den EU-Ländern im Auftrag der EU-Kommission digitale Strategien für Europa.

IT-Kompetenzen stärken

„In Europa gibt es einen Fachkräftemangel im Bereich Informationstechnologie. Bis zum Jahr 2020 fehlen rund 900.000 Fachkräfte“, sagt Akin-Hecke. Dem will man nun auf EU-Ebene entgegensteuern und hat mit der „EU CodeWeek“ eine Initiative ins Leben gerufen, die Kindern das Programmieren schmackhaft machen soll. Insgesamt finden EU-weit zwischen 11. und 17. Oktober mehr als 1500 Veranstaltungen rund um das Thema Programmieren statt, in Österreich sind es 46 in fünf Bundesländern.

EU-Codeweek
Programmieren werde alleine deshalb immer wichtiger, weil Menschen durch die fortschreitende Digitalisierung zunehmend zu Gestaltern statt zu reinen passiven Konsumenten werden, so Akin-Hecke. „Wenn wir da mithalten möchten, müssen IT-Kompetenzen Einzug in die Schulen erhalten und zur Selbstverständlichkeit werden“, erklärt Barbara Novak, Vorsitzende des Wiener Bildungsservers. Dieser startet Mitte Oktober eine eigene Fortbildungsreihe für Lehrkräfte, um Kindern im Volksschulalter eine spielerische Einführung ins Programmieren mitzugeben. „Wir wollen die Hemmschwelle bei den Lehrern abbauen und ihnen ein gutes Rüstzeug für den Unterricht mitgeben“, sagt Novak.

Ebenso logisch wie Latein

Beim Programmieren geht es dabei nicht nur darum, IT-Kompetenzen aufzubauen, sondern auch darum, analytische Fähigkeiten und Problemlösungskompetenzen zu entwickeln. „Man kann durch das Programmieren neue Welten erschließen, dort kreativ sein, sich gefahrlos austoben und neue Dinge schaffen“, sagt Gerhard Göschl von Microsoft Austria. Laut Göschl würde es durchaus Sinn machen, Programmiersprachen als „zweite Fremdsprache“ in den Unterricht zu integrieren. „Programmieren ist genauso wichtig wie Latein. Durch Latein lernt man Logik kennen und wie man sich methodisch an etwas heranarbeitet. Genauso ist es auch beim Programmieren. Deshalb sollte man Programmieren auch in den Unterricht hineinbringen“, empfiehlt Göschl.

Derzeit beruht dies bei den Schulen aber auf Freiwilligkeit, nur in Neuen Mittelschulen (NMS) gibt es ein Modell, das festlegt, wie digitale Kompetenzen in unterschiedlichen Fächern unterrichtet werden sollen. „So etwas wichtiges darf man nicht der Freiwilligkeit der Lehrer überlassen“, betont Akin-Hecke, denn es könnte sich nachteilig für Österreich auswirken. „Informatik verzeichnet an den Unis einen Rückgang an Studierenden. Das stimmt nicht gerade euphorisch, denn wir brauchen gut ausgebildete Menschen“, erklärt Anton Bayer von Catalysts, einem Unternehmen, das vor allem Individualsoftware entwickelt. In Wien sei jeder Fünfte im IKT-Bereich tätig und das sei ein „essentielles Asset im internationalen Standortwettbewerb“. Catalysts beteiligt sich daher ebenso wie A1 oder Microsoft an der CodeWeek in Österreich.

Das Programm im Detail

A1 bietet am „Internet für alle“-Campus zwischen 13. und 17. Oktober Coding-Workshops für Kinder, vor allem zwischen 7 und 13 Jahren, an. Es werden Sortiernetzwerke gebildet, das Programm SratchJR eingeführt oder das Programmieren mit Mini-Robotern geübt. Auch die PicoBoards, das sind externe Geräte für Scratch, kommen zum Einsatz. A1 will in Folge überprüfen, ob sie Teile der Workshops in ihr fixes Programm integrieren.

Microsoft bietet einen Gaming Hackathon und eine Game Develpment Challenge, bei der eigene App-Idee fürs Windows Phone und Windows 8 umgesetzt werden können. Auch die von Grazer Studierenden gegründete Initiative catrobat wird ihre App pocketcode zur Verfügung stellen. Mit der App können Kinder und Teenager ihre eigenen Smartphone- und Tablet-Anwendungen erstellen, ohne dass dazu ein Vorwissen notwendig ist. „Es ist eine gute Möglichkeit, Kinder zum Programmieren zu bekommen“, erklärt Matthias Müller.

Zudem bietet die FH St. Pölten in Niederösterreich einen Workshop zur Spieleentwicklung mit Unity 3D und im Wiener Museumsquartier gibt es von Montag bis Freitag fünf Tage lang eine „CodingSchool“, die jeden Tag unterschiedliche Schwerpunkte hat wie etwa Python für Anfänger, das mobile Orchester fürs Windows Phone oder eine Einführung in Drupal 8. Das ganze Programm in Österreich zum Nachlesen. Die Workshops sollen dabei laut Akin-Hecke nur der Startschuss für eine Reihe weiterer Aktivitäten rund ums Programmieren sein, denn eine Woche Coden pro Jahr kann höchstens der Anfang sein.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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