EU-STUDIE

Filterprogramme für Kinder begrenzt nützlich

Beim Einsatz von Filterprogrammen können Kinder einer Studie zufolge in rund einem Fünftel der Fälle auf nicht für sie bestimmte Inhalte im Internet zugreifen. Es bestehe eine "mindestens 20-prozentige Chance" des Zugangs zu solchen Seiten, die beispielsweise zu Magersucht, Selbstmord oder Selbstverstümmelung verleiten, erklärte die EU-Kommission am Donnerstag in Brüssel unter Berufung auf eine jetzt veröffentlichte Studie.

Falscher Effekt

Zugleich könnten die Schutzprogramme entgegen der Absicht auch Seiten mit besonders kindgerechten Inhalten blockieren.
Die Studie hatte 26 Programme zur elterlichen Kontrolle für PCs, drei Programme für Spielekonsolen und zwei Programme für Mobiltelefone unter die Lupe genommen. Die Software filtert demnach nur an Erwachsene gerichtete Inhalte mit rund vier Fünftel Erfolgschancen generell "recht gut" heraus. Die Filterung des Zugangs zu Web 2.0-Inhalten, Sozialen Netzwerken, Foren und Internet-Blogs sei jedoch problematischer als die Kontrolle klassischer Internetseiten. Zur Kontrolle solcher neuer Angebote seien "nur wenige" Programme in der Lage.

Auch bei Kontrollprogrammen für sogenannte Smartphones, also internetfähige Handys, sowie für Spielekonsolen gibt es Lücken, wie die Studie ergab. Dabei gingen bereits heute 31 Prozent der Kinder in Europa über ihr Smartphone und 26 Prozent über die Spielekonsole ins Internet.

Ein Viertel der Eltern setzt auf Filter

Abgesehen von den Lücken in den Kontroll- und Filterprogrammen stellte die Untersuchung fest, dass nur etwa ein Viertel der Eltern solche Programme überhaupt einsetze oder selbst verfolge, was die Kinder im Netz anklicken. Immerhin 70 Prozent der Eltern gaben aber an, dass sie "mit ihren Kindern über deren Aktivitäten im Internet sprechen", 58 Prozent von ihnen sind demnach in der Nähe, wenn der Nachwuchs im Netz surft.

"Kein Allheilmittel"

Je nach Mitgliedstaat variierten die Zahlen deutlich, sagte ein Sprecher der für digitale Medien zuständigen EU-Kommissarin Neelie Kroes. So werde spezielle Software in Großbritannien von mehr als der Hälfte der Familien genutzt, in Rumänien hingegen nur von neun Prozent.
Computerprogramme seien jedoch "kein Allheilmittel", betonte der Sprecher. Es gebe auch andere Möglichkeiten, um zu kontrollieren, was Kinder sich im Internet anschauen.

Für die Studie wurden zwischen April und August 2010 EU-weit mehr als 25.000 Kinder und jeweils ein Elternteil befragt.

(APA/AFP/dpa/futurezone)

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