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Sicherheit

Forscher warnt: Smart-TVs von Malware bedroht

Da bisher noch keine Schutzsoftware für den Smart-TV auf dem Markt vorhanden ist, könnten Attacken zum jetzigen Zeitpunkt ohne großen Aufwand erfolgreich verlaufen und großen Schaden anrichten.

Eine zufällige Entdeckung des italienischen Forschers Luigi Auriemma, welcher sich beruflich auf die Entdeckung von Sicherheitslücken spezialisiert hat, bestätigt seine Annahme, dass Fernseher mit Internetverbindung künftig ins Visier von Hackern geraten könnten: Im April 2012 bemerkte er große Sicherheitslücken am Samsung HD-Fernseher seines Bruders. "Ich wollte eigentlich nur eine Nachricht auf dem Fernseher meines Bruders zeigen, während er fernsah", so Auriemma zu Ars Technica.

Der TV war mit dem Ethernetkabel am Heimnetzwerk verbunden. Daher benutzte der Forscher einen Computer aus dem gleichen Netzwerk, um sich mit dem Fernseher zu verbinden. Er wählte die "Deny Access"-Funktion. Kurz darauf begann sich der Fernseher immer wieder ein- und auszuschalten und ließ sich weder durch die Fernbedienung noch durch die im Fernseher integrierten Knöpfe steuern. Das Herausziehen des Ethernet- und Netzwerkkabels blieb wirkungslos. Als Auriemma die DoS-Attacke mit dem Samsung Support Team besprach, konnte ihm dieses nicht wirklich weiterhelfen. Um den Fernseher wieder zurückzusetzen, musste der Italiener einen Vorgang durchführen, der normalerweise nur von Monteuren üblich ist.

Auriemma ließ verlauten, eine solche Attacke könne auch aus dem Internet ausgeführt werden, da der Fernseher eine öffentliche IP hat und keinen Filter benutzt. Zwei Wochen später stellte ein weiterer Forscher die DoS-Angreifbarkeit in einem Sony Bravia TV fest. "Man kann weder die Lautstärke noch die Sender umstellen. Es funktioniert keine einzige Funktion mehr", beschrieb Gabriel Menezes Nunes die Attacke.

Zukunft liegt im Smart-TV
Diese Gefahren werden für unsere Gesellschaft immer aktueller, denn wie eine Erhebung des Hightech-Verbandes Bitkom zeigt, wird die Web-Nutzung durch Smart-TVs auf lange Sicht stark zunehmen. Mittlerweile besitzt jeder zweite Fernseher in Deutschland, der zurzeit verkauft wird, einen Internetanschluss. Derzeit nutzen aber nur 30 Prozent die Online-Funktion. In Österreich sieht der Boom mit den Smart-TVs ähnlich aus.

Die Entwicklung von Sicherheitssystemen für Smart-TVs befindet sich aber noch im Anfangsstadium, da offiziell noch keine Malware bekannt ist. Das hat einen Grund: "Hacker werden sich erst die Mühe machen, Malware zu entwickeln, wenn die Reputation der TV-Software steigt. Für Hacker muss Profit möglich sein, wie beispielsweise der Kreditkartendatenklau. Derweil nutzen aber noch zu wenige Menschen den Internetzugang", so Christian Funk, Kaspersky-Sicherheitsexperte, zur futurezone. Wenn sich in der Zukunft der Anteil der Smart-TV-Nutzer aber wie vorausgesagt vergrößern wird, wäre es laut Funk durchaus denkbar, dass Kaspersky eine Sicherheitssoftware entwickeln wird.

Angriffsfläche Smart-TV
Die Übertragung der Malware zum Nutzer und seinem Fernseher kann auf verschiedenen Wegen geschehen. Einerseits kann die Malware vom Router auf den PC und dann durch die Verbindung mit dem Fernseher auf diesen übertragen werden. Steckt man einen verseuchten USB-Stick an, kann das ebenso passieren.
Um an sensible Daten von Online-Plattformen heranzukommen, könnte Phishing zum Einsatz kommen. Bei dieser Methode bauen Kriminelle Webseiten eins zu eins nach, um so an Log-in-Daten zu kommen. Die Links werden dann über soziale Netzwerke verbreitet und vom nichtsahnenden Nutzer am Smart-TV aufgerufen. Weitere Malware-Übertragungsmöglichkeiten bieten sich durch die häufige Verwendung der Nutzer von Musik- und Videoportalen, sozialen Netzwerken und Apps an.

"Viele Fernseher haben eine Android-Software. Und für Android sind dutzende Malwares im Umlauf, beispielsweise auch auf Apps. Lädt ein Nutzer sich diese auf seinen Fernseher herunter, wird der Virus ebenso große Auswirkungen haben wie auf dem Smartphone", sagt Sicherheitsexperte Funk. Letztlich kann die Schadsoftware aber in allen elektronischen und vernetzten Apparaten landen. Wie viele Menschen bisher bereits von einem TV-Virus betroffen waren, ist noch unbekannt.

Haben die Kriminellen erst im neuen Betätigungsfeld Smart-TV Fuß gefasst,  wird es gefährlich. Denn alle Daten, die jemals über den Fernseher eingegeben wurden, können ausspioniert werden. Viren können den Fernseher unbrauchbar machen, oder immer wieder neu starten lassen. Wird der Fernseher von einem Hacker gesteuert, kann dieser unerwünschte Webseiten aufrufen oder kostenpflichtiges Material herunterladen.

Schutzmöglichkeiten
Experten, wie der Viren-Analyst Marco Preuß von Kaspersky, wiesen in der Vergangenheit darauf hin, dass der Sicherheitsgedanke beim Kauf eines Smart-TV ebenso wichtig ist, wie ein schönes Bild und ein guter Sound. Kaspersky-Sicherheitsexperte Funk bestätigt dies im Interview: "Nutzer müssen ihren gesunden Menschenverstand einschalten und die Hersteller dafür sorgen, dass die Software am Smart-TV immer Up-to-Date ist."

Empfohlen wird allen Nutzern, Kreditkartendaten oder das Online-Banking-Passwort nicht leichtfertig über den neuen Smart-TV preiszugeben.

TV-Virenschutz aus England
Der erste TV-Virenschutz wird vermutlich aus England kommen. Im Juni 2012 gab das britische Softwareunternehmen Ocean Blue eine Zusammenarbeit mit dem Sicherheitssoftware-Unternehmen Sophos bekannt. Ziel ihrer Zusammenarbeit ist die Entwicklung einer Cloud-basierten Antivirus-Lösung für den Smart-TV. Der Virenschutz Neptune Anti Virus soll den Smart-TV vor unerwünschten Zugriffen schützen und Viren blockieren. Die Hersteller versprechen außerdem einen niedrigen Zugriff auf Systemressourcen. "Das Produkt befindet sich noch in der Entwicklung", so Amy Low, Marketing Managerin des Unternehmens. Durch die Software könnten die Nutzer aber in der Zukunft alle Vorteile ihres Smart-TV nutzen und sich trotzdem sicher fühlen.  

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