© Nandhp

Digital Life

Google Street View-Angebot auf Antarktis ausgeweitet

Nach dem jüngsten Update sind auf Google Street View nicht nur Bilder aus Brasilien und Irland, sondern auch aus der Antarktis zu sehen. Somit steht nun Bildmaterial aller Kontinente zur Verfügung.

Die Aufnahmen aus der Antarktis entstanden im Rahmen einer Expedition und stammen von einer Gegend, die Half Moon Island genannt wird. Zusätzlich zu diesem Bildmaterial sind Fotos, die von Nutzern hochgeladen wurden, verfügbar.

Google Street View bietet seit Mai 2007 mit 360-Grad-Panoramabilder aus Straßenperspektive, die in fünf US-amerikanischen Städten aufgenommen wurden. Noch heute fahren Google Autos und -Fahrrädern, die mir Kameras ausgestattet sind, durch die ganze Welt, um Bildmaterial zu sammeln, dass es den Nutzern ermöglicht, in Fußgängerperspektive durch die Straßen von Städten bewegen und Rundum-Panoramen der Straßenzüge betrachten. Besonders in letzter Zeit erregten datenschutzrechtliche Bedenken, sowie die Sorge um den Schutz der Privatsphäre mediales Aufsehen.

Datenpanne bei Google

Street View sorgte erstmals für negative Schlagzeilen, nachdem Google im Mai bekannt gegeben hatte, dass Google Street View-Autos mit einem Scanner für WLAN-Netze ausgestattet seien und bei den Fahrten unabsichtlich Daten nicht passwortgeschützer WLAN-Netze gesammelt worden seien. Somit wurden nicht nur Bilder von Straßen aufgenommen, sondern auch erhoben, in welchen privaten Haushalten drahtlose Netze betrieben werden. Google wollte sich jedoch umgehend mit den Behörden in den betroffenen Ländern (USA, Deutschland, Frankreich, Brasilien und Hongkong) in Verbindung setzen, um zu evaluieren, wie man sich der Daten am sichersten entledigen könne. Die Aufregung war dennoch groß, da Google, durch die Kombination der Bilder und der gesammelten Daten WLAN-Netze bestimmten Hausnummern zuordnen könnte.

In Italien, wo Google 2008 die Städte Rom, Mailand und Florenz sowie entlang des Comer Sees aufgenommen hatte, wurden daraufhin umgehend Ermittlungen eingeleitet. In Südkorea wurde im August das Büro von Google Korea durchsucht und Speichermedien, auf denen sich diesbezügliche Daten befinden konnten, beschlagnahmt und in Frankreich wurde eines der Google-Autos von französischen Behörden gestoppt, um überprüfen zu können, ob, wie angekündigt, tatsächlich keine WLAN-Daten mehr gesammelt werden. Auch wenn sich die französischen Behörden nicht zu dem Ergebnis äußerten, schien die Überprüfung zu ihrer Zufriedenheit ausgefallen zu sein, da die Autos wieder durch französische Straßen fahren durften.

Nach einem Prüfverfahren in Tschechien darf Google vorerst keine weiteren Aufnahmen für Street View sammeln. Begründet wurde diese Entscheidung der Datenschutzbehörde damit, dass Google sich Methoden bedient, "die unangemessen in die Privatsphäre der Bürger eingreifen". Dazu zählten vor allem die Aufnahmen der Kameras, die über die allgemeine Straßenansicht hinausgingen.

Weiters forderte Behördenchef Igor Nemec, dass Google zwischen Städten und Dörfern unterscheiden solle, da es in Dörfern keinen Sinn mache, detaillierte Informationen für Touristen zu sammeln. Ein weiterer Grund für das Verbot sei das Versäumnis von Google gewesen, dass es angesichts seines Sitzes außerhalb der EU keinen lokalen Beauftragten für persönliche Daten benannt habe.

Google erklärte, "die Angelegenheit wird bald gelöst sein". Google werde bis dahin keine Daten sammeln. Das Verbot schließt laut der tschechischen Datenschutzbehörde keine weiteren Verhandlungen aus. Auch stehe dem Projekt nach Ansicht der Behörde nichts entgegen, wenn die Kameras niedriger angesetzt würden, erklärte die Behörde. Jene Aufnahmen, die in Tschechien vor dem Oktober 2009 entstanden sind, dürfen online bleiben, allerdings müssen die Gesichter aller Personen unkenntlich gemacht werden.

Der Status Quo in Österreich, Deutschland, Spanien und Taiwan

In Österreich dürfen die Google Autos derzeit keinerlei Aufnahmen machen, denn die Datenschutzkommission erwirkte im Frühjahr die Einstellung der Fahrten. Erst wenn das seit Mai laufende Prüfverfahren (voraussichtlich) im Herbst diesen Jahres abgeschlossen sein wird, soll ein Auflagenbescheid festlegen, welche Einschränkungen Google bei weiteren Street View aufnahmen beachten muss.

In Deutschland waren die Google-Autos bereits unterwegs, allerdings wurde den Bürgern das Recht erteilt, gegen die Veröffentlichung ihrer Hausfassaden bei Google Street View Einspruch zu erheben. Gemäß einem Bericht des Spiegel machten bereits mehrere hunderttausend Menschen von ihrem Recht Gebrauch. Diese Meldung wurde just rund um den Zeitpunkt publik, an dem Google bekanntgegeben hatte, noch heuer das Street View-Auto durch 20 große Städte zu schicken. In Deutschland haben Immobilienbesitzer und Mieter noch bis zum 15. Oktober Zeit, zu fordern, dass ihr Haus unkenntlich gemacht wird.

Auch in Taiwan kann man die Löschung des gesammelten Materials beantragen, wenn man sich in seiner Privatsphäre verletzt fühlt. Dies verkündete man von Seiten Googles, nachdem der taiwanesische Konsumentenschutz darauf aufmerksam gemacht hatte, dass persönliche Daten gesammelt und veröffentlich würden. So seien etwa nicht alle Autokennzeichen und Personen nicht gänzlich unkenntlich gemacht worden. Ein Fall hatte für besonders Aufsehen gesorgt: eine nicht zur Gänze bekleidete Frau hatte sich aus dem Fenster gelehnt und wurde dabei vom Google Street View Auto fotografiert. Das Bild konnte von jedem aufgerufen werden, der die Adresse des Hauses wusste. Nur ein Beispiel dafür, dass Google nicht ausreichend personalisierte.

In anderen Ländern wie Spanien, aber auch in den USA stehen Google noch juristische Auseinandersetzungen bevor. So muss sich Google in Spanien nach einem Antrag der der spanischen Bürgerrechtsbewegung Apencida im Oktober in Madrid vor Gericht verantworten und einen Bericht über die Art und Menge der gesammelten Daten über private WLAN-Netzwerke vorlegen.

Akzeptanz in Großbritannien und Schweden
Doch nicht in allen Ländern gibt es derartige Kontroversen um das Google-Projekt. In Großbritannien etwa kam ein Gericht zu dem Schluss, dass die Aufnahmen von Auto-Kennzeichen und Hausfassaden legal und Personen nicht identifizierbar seien. In Schweden gab es schon längst keine Diskussion mehr, als die Google-Autos durch die Straßen fuhren. Dort gab es zu der Zeit nämlich bereits zwei etablierte Seiten, darunter die schwedischen Gelben Seiten, auf denen sich User einen Eindruck von Straßenzügen verschaffen konnten. Google plant derzeit weitere europäische Länder aufzunehmen. So sollen die Google Autos etwa demnächst durch Lettland fahren.

Nokia arbeitet an Konkurrent zu Street View
Nokia gab, ungeachtet aller Diskussionen, im Rahmen der Nokia World bekannt, dass derzeit an einer Alternative zu Google Street View, die 3D-Panorama-Ansichten bieten soll, gearbeitet werde. Mit dem Sammeln von Bildern soll im November in London begonnen werden. Die Bilder sollen noch deutlicher und dadurch noch realistischer sein. Dafür werden jene Autos, die das Bildmaterial liefern sollen, die so genannten Navteq Truecars, mit hochauflösenden Kameras, GPS und einem Laser-Radar-Gerät ausgestattet sein.

Ein komplettes 3D-Rendering der Orte und der Umgebung soll den Usern die Möglichkeit bieten, sich durch ein fotorealistisches Ambiente zu bewegen. Die Karten sollen in Zusammenarbeit mit dem US-amerikanischen Anbieter von Geodaten, Navteq entstehen, mit dem Nokia bereits die Ovi Maps angefertigt hat.

//Irene Olorode//

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Kommentare