Autorinnen werden häufiger persönlich beleidigt
Autorinnen werden häufiger persönlich beleidigt
© REUTERS/VASILY FEDOSENKO

Analyse

Guardian zeigt Sexismus in Nutzerkommentaren auf

Auf ungewöhnlich offene Art hat der Guardian eine Analyse der Kommentare veröffentlicht, die Nutzer auf der Webseite der britischen Tageszeitung seit dem Jahr 2006 hinterlassen haben. Der Datensatz umfasste 70 Millionen Kommentare. Wie der Guardian herausstreicht, mussten die Moderatoren der Seite nur 1,4 Millionen Kommentare blockieren, was zwei Prozent der Gesamtmenge ausmacht. Bei der Analyse dieses Bruchteils zeigen sich neben Sexismus weitere diskriminierende Tendenzen.

Minderheiten als Angriffsziel

Von den zehn am häufigsten beschimpften Autoren sind acht Frauen und zwei sind schwarze Männer, stellt der Guardian fest. Autorinnen werden signifikant öfter das Ziel persönlicher Untergriffe, besonders in den Sparten, in denen es ohnehin wenig weibliche Mitarbeiterinnen gibt, etwa Sport oder Technik. In der Mode-Sparte wiederum würden die dort als Autoren unterrepräsentierten Männer öfter beleidigt.

Frauen, Homo-, Bi- und Transsexuelle sowie ethnische und religiöse Minderheiten werden häufiger das Ziel missbräuchlicher Kommentare. Die Anonymität des Internet treibt viele Nutzer offenbar zu verbalen Äußerungen, die von Angesicht zu Angesicht wohl seltener auftreten würden. Wenn ein Autor einmal beleidigt wird, schaukeln sich missbräuchliche Nutzerkommentare oft gegenseitig auf. Manche Nutzer versuchen dann, sich gegenseitig mit weiteren Kommentaren zu überbieten, die jeweils noch weiter "unter der Gürtellinie" liegen.

Trotz der Ergebnisse betont der Guardian, weiterhin zu Offenheit in seinen Foren zu stehen. Der Großteil aller Diskussionen verlaufe zivilisiert, man werde nicht beginnen, Kommentare bei einzelnen Artikeln zu deaktivieren, weil sich eine Minderheit nicht beherrschen könne.

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