Das Beste an dem Film ist ein selbstironischer Einzeiler: "Die stehen wirklich auf Sehenswürdigkeiten"
Das Beste an dem Film ist ein selbstironischer Einzeiler: "Die stehen wirklich auf Sehenswürdigkeiten"
© 20th Century Fox

Filmrezension

Independence Day Wiederkehr: Seelenloses aus dem Baukasten

Achtung: Diese Rezension enthält einen sanften Spoiler, um das Missfallen über die Standard-Formel, nach der der Film abläuft, zum Ausdruck zu bringen.

Independence Day (1996) ist für mich ein perfekter 90er-Jahre-Film. Mehr sogar: Die Effekte waren damals großartig, die Bildsprache war gewaltig, die Charaktere überraschend gut ausgearbeitet und das „wenn wir alle zusammen halten, sind wir die besten, geilsten und stärksten“-Gefühl am Ende überwältigend. Und ich sage das nicht nur aus der Sicht meines 13-jährigen ichs: Ich stehe immer noch dazu. Independence Day ist, trotz Kitsch und „‘murica fuck yeah!“, ein genialer Action-Katastrophen-SciFi-Film.

20 Jahre später. Mit Independence Day: Wiederkehr läuft hierzulande am 14. Juli eine Fortsetzung an, nach der niemand gefragt hat. In die Kinos werden trotzdem genug Leute gehen, weil sie, wie ich, gute Kindheitserinnerung an Independence Day haben. Und das nutzt Wiederkehr schamlos aus.

Schamlos, weil unbemüht. Wenn man schon keinen originellen Film macht, dann sollte er zumindest Seele haben. Und wenn er keine Seele hat, dann bildstarke Kameraeinstellung. Und wenn nicht mal das vorhanden ist, kann eigentlich nur noch der Soundtrack retten. Bei Wiederkehr ist nichts davon der Fall.

Kurzfassung

Wiederkehr spielt, passenderweise, 20 Jahre nach Teil 1. Die Menschheit hat sich Alientechnologie angeeignet. Die Aliens kommen wieder. Sie sind größer und uns überlegen. In gefühlten 15 Sekunden wird ein Plan zur Rettung der Erde geschmiedet, Deus Ex Machina, Happy End.

Streng genommen ist Deus Ex Machina der falsche Ausdruck, da es nicht eine „plötzliche, unmotiviert eintretende Ereignisse, Personen oder außenstehende Mächte bewirkte Lösung eines Konflikts“ ist (Wikipedia). Es ist nicht plötzlich, sondern vorhersehbar. Wiederkehr ist einfach eine Zusammenstückelung von bekannten Modulen. Es ist eine generische Story nach dem Baukastenprinzip. Anscheinend setzt Hollywood nun endgültig Software ein, um Handlungen für Filme zu generieren.

Independence Day: Wiedekehr
Das wirklich Schlimme daran ist: Der Generator scheint bereits die Handlung für Teil 3 ausgespuckt zu haben. Das suggeriert das grauenvolle Ende von Wiederkehr zumindest überdeutlich. Schade, denn am Anfang des Films wird eine spannendere Geschichte kurz angerissen. Eine Gruppe Menschen hat mehrere Jahre in Afrika ein Bodenkrieg gegen die Aliens geführt, deren Schiff in Teil 1 nicht zerstört wurde, sondern gelandet ist.
Independence Day: Wiedekehr

Fazit

„Willkommen auf der Erde, Arschloch“: Wer bei diesen Worten grinsend an Will Smith denkt, der in Independence Day einen Alien KO schlägt, im Fallschirm durch die Wüste schleppt und wütend auf ihn eintritt, bevor ein Flüchtlings-Convoy ihn aufgabelt, sollte sich Independence Day: Wiederkehr nicht ansehen.

Man kann sich nicht mal über den Film vernünftig aufregen, weil er einfach nur „meh“ ist. Es ist einem einfach egal, was mit den Charakteren passiert, weil sie, im Gegensatz zu Teil 1, keine Seele haben. Es ist alles zu generisch. Es macht nicht mal Spaß die Handlung vorzusehen, weil sie so dermaßen offensichtlich ist.

Übrigens, die Blu-ray von Independence Day - Extended Cut kostet auf Amazon derzeit 13 Euro. Das ist ein besserer Weg, um seiner 90er-Jahre-Film-Nostalgie zu frönen.

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

mehr lesen
Gregor Gruber

Kommentare