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Kunstprojekt

Internetnutzer können Ratte per Webcam erschießen

Der deutsche Künstler Florian Mehnert sorgt derzeit mit einem gewagten Projekt für Aufregung. Er überträgt auf seiner Webseite das Gehege einer jungen Ratte, die scheinbar ein normales Leben lebt. Doch der Künstler überlässt dem Internet, ob die Ratte leben oder sterben soll.

Nur einer muss Abzug betätigen

"11 Tage", der Titel des Projekts, ist Programm. Elf Tage nach Beginn der Übertragung, wird eine unter der Kamera verbaute Schusswaffe freigegeben. Dann kann jeder Internet-Nutzer auf Knopfdruck den Abzug betätigen und so die Ratte töten. Das soll am Dienstag, den 24. März, um 19 Uhr stattfinden. Mehnert rechnet mit einem "Massaker", wie er gegenüber der Süddeutschen Zeitung sagt. Darauf deutet auch eine Umfrage auf der Webseite hin. Am Donnerstag Nachmittag stimmen noch knapp 40 Prozent dafür, dass die Ratte sterben soll. Letztendlich braucht es aber nur einen Nutzer, der den Abzug betätigt.

Protest gegen Kampfdrohnen

Mehnert wolle mit dem Projekt auf die Überwachungsgesellschaft sowie die Bedrohung durch Kampfdrohnen aufmerksam machen. Ähnlich wie im Rahmen des Kunstprojektes betätigt bei einer Kampfdrohne ein Pilot aus der Ferne den Abzug. Zudem erfolge vor einem Abschuss eine längere Überwachung durch die Drohnen. Das möchte er mit dem elf Tage andauernden Web-Stream verdeutlichen. Er hofft zudem, dass Tierschützer die Kontroverse nutzen, um auf eigene Themen aufmerksam zu machen. Statt ihn zu kritisieren solle man beispielsweise gegen Laborversuche an Ratten protestieren.

Server überlastet

Diese "Grenzüberschreitung" sei notwendig, da die Menschen viel zu abgestumpft seien. "Eine Ratte stirbt im Dienste der Kunst. Mir wäre es auch lieber, wenn das nicht nötig wäre", so Mehnert gegenüber der Süddeutschen Zeitung. Ob die Server von "11 Tage" dem Ansturm standhalten werden, darf bezweifelt werden. Bereits jetzt ist die Webseite nicht mehr erreichbar. Der Künstler sorgte bereits zuvor mit einem Projekt, das die ständige Überwachung durch Geheimdienste verdeutlichen sollte, für Aufsehen. Dazu platzierte er Aufnahmgeräte in einem Wald und zeichnete die Gespräche von Passanten auf. Es kam zu einer Anzeige, das Verfahren gegen ihn wurde jedoch eingestellt.

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