Die Diskutanten Andreas Matthä, Peter Klugar (Moderator), Alois Schedl und Hans-Peter Hasenbichler (v.li.) beim ÖBB Rail Innovation Forum
Die Diskutanten Andreas Matthä, Peter Klugar (Moderator), Alois Schedl und Hans-Peter Hasenbichler (v.li.) beim ÖBB Rail Innovation Forum
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Diskussion

Kooperation statt Wettbewerb bei Verkehrsinfrastrukturen

Die Österreichischen Bundesbahnen luden unlängst 170 Manager aus dem In- und Ausland zum ersten Rail Innovation Forum ein, um im Rahmen mehrerer Vorträge und Podiumsdiskussionen die Rolle von Innovationen im Verkehr zu diskutieren. Große Themenblöcke dabei waren Forschung und Entwicklung, die Mobilität der Zukunft, sowie der Mehrwert und Nutzen von Innovationen. Eine der Podiumsdiskussionen sollte die Frage des Wettbewerbs verschiedener Verkehrsinfrastrukturen klären.

Dass Wettbewerb auch für ein vermeintlich geschütztes Unternehmen wie die ÖBB eine große Rolle spielt, betonte CEO Christian Kern bei seiner Rede: "Uns gibt es 175 Jahre. Wir erfüllen ein Grundbedürfnis des Menschen, nämlich Mobilität. Wir unterliegen aber genauso dem Wettbewerb - aus dem In- und Ausland. Der Schlüssel zum Erfolg in dieser Situation ist Innovation." Zur Wettbewerbssituation von Straße, Schiene und Wasserwegen waren Andreas Matthä, der Vorstandssprecher der ÖBB Infrastruktur AG, Alois Schedl, der Vorstandsdirektor der ASFINAG und Hans-Peter Hasenbichler, der Geschäftsführer der ViaDonau - Österreichische Wasserstraßen GmbH geladen.

Systemische Vor- und Nachteile

"Den Wettbewerb unter den verschiedenen Verkehrsmodi gibt es zweifellos", meint Andreas Matthä. "Alle bemühen sich, besser zu werden. Und jeder Modus hat systemische Vor- und Nachteile." Statt Wettbewerb sei aber immer mehr Kooperation gefragt. "Verschiedene Verkehrsmittel können sich ergänzen. Die Nutzer der Bahn sind nicht exklusiv. Heute herrscht vielmehr die Erwartung 'Ich will von A nach B'. Womit, ist nicht mehr so wichtig."

Beim Wettbewerb im Automobilsektor müsse man zwischen der Infrastruktur und der KFZ-Industrie unterscheiden, meint Alois Schedl. In der KFZ-Industrie gebe es durch den Konkurrenzkampf zwischen verschiedenen Herstellern jede Menge Innovation. Im Bereich Infrastruktur gehe es eher um die Gewährleistung sicherer Umstände und langfristige, vorrausschauende Planung: "Was wir bauen, wirkt über viele Jahre." Schedl räumt aber ein, dass die Straße Grenzen habe.

In Ballungsräumen sei etwa kein weiterer Straßenausbau mehr möglich. Deshalb werde mehr Vernetzung mit anderen Verkehrsinfrastrukturen angestrebt. Österreichs Autobahnen sind mit der Vignette Nutzerfinanziert. Man befinde sich momentan in der komfortablen Lage, ein hohes Verkehrsaufkommen zu haben und damit das Geld, um notwendige Investitionen durchzuführen. Beim Ausbau des Straßennetzes werde aber sehr darauf geachtet, welche Routen welchen Zuspruch erhalten könnten, "denn ein LKW fährt immer dort, wo Nachfrage herrscht", so Schedl.

"Werden an Ihrem Marktanteil knabbern"

"Auf kurze Distanz steht der Wasserweg nicht in Konkurrenz zu Schiene und Straße", meint Hans-Peter Hasenbichler, "Aber auf lange Strecken sehr wohl." Der Wasserweg sei besonders dort attraktiv, wo das Schienennetz schlechter ausgebaut sei, etwa in Südosteuropa. Dort sei der Anteil der Binnenschifffahrt am Güterverkehr besonders hoch. Der Wasserweg biete gegenüber Schiene und Straße zudem den Vorteil, dass noch große Kapazitäten darauf frei seien.

An diesem Punkt kommt in der Diskussion erstmals ein Funke von Wettstreit am Podium auf. Andreas Matthä entgegnet Hasenbichler, dass der Schienenausbau in Südosteuropa rasant voran gehe: "Es tut mir leid. Da werden wir ein bisschen an Ihrem Marktanteil knabbern."

Mehr Kooperation als Wettbewerb

Für die Zukunft schwebt aber auch Hasenbichler eher Kooperation als Wettbewerb mit der Schiene vor. Bis zum Jahr 2030 wünscht der ViaDonau-Chef mehr Flexibilität. Beispielsweise soll bei niedrigem Fahrwasser ein Umstieg vom Wasser auf die Schiene wesentlich einfacher funktionieren. ASFINAG-Chef Schedl wünscht sich mehr Zusammenarbeit von Infrastrukturbetreibern und Fahrzeugherstellern: "Fahrzeuge werden in Zukunft zu Sensoren. Über sie kann man verlässliche Informationen darüber erhalten, wo es gerade Unfälle, Staus oder Schäden auf der Fahrbahn gibt. Diese Daten wären für uns von großem Vorteil.

Auf die Frage, welchem Verkehrsmodus die Zukunft gehöre, meint Schedl: "Es wird ein Nebeneinander von Straße, Schiene, Luft- und Wasserwegen geben und wesentlich mehr Intermodalität." Andreas Matthä gibt sich - vielleicht aufgrund des Heimvorteils beim ÖBB Rail Innovation Forum - ein wenig zuversichtlicher: "Die Zukunft gehört der Bahn."

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