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Weiz

Mit Handarbeit zum kugelsicheren 900-Tonnen-Transformator

Eine kleine weststeirische Stadt ist dafür verantwortlich, dass seit mehr als einem Jahrhundert Milliarden Menschen auf der Welt Zugang zu Strom haben. Bereits seit 1892 werden in Weiz Transformatoren gebaut, die in mehr als 70 Ländern auf der ganzen Welt verwendet werden. Das Siemens-Werk ist nicht nur einer der wichtigsten Arbeitgeber der Region – mehr als 1200 Mitarbeiter werden dort beschäftigt – sondern auch Marktführer bei Transformatoren für Offshore-Windparks. Hier bedient man 80 Prozent des Marktes. Möglich wurde all das durch den knapp 30 Kilometer langen Weizbach.

„Der Standort ist mehr aus einem Zufall heraus gegründet worden. Der Gründer, der Herr Pichler, hat eine Mühle betrieben, die durch den Weizbach angetrieben wurde“, erklärt Stefan Pieper, Geschäftsleiter Transformers Weiz. „Dieser hat so viel Energie erzeugt, dass er sich dann überlegt hat, was er noch damit machen könnte. So ist hier Transformatoren- und Generatorenbau entstanden.“

Strom-Vorreiter in Österreicher

Das bescherte auch der heute 11.000 Einwohner zählenden Stadt rasanten technologischen Fortschritt. Weiz war nach Wien erst die zweite Stadt Österreichs, die mit elektrischem Strom versorgt wurde. Ohne Transformatoren könnte der Strom nicht über große Strecken transportiert und mit den normierten 230 Volt Spannung aus der Steckdose geliefert werden. Seitdem hat sich jedoch viel weiterentwickelt, auch dank der Forschung in Weiz. Rund 30 Forscher arbeiten an neuen Technologien, wie alternative Isolierflüssigkeiten – biologisch abbaubares und leistungsfähigeres Ester statt Mineralöl –, besonders geräuscharme und kompakte Transformatoren für dicht besiedelte Regionen oder Schutz vor magnetischen Stürmen. Allein in den vergangenen drei Jahren wurden 26 neue Technologien entwickelt.

Das ist auch auf die Art der Produktion zurückzuführen. Die Transformatoren werden nicht „von der Stange“ gefertigt, sondern müssen auf die Bedürfnisse des Kunden angepasst werden. Die Verantwortlichen bezeichnen das Werk in Weiz nicht ohne Grund als Manufaktur. Die oft mehrere Kilometer langen Kupferdrähte müssen mühsam von Hand aufgebracht werden, wie auch die geschichteten Bleche des Trafokerns. Der größte je gefertigte Transformator wiegt stolze 894 Tonnen.

Kein Ausfall erlaubt

Großer Wert wird vor allem auf Robustheit und Zuverlässigkeit gelegt, da die Transformatoren üblicherweise 30 bis 50 Jahre im Einsatz sind und sich keinerlei Fehlfunktionen leisten können. „Unsere Transformatoren kommen unter anderem in Manhattan zum Einsatz. Wenn Manhattan abends plötzlich dunkel wird, ist das später dann weltweit in den Nachrichten“, erklärt Pieper. „Es ist sicherzustellen, dass egal wo unsere Transformatoren weltweit stehen, die Stromversorgung der Bevölkerung sichergestellt wird.“

Die Transformatoren aus Weiz müssen sich aber nicht nur auf Dauer, sondern auch in Notfällen bewähren. So wurde im Vorjahr der erste kugelsichere Transformator für Kunden aus den USA gebaut, sodass die Umspannwerke auch bei Angriffen sicher bleiben. Zudem werden verstärkt mobile Notfalltransformatoren gebaut, mit denen gar ganze Metropolen im Notfall die Stromversorgung aufrecht erhalten können. Laut einer US-Studie würde ein gleichzeitiger Ausfall von knapp 20 Transformatoren in den USA dafür sorgen, dass die Ostküste sechs Monate ohne Strom auskommen müsste – im Zeitalter der Digitalisierung undenkbar. Derartige „Plug and Play“-Transformatoren könnten in einer derartigen Notsituation zum Einsatz kommen.

Mehr als 900 Lieferanten beteiligt

In einem großen Prüffeld werden die Transformatoren auf schwerste Belastungen geprüft. Seien es nun magnetische Sonnenstürme, Druckanstiege, die Explosionen verursachen könnten, durch Windturbinen verursachte Vibrationen oder bestimmte Punkte, die besonders heiß werden – vor dem Einsatz werden die Trafos auf alle Szenarien hin geprüft. Das Ergebnis ist eine erfolgreiche Bilanz: Jährlich werden mehr als 400 Millionen Euro mit den handgefertigten Trafos umgesetzt, wobei 80 Prozent davon in das Ausland geliefert werden. Davon profitieren nicht nur die 1200 Mitarbeiter des Werkes, auch mehr als 900 Lieferanten in ganz Österreich sind an der Produktion beteiligt.

Dieser Artikel ist im Rahmen einer Kooperation zwischen Siemens und der futurezone entstanden.

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