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Rückblick

Nachlese: Unsere Lieblingsgeschichten aus 2017

Zum Jahresende blickt die futurezone-Redaktion auch auf ihre eigene Arbeit zurück. Auch 2017 gab es eine Vielzahl von Artikeln, die uns besondere Freude gemacht haben. Unsere Highlights im vergangenen Jahr:

Barbara: Frauen in der Tech-Branche

Samantha Cristoforetti hat kurze, braune Haare, die ihr im All ihr Astronauten-Kollege regelmäßig geschnitten hat. Dafür gab es vor dem Abflug eigene eingeplante Trainingsstunden. Was die italienische Astronautin sonst noch auf der International Raumstation ISS erlebt hat, erzählte siemir im Interview. Randi Zuckerberg, die Schwester von Facebook-Gründer Mark, wollte eigentlich Opernsängerin werden, doch Harvard verweigerte ihr die Aufnahme im Musik-Zweig der Universität. Dann studierte sie stattdessen Psychologie. Jetzt ist sie Unternehmerin und Aktivistin für Frauen im Technik-Bereich, wie sie mirbei ihrem Wien-Besucherzählte.

Auch mit der Sozialwissenschaftlerin Jessica Barker hatte ich ein spannendes Interview zum Thema Stereotype und wie sie dafür sorgen, dass Internet-Anwender auf Sicherheit im Netz verzichten. Die Wirtschaftsinformatikerin Meral Akin-Hecke trat 2017 von ihrem Ehrenamt als „Digital Champion“ zurück und reflektierte über ihre Errungenschaften im Bereich Netzpolitik in Österreich. Learning: Wer Frauen im Tech- und Science-Bereich suchet, der findet sie auch.

Claudia: Liebe mit Robotern

Die Puppen werden möglichst genau dem menschlichen Körper nachempfunden

Es war wohl eine der ungewöhnlichsten Storys, die ich in meinem journalistischen Leben recherchiert habe: Daniel, der mit einer Sexpuppe zusammenlebt, bildet das Herzstückeiner Geschichte über Liebe mit Roboternund der Frage, ob wir künftig mit Maschinen statt Menschen Beziehungen führen werden. Das Thema wird kontroversiell diskutiert, Experten sehen Chancen, aber auch große Risiken dahinter. Dass sich die Roboter als Partner durchsetzen, dürfte dann aber doch noch ein Weilchen dauern.

Ein Highlight ganz anderer Art war für mich in diesem Jahr ein Besuch bei der NASA in Houston. Im Rahmen einer Pressereise hatte ich die seltene Gelegenheit hinter die Kulissen der Raumfahrtbehörde zu blicken, mit NASA-Managern zu sprechen und den weltgrößten Pool zu bestaunen, in dem künftige Astronauten die Schwerelosigkeit üben.

Und wenn wir schon bei Superlativen sind: Eine andere Pressereise führte mich nach Seattle und Redmond ins Microsoft-Headquarter. Dort konnte ich den erwiesenermaßen stillsten Ort der Welt besuchen: Das Audio Lab in Microsofts Building 87. Der Raum kommt auf eine Lautstärke von unglaublichen minus 20,3 Dezibel und dient dem Softwarekonzern zu Testzwecken für neue Produktentwicklungen.

David: Elektroauto-Test

Das Cockpit unter einer riesigen Frontscheibe ist kühl und funktionell.

Mein eindeutiger Lieblingsartikel 2017 war derTesla-Model-X-Test. Im Februar nahm ich mir ein paar Tage frei, um das Elektro-SUV ausgiebig kennenzulernen. Ja, es war sehr spaßig. Ein weiterer Artikel, der zunächst im futurezone Magazin erschien, war jenerüber dreckige Schiffe. Dass die weltweite Schifffahrt nicht ohne Schweröl denkbar ist, beschäftigte mich schon lange. Lösungen dafür gibt es, fand ich heraus, allerdings werden sie nur zögerlich umgesetzt.

Ein regelmäßiges Vergnügen im Arbeitsalltag stellten auch in diesem Jahr wieder ziemlich skurrile Meldungen dar. Die entsprechenden Highlights 2017: Ein Betrunkener, der auf einen Security-Roboter einprügelte und ein Streit innerhalb des Unicode-Konsortiums rund um die Einführung eines traurig dreinblickenden Kackhaufen-Emojis.

Florian: Kryptowährungen

Mit der CES in Las Vegas hat das Jahr 2017 für mich besonders spannend aber auch arbeitsintensiv begonnen. Im Zuge der Elektronik-Messe sind dabei einige interessante Artikel entstanden. Zum Beispiel "Autos sind die neuen Smartphones", "Wie sich BMW das Auto-Interieur der Zukunft vorstellt" oder "Toyota zeigt Design-Konzept mit künstlicher Intelligenz". Auch die zeitlose Geschichte hinter demWindows-XP-Hintergrundbildhat Spaß gemacht zu recherchieren.

Und vor allem aber war für mich das Jahr 2017 das Jahr der Kryptowährungen. Rund um dieses Thema haben sich zahlreiche spannende Artikel ergeben. Zum Beispiel über das Wiener Krypto-Mining-Start-up. Oder dass Ethereum-Miner eine ganz Boeing 747 mieten, um schnellstmöglich Grafikchips liefern zu können. Aber auch der Überblick über die andere Kryptowährungen abseits von Bitcoin war eine interessante Recherchen.

Gregor: Medizingeräte

Robert Silvers OpenAPS

Diabetes ist scheiße. Apps, Glukose-Sensoren und Insulinpumpen erleichtern zwar das Leben mit der chronischen Krankheit, am Zusammenspiel hapert es aber noch. Weil Dana Lewis und eine Gruppe von Patienten nicht mehr warten wollten, haben sie mit OpenAPS eine Initiative gegründet, um ein eigenes Closed-Loop-System zu entwickeln.Sie hacken alte Medizingeräte und nutzen Mini-Computer, um das zu bauen, was die großen Medizin-IT-Riesen nicht schaffen.

Zwar kein medizinisches Produkt aber trotzdem gesundheitlich relevant: Amabrush. Die automatische Zahnbürste eines Wiener Start-ups soll die Zähne in nur 10 Sekunden putzen. Ich habe mit Marvin Musialek, dem Gründer von Amabrush, über seine Idee gesprochen, die ihm auf Kickstarter 3,2 Millionen Euro eingebracht hat.

Und wenn wir schon bei (geistiger) Gesundheit sind: “Gerasdorf schützt Kinder mit Stickern vor WLAN-Strahlen” ‘Nough said. *micdrop*

Markus: Gödel, Escher, Bach

Douglas Hofstadter

2017 durfte ich im Rahmen diverser Interviewtermine einige interessante Persönlichkeiten kennenlernen. Im Gedächtnis bleiben wird mit etwaDouglas Hofstadter, der Kognitionswissenschaftler, der mit Gödel, Escher, Bach ein Buch geschrieben hat, das auch beinahe 40 Jahre nach seiner Veröffentlichung immer noch aktuell ist.Nick Bostromhat mir erklärt, warum künstliche Intelligenz mit Vorsicht zu erforschen ist. MitFranz Josef Radermacherdurfte ich über wirtschaftliche Konsequenzen der Digitalisierung sprechen.

Stefan Selke hat mir erklärt, warum wir Vollpfosten als Politiker akzeptieren und uns freiwillig zu perfekten Zahnrädern in der Kapitalismusmaschine machen. Eduardo Ros will zu Weihnachten das erste Foto eines schwarzen Lochs betrachten können, ein Anblick, den bisher noch kein Mensch genießen durfte. Gero Miesenböck hat einen Weg gefunden, Menschen durch Lichtsignale fernzusteuern. Was Menschen statt arbeiten und könnten, hat sich Michael Decker überlegt. Und zum Jahresende hat mir Floyd Romesberger erzählt, wie er lebensfähige Bakterien mit zusätzlichem Basenpaar erschaffen hat.

Martin: Coole Frauen

Tabitha Goldstaub im Interview mit der futurezone

Vieles ist im Jahr 2017 über künstliche Intelligenz diskutiert und geschrieben worden. Dass intelligente Maschinen auch Vorurteilen auf den Leim gehen können, wie ihre zumeist männlichen Entwicklern, hat mich im Gespräch mit der Londoner Unternehmerin Tabitha Goldstaub am meisten erstaunt.“Männliche künstliche Intelligenz kann für Frauen lebensgefährlich sein”, meinte sie in unserem Interview. Eine andere coole Frau, die in eine Männerdomäne vorstieß, interviewte ich im Mai. Die Security-Expertin Rashmi Knowles erklärte mir, warum “Cybersecurity und Stöckelschuhe kein Widerspruch” sind und mit welchen Vorurteilen Frauen in der Branche zu kämpfen haben.

Ein Schwerpunkt meiner Arbeit lag in diesem Jahr bei Start-ups. Besonders fasziniert war ich von einem in Wien entwickelten, täuschend echt aussehenden Simulator-Baby der Firma SIMCharacters, der Mediziner und anderes Krankenhaus-Personal für Notfälle schult. In Graz wiederum wurde mit dem Pocketdefi der kleinste Difibrillator der Welt entwickelt, der über die Crowdfunding-Plattform auch problemlos finanziert wurde. Inspirierend waren darüber hinaus Gespräche mit jungen Start-up-Gründern und -Gründerinnen für eine Kurier-Serie, in denen diese über ihre Beweggründe und Alltagsprobleme erzählten.

Michael: Games und Web-Dystopien

Den meisten Spaß bot wohl der Fahrsimulator

Ich durfte dieses Jahrdem „Disneyland für VR-Games“ einen Besuch abstatten. In einem gewaltigen Elektronik-Einkaufszentrum in Taipei befindet sich das HTC Viveland, in dem ich im Mittelalter-Setting über Planken laufen, Zombies abschießen und virtuelles Basketball spielen durfte. Eine anschließende Shopping-Tour in Taipeis Elektronikmärkten machten den Besuch in HTCs Heimat perfekt. Apropos HTC: Mein Smartphone-Highlight dieses Jahr kam nicht etwa vonGoogle,SamsungoderApple, sondern von HTC.Das U11ist das mit Abstand schönste Smartphone, das ich dieses Jahr testen durfte – und das ohne „rahmenloses Design“, Dual-Kamera oder ähnliche Gimmicks.

Ebenso große Freude bereiteten die Interviews mit den Web-Pionieren Hakon Wium Lie (CSS-Erfinder) und Rasmus Lerdorf (PHP-Erfinder), die, ähnlich wie Tim Berners-Lee, ein düsteres Bild vom aktuellen Zustand des Internets zeichneten. Etwas mehr Hoffnung gab der WienBot, der offizielle Chatbot der Stadt Wien, der seit kurzem auch als eigene App verfügbar ist. Beim Gaming bin ich unter anderem der Frage nachgegangen, wer denn eigentlich den Landwirtschafts-Simulator spielt (offenbar gibt es genügend Abnehmer, damit dieser regelmäßig die Verkaufscharts anführt) und wie sich der E-Sport in Österreich weiterentwickelt.

Patrick: Moralische Maschinen

Was passiert, wenn ein Unfall mit einem selbstfahrenden Auto unvermeidlich ist?

Alt oder jung? Männer oder Frauen? Kinder oder Katzen? Iyad Rahwan untersucht, wie selbstfahrende Autos reagieren sollen, wenn ein tödlicher Unfall unvermeidlich ist. Dazu hat der am MIT Media Lab in Bosten forschende Computer und Sozialwissenschaftler die Website Moral Machine ins Leben gerufen, die weltweit Internet-Nutzer nach für sie moralisch vertretbare Verhaltensweisen selbstfahrender Autos fragt. Ich habe Rahwan im Jänner bei der DLD-Konferenz in München getroffen und ihn über sein Forschungsprojekt befragt:"Niemand kauft ein Auto, das ihn umbringen würde."Weil Rahwan auch zu Online-Netzwerken forscht, waren auch Fake-News Tehma unseres Gespräches. Sein Resümee:"Wir verstehen soziale Medien immer noch nicht wirklich."

2017 bin ich zwar mit keinem selbstfahrenden Auto gefahren, aber ich habe zum ersten Mal in meinem Leben einen Fitnesstracker benutzt. Ich wollte einfach wissen, was das aus mir macht: Der Fitness-Tracker und ich.

Thomas: Künstliche Intelligenz

Geht es nach Google, erleben wir nach der Smartphone-Revolution nun eineRevolution der künstlichen Intelligenz. Wie sicher sich das Unternehmen bei dem Trend ist, durfte ich im Rahmen von Googles Entwicklerkonferenz I/O persönlich erleben. Abgesehen von einemtragischen Unfall und anschließendem Brandwar die Konferenz auch heuer wieder eines meiner Highlights des Jahres. Nicht unerwähnt lassen will ich in diesem Zusammenhang auch meinen Besuch im Google-Büro Zürich, ich die Gelegenheit hatte, mit zahlreichen Entwicklern und Experten über das ThemaMachine Learning zu sprechen.

Ein anderer Schwerpunkt dieses Jahr lag wieder beim Mobilfunk. Am Mobile World Congress in Barcelona hatte ich zwar das Gefühl, dass der Handy-Branche langsam die Ideen ausgehen. Neues überlegen müssen sich jedenfalls die Handynetzbetreiber. Ein verändertes Nutzungsverhalten der Kunden führt dazu, dass unsere Mobilfunknetze immer stärker belastet werden, wie auch unser jährlicher Netztest zeigte, den ich wieder redaktionell begleiten durfte. Nicht nur aufgrund neuer Entwicklungen wie 5G und dem Internet der Dinge bin ich sehr gespannt, wie sich dieses Thema im Laufe des kommenden Jahres entwickeln wird.

Die Lieblingsgeschichten unserer Kolleginnen in Berlin

Seit März 2017 gibt es unsere Plattform auch in Deutschland. In Berlin sind wir durch unsere Kolleginnen Dana und Katharina vertreten. Zum Jahresrückblick haben wir auch sie gebeten, ihre Lieblingsgeschichten 2017 auszusuchen.

Dana: Die Erde ist eine Scheibe

Wissenschaft beschäftigt uns in der Redaktion jeden Tag. Dass dazu auch mal die ein oder andere Verschwörungstheorie kommt, macht die Sache deutlich interessanter, weil ich mich dann mit völlig ungewohnten Blickwinkeln konfrontiert sehe. Für mich besonders spannend: die Flat Earth Society. In Zeiten von Raumstationen und geplanten Städten auf dem Mars noch daran festzuhalten, dass die Erde eine Scheibe ist, finde ich irgendwie bemerkenswert. Sehr amüsant sind auch die Versuche, die immer wieder unternommen werden, um die Flachheit des Globus nachzuweisen.

Weniger belustigend, aber dafür umso befremdlicher ist die scheinbar gängige Methode, den eigenen Partner oder die Mitarbeiter via App auszuspionieren. Ich bin in diesem Zusammenhang auf FlexiSpy gestoßen und war bereits darüber erschrocken, dass das Tool gezielt an eifersüchtige und paranoide Personen vermarktet wird. Schlimmer noch, die App wehrt sich eigenständig dagegen, gefunden oder entfernt zu werden. Zum Glück droht in Deutschland eine bis zu dreijährige Gefängnisstrafe für diejenigen, die ihre Mitmenschen so unverfroren überwachen.

Katharina: Mit dem Elektroauto durch Berlin

Mein persönliches Highlight war in diesem Jahr ein Autotest. Nicht irgendeiner, sondern der des neuen eGolfs von Volkswagen. Ich durfte das Elektroauto im Stadtverkehr von Berlin testen. Schweißausbrüche gab es Gott sei Dank nur bei der Suche nach einer geeigneten Ladesäule – mit nur noch fünf Kilometern Reichweite. Dass die Infrastruktur auch in der deutschen Hauptstadt noch ausbaufähig ist, hätte ich nicht erwartet. Da gibt es noch Nachholbedarf und vor allem „Gewöhnungsbedarf“ als Fahrer.

Als Frau kam ich in diesem Jahr außerdem nicht an der #metoo-Debatte vorbei. Nach unzähligen Diskussionen mit Freunden und Kollegen und nach einiger Beobachtung der öffentlichen Debatte, zum Beispiel in Talkshows, kam ich nicht umhin, selbst in die Tasten zu hauen, denn: Meiner Meinung nach wurde die Debatte zunächst falsch geführt. Sie drohte zu einer Hollywood-Debatte zu verkommen, die die restliche Gesellschaft ausschließen würde. Aber – entgegen der Vermutung in meinem Kommentar – reden auch jetzt noch immer alle über Sexismus, nicht nur Hollywood. Das ist wichtig und gut so.

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