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Netflix investiert verstärkt in Europa

Im Werben um neue Abonnenten setzt Netflix verstärkt auf den europäischen Markt. 1,75 Milliarden Dollar (1,65 Mrd. Euro) habe der US-Streamingdienst seit 2012 in europäische Eigen- und Koproduktionen investiert, sagte Netflix-Chef Reed Hastings am Mittwoch bei einem Presse-Event in Berlin. „Und wir fangen gerade erst an.“

Mehr als 90 europäische Produktionen befinden sich aktuell in verschiedensten Entwicklungsphasen, wobei man diese nicht nur für ein europäisches Publikum kreiert. „Zwei Drittel der Seher kommen außerhalb von Europa - aus Nordamerika, Asien“, so Hastings, der Netflix' Erfolg darin begründet sieht, „erkannt zu haben, dass das Internet das Fernsehen revolutionieren wird“. „Produzenten haben Zugang zu einem globalen Publikum. Und Menschen können entscheiden, wo und wie sie Inhalte sehen.“

100-Millionen-Marke im Visier

Seit fünf Jahren ist die Online-Videothek in Europa aktiv, seit Herbst 2014 auch in Österreich. Zu den aktuell 13 angebotenen Sprachen in Europa kommen bis Jahresende Rumänisch und Griechisch hinzu, kündigte Hastings an. Der Blick über den Atlantik hinaus macht Sinn: 5,12 Millionen der insgesamt sieben Millionen Neukunden, die allein im vierten Quartal des Vorjahres dazugewonnen werden konnten, leben außerhalb der USA. Demnächst werde man bei den Abonnentenzahlen die 100-Millionen-Marke knacken.

Unter den aktuellen europäischen Drama- und Dokuserien sowie Spiel- und Dokumentarfilmen findet sich mit „Dark“ auch die erste deutsche Eigenproduktion des Streaminggiganten. Die Mystery-Serie von den Machern des Hacker-Thrillers „Who Am I - Kein System ist sicher“ feiert im Dezember Premiere und dreht sich um vier Familien in der fiktiven deutschen Kleinstadt Winden, deren Schicksale auf tragische Weise miteinander verbunden sind. Gedreht wird noch sechs Wochen in Berlin, wobei man bei insgesamt 150 Drehtagen und 100 Rollen „die Kraft eines Sprinters und Ausdauer eines Marathonläufers“ braucht, so Produzent Quirin Berg bei der Präsentation. Der Reiz an der Zusammenarbeit mit Netflix sei der, „aus Lokalem heraus etwas zu machen, das global gesehen wird“.

Mafiaserie

Neben einem ersten, düsteren Trailer zu „Dark“ wurden im Veranstaltungszentrum WECC im Berliner Westbezirk Moabit auch Details zur ersten italienischen Produktion, der Mafiaserie „Suburra“ (einer Vorgeschichte des gleichnamigen Films aus dem Jahr 2015), sowie zum spanischen Netflix-Debüt „Las Chicas del Cable“ präsentiert. Mit der feministischen Dramaserie über Telefonistinnen im Jahr 1928 wolle man gezielt Frauen ansprechen, sagte Produzentin Teresa Fernandez-Valdes, haben diese doch bis heute nicht volle Gleichberechtigung erreicht.

Neu im Portfolio sind zwei Koproduktion mit der BBC sowie eine Koproduktion mit dem französischen Sender Canal Plus. Letztere, „The Spy“, erzählt die wahre Geschichte des israelischen Spions Eli Cohen, der Anfang der 60er-Jahre undercover in Syrien arbeitete. Vom „The Night Manager“-Drehbuchautor David Farr stammt die historische Serie „Troy: Fall of a City“, die ab März in Südafrika gedreht wird und von der schicksalsträchtigen Affäre von Helena und Paris handelt. Und der walisische Regisseur und Drehbuchautor Hugo Blick steuert „Black Earth Rising“, einen Thriller über die Aufdeckung internationaler Kriegsverbrechen bei.

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