Überwachung

NSA nimmt alle Telefongespräche auf den Bahamas auf

Die NSA zeichnet laut neuen Snowden-Enthüllungen sämtliche Handy-Gespräche auf den Bahamas auf. Die Aufnahmen würden dann bis zu einen Monat lang aufgehoben, berichtete die Website „The Intercept“ am späten Montag. Das System mit dem Codenamen SOMALGET sei ohne Wissen der Regierung der Bahamas installiert worden, hieß es unter Berufung auf Unterlagen des Informanten Edward Snowden. Demnach sei die Überwachung im Kampf gegen den Drogenhandel eingerichtet worden.

Mit SOMALGET würden auch die gesamten Handy-Telefonate eines weiteren Landes aufgenommen, hieß es. „The Intercept“ nannte den Namen der betroffenen Nation allerdings nicht, weil dies Gewaltausbrüche auslösen könne. Diese Entscheidung brachte der Website scharfe Kritik der Enthüllungs-Website Wikileaks ein. „The Intercept“ habe sich damit der Zensur schuldig gemacht, hieß es im Twitter-Profil von Wikileaks, hinter dem der Wikileaks-Begründer Julian Assange persönlich vermutet wird.

„Wenn eine Nation einen Aufstand starten will, weil die US-Regierung alle ihre Telefonanrufe aufzeichnet, ist es ihr gutes Recht.“
Das Abhör-Projekt SOMALGET gehöre zum Programm MYSTIC, bei dem Informationen über Telefonanrufe in Mexiko, den Philippinen und Kenia gesammelt werden, hieß es weiter. Betroffen sei ein Raum mit insgesamt 250 Millionen Einwohnern. Dabei geht es nicht die Inhalte der Gespräche, sondern sogenannte Metadaten - etwa, wer an welchem Ort wie lange mit wem telefonierte.

Komplette Überwachung

Die „Washington Post“ hatte bereits im März berichtet, dass der US-Geheimdienst alle Telefonate in einem Land mitschneiden könne, es aber nicht genannt. Jetzt hieß es bei „The Intercept“, SOMALGET schlage über 100 Millionen „Anruf-Ereignisse“ pro Tag um. Die NSA hat eine eigene Abteilung zum Kampf gegen Kriminalität und Drogenhandel. Den Unterlagen zufolge äußerte sich ein Vertreter des Bereichs sehr zufrieden über die Möglichkeit, Anrufe nachträglich auszuwerten.

Den Zugriff auf die Telekom-Netze habe die NSA möglicherweise heimlich über amerikanische Drogenfahnder bekommen, der solche Zugänge im Rahmen der internationalen Kooperation von Ermittlungsbehörden offenstünden, hieß es bei „The Intercept“. Die NSA-Papiere enthielten auch Hinweise darauf, dass der Rüstungskonzern General Dynamics an der Verarbeitung der SOMALGET-Daten beteiligt sei.

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