Österreich liefert das TV-Bild für die EURO
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Wenn am kommenden Freitag im Nationalstadion Warschau der Anpfiff zur EURO 2012 erfolgt, sorgt die Österreichische Rundfunksender GmbH (ORS) dafür, dass die Bilder auf die TV-Geräte in die Wohnzimmer, auf Monitore bei den Public Viewing-Locations und auf mobile Endgeräte wie Smartphones oder Tablets gelangen. Gemeinsam mit dem deutschen Groß-Event-Übertragungsspezialisten VIDI (Video Digital GmbH) wird man die Video-Signale aus den Stadien aufbereiten und über Glasfaser-Leitungen an das Internationale Broadcast Center (IBC) in Warschau schicken, wo sie von den TV-Anstalten aus insgesamt 36 Ländern übernommen werden.
Erfahrungen seit der EURO 2008
„Bei der Euro 2008 haben wir Erfahrung gesammelt", sagt ORS-Geschäftsführer Norbert Grill. „Jetzt haben wir das Know-How und die Experten, um auch andere internationale Groß-Events zu übertragen." „Und wir haben die Erfahrung und das technische Equipment", sagt VIDI-Geschäftsführer Robert Oszvald, der seit vielen Jahren schon die Video-Übertragung von sportlichen Groß-Events organisiert. Das gesamte Team ORS/VIDI umfasst 40 Mitarbeiter. Jedes der acht Stadien – vier in Polen, vier in der Ukraine – ist mit vier Experten besetzt, die restlichen Mitarbeiter sitzen im IBC.
War die Euro 2008 für Österreich der Grund HD über SAT einzuführen und die WM 2010 der Startschuss für 3D (wurde in Österreich aber nicht genutzt), so gibt es bei der Euro 2012 nicht die technische Übertragungs-Revolution. „Die kommt erst bei den Olympischen Spielen in London, bei der erstmals Ultra HDTV ausprobiert wird", so Grill. Getestet wird aber dennoch, und zwar den Videoschnitt ins IBC zu verlegen. „Damit würden künftig Übertragungs-Wägen bei den Stadien hinfällig, was aus produktionstechnischer Sicht ein riesiger Vorteil wäre."
Tests für den Ernstfall
Die Übertragung ist jedenfalls eine Herausforderung, denn bei der EURO werden bis zu 18 Video-Bilder gleichzeitig übertragen. Mit den Planungen wurde bereits vor einem Jahr begonnen, die Einsatzpläne wurden vor einem halben Jahr fixiert. Im Falle der Euro 2012 mussten im Jänner die Mitarbeiter namentlich – eine UEFA-Vorgabe - bekannt gegeben werden. Von März bis April erfolgten Schulungen auf das Equipment, im April wurden in jedem Stadion Testübertragungen gemacht, um den Ernstfall zu proben. „Wir wollen ein zu nahezu 100 Prozent sicheres System", sagt Oszvald.
Vierfach abgesichert
Die Übertragung ist vierfach abgesichert, sowohl über Leitungen als auch über Sat. „Sollte eine der terrestrischen Leitungen überlastet sein, garantiert ein Backup via Satellit die reibungslose Übertragung", erklärt Grill. Schnitzer kann man sich hier keine leisten. „Unser Equipment ist ausfallssicher designt", spricht Oszvald den Vorfall vom 25. Juni 2008 an. Seit diesem Tag wird auf die Stromversorgung ein besonderes Augenmerk gelegt. Beim Halbfinale Deutschland – Türkei in Basel fiel das TV-Bild für 18 Minuten aus. Lediglich in der Schweiz konnte man das Match sehen, da das Schweizer Fernsehen direkt über Glasfaser an das Baseler Stadion angeschlossen war.
Gelernt aus der Vergangenheit
Durch einen Blitzeinschlag in Wien, wo das Internationale Broadcast Center installiert war, brachen das Energie-System und folglich alle Computer des „Master Control Room" im IBC zusammen. Das Notstromaggregat funktionierte nicht einwandfrei. Verantwortlich für diesen Sendeausfall war die UEFA, für die Stromversorgung war das Unternehmen Host Broadcast Services. Das soll heuer nicht passieren: „Selbst wenn der Strom ausfällt, liefern unsere Aggregate noch Energie für 20 bis 30 Minuten", sagt Oszvald.
Ziel: Fußball-WM 2014
Wer sich auf Events von der Größe einer Fußball-WM, EURO oder auch auf Olympische Spiele konzentriert, hat das Problem, dass er dafür sorgen muss, dass auch in der Zwischenzeit Equipment und Team ausgelastet sind. „In Zukunft werden wir noch mehr im Event- und auch Festival-Bereich zusammenarbeiten“, kündigt Oszvald an. „Wir werden diesen Geschäftsbereich forcieren“, sagt Grill. Es gäbe bereits einige Veranstaltungen in Deutschland in Aussicht, auch einige Wintersport-Übertragungen. „Wir wollen aber auch die WM 2014 in Brasilien übertragen“, bestätigen Oszvald und Grill unisono. 2013 will man bei der Übertragung des Confederation-Cup (15. Bis 30. Juni 2013) in Brasilien mitmischen, der wird seit der Jahrtausendwende als Generalprobe für die ein Jahr später stattfindende Fußball-WM gesehen.
Große Chancen
„Ich glaube, wir haben gute Karten“, so Oszvald, „denn ein Ereignis dieser Größe zu übertragen, setzt großes Vertrauen voraus, und das hat man in uns“, so Oszvald. Je besser die Euro 2012 läuft, desto größer sind unsere Chancen. Zum Halbfinale kommt eine brasilianische Delegation, um sich von der Übertragungstechnologie selbst ein Bild zu machen. Mitkonkurrenten sind etwa die Media Broadcast oder die Swisscom, die auch bei der Euro 2008 involviert waren. Gleich nach der Euro wird der Auftrag für den Confederation-Cup vergeben, danach hofft man auch auf den Zuschlag für die WM.
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