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Interview

ORS: Deutlich mehr UHD-Programmangebote ab 2018

Alle der drei Finalisten in der Kategorie Flat-TV des Jahres powered by ORS sind UHD-TVs. Ultra HD, das oft auch als 4K beworben wird, ist der hochauflösende Standard, der FullHD ablösen wird. Die futurezone sprach im Rahmen des futurezone Award mit Michael Wagenhofer, Geschäftsführer der ORS, über UHD und weitere TV-Trends.

futurezone: Erst 55 Prozent aller Haushalte in Österreich nutzen HD. Ist UHD trotzdem schon ein Thema oder ist es dafür zu früh?
Michael Wagenhofer: Der Trend hin zu besserer Bildqualität wird durch die Endgeräteindustrie getrieben. Ultra HD ist vielfach bereits ein Standardfeature bei TV-Geräten. Von vielen Experten wird bezweifelt, dass die höhere Pixelanzahl alleine einen sichtbaren Mehrwert bietet. Programmangebote in UHD sind demzufolge rar. Parallel wird an einer Weiterentwicklung von UHD-TV gearbeitet, die neben der höheren Auflösung auch eine größere Bilddynamik und Farbechtheit umfasst. Dieses „UHD 2.0“ wird voraussichtlich 2018 verfügbar sein. Dann ist ein signifikanter Anstieg von UHD-Programmangeboten zu erwarten.

Was wird der nächste große TV-Trend? Wird es noch einen geben oder verschiebt sich alles ins Internet?
Das klassische lineare Fernsehen wird nicht abgelöst werden, Sport-Events wie Fußball-Matches und Schirennen werden auch in den nächsten 20 Jahren am TV-Bildschirm im „echten“ Rundfunk verfolgt werden. Internetverbindungen sind trotz großer Ausbauanstrengungen perspektivisch nicht in der Lage, massenattraktiven Content in hochauflösender Qualität zu transportieren.

Beschränkungen ergeben sich hier nicht nur in technischer sondern auch in regulatorischer Hinsicht – siehe die aktuelle Diskussion um die Netzneutralität. Deshalb braucht es auch weiterhin dezidierte Rundfunknetze. Allerdings müssen Rundfunk- und TV-Anstalten ergänzend non-lineare Dienste anbieten, um den neuen Kundenanforderungen zu entsprechen. Wir konzentrieren uns darauf, das lineare Fernsehen aber auch Catch-up-TV und Video-on-Demand den TV-Konsumenten in einfacher Weise anzubieten.

Welche Pläne hat die ORS derzeit für das hybride Fernsehen?
Unter der Marke simpliTV wird ein TV- und Internet-Kombiprodukt angeboten, eine Grundvoraussetzung für hybride Anwendungen. Im November wird ein Streaming-Dienst folgen. Damit können simpliTV-Internet-Kunden ORF-Programme in HD-Qualität innerhalb ihres WLANs konsumieren. Weitere Programme werden folgen. In den kommenden Monaten wird mit Hochdruck an einer einheitlichen User-Experience für die Nutzung von klassischen linearen Inhalten und non-linearen Inhalten gearbeitet, um erstmals von einem echten Hybrid-Angebot am TV-Gerät zu sprechen. Das Ziel ist, das Beste aus beiden Welten, Broadcast und Online, zu vereinen.

ORS Chef Michael Wagenhofer
Geht das Konzept von Flimmit als österreichischer Feinkostladen der Streaming-Dienste auf?
Flimmit als „Video-on-Demand-Feinkostladen“ zu positionieren ist erfolgreich gestartet. Seit September gibt es mehr als 5000 Titel. Neben österreichischen Produktionen sind auch Highlights europäischer Filmfestivals, ausgezeichnete Dokumentarfilme sowie Kinder- und Jugendfilme neu im Programm. Damit steht der österreichischen und europäischen Filmindustrie eine für sie maßgeschneiderte Onlinepräsenz zur Verfügung.

Erschweren die vielen Smart-TV-Systeme, wie Android TV, Tizen und WebOS, die Entwicklung von Hybrid-TV-Produkten?
Grundsätzlich kann man das bejahen, weshalb die ORS für TV-Geräte auf offene Standards, wie HbbTV setzt. Ein Hybrid-Angebot auf der Basis nativer Apps auf vielen unterschiedlichen Smart-TV-Systemen auszurollen bedeutet eine umfangreichere Entwicklungstätigkeit, da für jedes dieser Systeme eigene Applikationen entwickelt und in weitere Folge auch gepflegt werden müssen. Für den mobilen Gerätemarkt sind die Betriebssysteme Android und iOS sowie Webapplikationen selbstverständlich unumgänglich.

Wie läuft der Testbetrieb von DAB+ in Wien? Steht ein österreichweiter Testbetrieb bevor? Gibt es überhaupt genügend Interesse an DAB+ in Österreich?
Die ORS setzt das DAB+ Pilotprojekt, das seit Ende Mai mit 15 Programmen im Großraum Wien läuft, technisch um. Das UKW-Frequenzspektrum ist in Österreich bereits weitgehend ausgelastet, weshalb DAB+ für neue Anbieter, die im UKW-Spektrum keinen Platz mehr finden würden, besonders interessant ist.

Schwieriger ist die Bewertung der neuen Technologie für etablierte Player am UKW-Markt, da diese mit langjährigen Parallelausstrahlungskosten zu rechnen hätten, ohne mehr Ohrenpaare zu erreichen. Nicht umsonst sind Kronehit Radio und die ORF-Radios bei dem DAB+ Test in Wien nicht vertreten. Beim ORF kommt hinzu, dass neue digitale Radioangebote gesetzlich sogar untersagt wären.

Ich gehe davon aus, dass der Test in Wien bis 2017 verlängert wird. Dann ist die Regulierungsbehörde am Zug. Sie hat gemäß Digitalisierungskonzept zu entscheiden, ob eine bundesweite DAB+ Ausschreibung sinnvoll ist, oder nicht.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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Gregor Gruber

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