Qandeel Baloch
Qandeel Baloch
© REUTERS/STRINGER

Gewalt

Pakistanischer Internet-Star ermordet

Pakistans Internet-Star Qandeel Baloch ist nach Angaben der Polizei von ihrem Bruder ermordet worden. Die junge Frau, die wegen ihrer provokanten Auftritte auch „Pakistans Kim Kardashian“ genannt wurde, war am Samstag erwürgt in ihrem Elternhaus in Multan aufgefunden worden. Die junge Frau war wegen ihrer gesellschaftskritischen Äußerungen in ihrer Heimat umstritten. Ihr Bruder sei in der Nacht zu Sonntag festgenommen worden und habe die Tat gestanden, sagte ein Polizeibeamter der zentralpakistanischen Stadt Multan am Sonntag.

Laut Polizei sagte der Bruder, seine Schwester habe Schande über die Familie gebracht. Er sei wegen ihr verspottet worden. Medienberichten zufolge gab der Bruder auch an, seiner Schwester eine Tablette gegeben zu haben. Dadurch sei sie bewusstlos geworden.

Kampf für Gleichberechtigung

Baloch (Mitte 20) nannte sich selbst Sängerin, Schauspielerin und Model und äußerte sich regelmäßig in Online-Netzwerken wie Twitter und Facebook. Sie kritisierte in ihren Einträgen immer wieder die Unterdrückung von Frauen und kämpfte für Gleichberechtigung. Die junge Frau zeigte sich unter anderem auch im Schwimmbad oder Fitnessstudio. Nach westlichen Standards waren es zurückhaltende Bilder, aber im muslimisch-konservativen Pakistan polarisierten sie. Einige ihrer Videos wurden millionenfach angeschaut.

Balochs Missachtung gesellschaftlicher Normen war für viele junge Frauen eine Inspiration. In den sozialen Medien protestierten am Wochenende viele und schrieben unter anderem, Baloch sei gestorben, weil Pakistan Frauen hasse, die sich nicht anpassten.

Polizeischutz nicht bekommen

Im Juni hatte Qandeel Baloch zuletzt empört, als sie Selfies von sich und einem religiösen Führer, Mufti Qavi, zeigte und sagte, gemeinsam hätten sie während des Fastenmonats Ramadan geraucht und getrunken. Ihre Familie, aber auch konservative Pakistaner, hatten ihr gedroht und ein Ende des „ehrlosen Benehmens“ gefordert. Vor einigen Wochen hatte Baloch um Polizeischutz gebeten, aber keinen bekommen.

In Pakistan wurden 2015 mehr als 1000 Frauen und Mädchen für angeblich ehrenrühriges Benehmen getötet - also Verhalten, das vermeintlich nicht zu den gesellschaftlichen Konventionen passt. Die Zahlen steigen. 2013 wurden 869 solcher Morde registriert, 2010 waren es 791. Viele weitere Morde kommen aber nie ans Licht.

Außerdem bleiben viele ungeahndet. Das zuständige pakistanische Gesetz enthält eine Klausel, die es dem Vormund des Opfers erlaubt, dem Täter zu verzeihen. Weil solche Morde zumeist innerhalb der Familie passieren, wird den Tätern häufig vergeben - und sie werden dann nicht bestraft.

Im Februar hatte die pakistanische Filmemacherin Sharmeen Obaid Chinoy für die Kurz-Dokumentation „A Girl in the River: The Price of Forgiveness“ einen Oscar gewonnen. In dem Werk erzählt sie von einer Frau in Pakistan, die zu Tode verurteilt wird, als sie sich verliebt. Der Film hatte landesweit eine Debatte ausgelöst. Die Regierung versprach daraufhin, das Gesetz zu ändern. Bisher ist das nicht passiert.

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