Der Presserat nimmt Facebook ins Visier
Der Presserat nimmt Facebook ins Visier
© APA/AFP/JUSTIN TALLIS

Ethikkommission

Presserat rügt Facebook wegen Gewaltvideo

Ein über drei Millionen Mal angesehenes Video auf Facebook bietet dem Österreichischen Presserat Anlass für scharfe Kritik. Der Senat 1 des ethischen Kontrollorgans für Journalismus verurteilt die verzögerte Vorgangsweise des Social Network. Erst nach Tagen und zahlreichen Beschwerden wurde das Video gelöscht. Der Presserat kritisiert aber nicht nur Facebook, sondern auch all jene Medien, die das Gewaltvideo oder Bilder daraus veröffentlichten. "Offenbar standen hier Überlegungen zur hohen Klickrate im Vordergrund", vermutet das Gremium in seiner Presseaussendung.

"Nach Meinung des Senats wurden mit der Verbreitung des Gewaltvideos der Voyeurismus und die Sensationsinteressen mancher Userinnen und User bedient. Außerdem wurde dadurch auch in den Opferschutz des schwerverletzten Mädchens eingegriffen", heißt es weiter. Der öffentliche Diskurs über brutale Gewalt von Jugendlichen sei begrüßenswert, die Verbreitung des Videos sei aber dazu nicht erforderlich, ist der Presserat überzeugt. "Darüber hinaus ist es auch nicht auszuschließen, dass das Gewaltvideo zu Nachahmungstaten anregt."

Der Presserat appelliert an die heimischen Medien und an Facebook, den Persönlichkeitsschutz und die Menschenwürde von jugendlichen Verbrechensopfern in Zukunft genauer zu beachten und behält es sich vor, wegen der Veröffentlichung des Gewaltvideos oder von Bildern daraus gegen einzelne Medien medienethische Verfahren einzuleiten.

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