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Gericht

Prozess: Kartonschnipsel statt iPad verkauft

Mit besonders dreisten Betrügereien soll ein 47-jähriger Italiener im Juni 2013 in der Bundeshauptstadt einen Schaden von rund 2,3 Millionen Euro angerichtet haben. Der Mann hatte unter anderem 4000 iPads verkauft - statt den Tablet-Computern befanden sich in den Verpackungen aber nur Kartonschnipsel. Auch gefälschte Software-Pakete soll er verkauft haben. Am Freitag wurde gegen ihn im Wiener Straflandesgericht der Prozess eröffnet.

Gefälschte Microsoft-Software

Zunächst sollen er und zwei mitangeklagte Komplizen sich in China bei einem Fälscher Kopien des Programms „Office 2010“ besorgt haben, das zum damaligen Zeitpunkt am Markt kaum mehr erhältlich, bei den Kunden aber deutlich beliebter war als Nachfolgeprodukt. Einem Fälscher mit dem Namen Huan wurde eine Original-Verpackung zugesandt, die dieser täuschend echt aussehend nachmachte.

Als 2000 Stück der gefälschten Microsoft-Ware in Österreich eintrafen, fand sich rasch ein Abnehmer, der dafür dem Italiener 360.000 Euro bezahlte, dann allerdings feststellen musste, dass sich die Software nicht - wie auf der Verpackung angegeben - aus dem Internet downloaden ließ.

Weil das Geschäft so gut gelaufen war, bestellten der Italiener und seine Komplizen - ein 23-jähriger Burgenländer sowie ein 40-jähriger Geschäftsmann, der mit seiner eigenen Firma in die Pleite geschlittert war - bei ihrem chinesischen Fälscher weitere 6000 Packungen. Dieser lieferte aber keinen Nachschub, weil man ihm die vereinbarten 49000 US-Dollar schuldig geblieben war.

Zerschnittener Karton in iPad-Packungen

Also sattelte der Italiener kurzerhand auf iPads um, die er zum Stückpreis von 375 Euro feilbot. Bei zwei Speditionen lagerte er 4000 vermeintliche Tablet-Computer ein. Zwei Interessenten besichtigten die Ware und bezahlten schließlich für 1000 Stück 495.600 Euro bzw. für 3000 Stück knapp 1,44 Millionen. Auf die Idee, die Ware gleich an Ort und Stelle näher zu prüfen, kamen sie nicht. Dass sich in den Verpackungen lediglich zerschnittener Karton fand, stellte sich erst heraus, nachdem die beiden Abnehmer ihre Ware nach Deutschland bzw. innerhalb von Österreich weiterverkauft hatten.

Bis zu zehn Jahre Haft

Der von Rechtsanwalt Philipp Wolm verteidigte Italiener zeigte sich umfassend geständig, betonte aber, er sei nicht der große Zampano gewesen. Hinter dem Ganzen stünde die Mafia. Ein mittlerweile in Italien verhafteter Landsmann, der ebenfalls involviert war, sei der eigentliche Strippenzieher gewesen. Bei diesem sei am Ende auch der Großteil der Beute von insgesamt knapp 2,3 Millionen gelandet. Er sei insofern „Opfer dieses Mannes und seines Systems“, so der 47-Jährige, der eingehendere Fragen nicht beantworten wollte, „da ich um mein Leben fürchte“.

Die Verhandlung ist auf vier Tage anberaumt. Dem 47-Jährigen und seinen wegen vergleichsweise untergeordneter Beteiligung Mitangeklagten drohen im Fall von Schuldsprüchen bis zu zehn Jahre Haft.

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