Bei der Zivilcourage auf Online-Plattformen und sozialen Medien gibt es noch viel zu tun, so der Ausgangspunkt der diesjährigen Foto von re:publica/Gregor Fischer ()
Bei der Zivilcourage auf Online-Plattformen und sozialen Medien gibt es noch viel zu tun, so der Ausgangspunkt der diesjährigen Foto von re:publica/Gregor Fischer (CC BY-SA 2.0)
© re:publica/Gregor Fischer (CC BY-SA 2.0)

Digital Society

re:publica17: Mit Liebe gegen Hass im Netz

„Love Out Loud“, so das Motto der diesjährigen Internetkonferenz. Denjenigen eine Stimme geben, die nicht „laut“ sein können, so das Anliegen der re:publica 2017, die bereits zum elften Mal stattfindet. In Zeiten von Hasspostings und Fake News stellen sich sowohl die Betreiber von Plattformen und Netzwerken als auch ihre Nutzer sowie andere Macher der digitalen Gesellschaft in den kommenden Tagen die Frage: Wie kann ein friedliches Miteinander im Digitalen gelingen? Und: Ist das überhaupt möglich?

Zum re:publica-Auftakt war besonders eines spürbar, nämlich Kampfgeist. Denn eine harmonische Netzkultur könne nur dann funktionieren, wenn Zivilcourage auch im digitalen Raum gelebt werde, so der Tenor. „Wir müssen vor allen denen zur Seite stehen, die Opfer von Bedrohungen und anderen Hassbotschaften sind“, mahnte Blogger, Autor und Mediendesigner Johnny Haeusler bei der Eröffnung der Konferenz. „Es geht darum, Solidarität zu zeigen, nicht einfach weiterzuscrollen oder wegzuklicken. Das Internet soll ein Raum sein, in dem wir uns sicher fühlen können.“

Pressefreiheit

Auch der Netzaktivist und Journalist Markus Beckedahl macht die Solidarität im Netz zum Thema der re:publica: „Die Presse- und Informationsfreiheit ist nicht gottgegeben, sondern auch in Deutschland bedroht. Wir können sie nur bewahren, wenn wir uns aktiv für sie einsetzen.“ Diese Bedrohung mussten besonders Journalisten aus Ländern erfahren, deren Regierungen die Presse- und Meinungsfreiheit einschränken.

Als stellvertretender Chefredakteur der ungarischen Tageszeitung Népszabadság deckte Màrton Gergely Regierungsskandale auf – bis Ministerpräsident Viktor Orbàn die Zeitung unter einem Vorwand über Nacht einstellte. Orbàn habe damit einen politischen internationalen Skandal in Kauf genommen, nur, um ihn und seine Journalisten-Kollegen mundtot zu machen, erzählt Gergely bei der Eröffnungsrede.

Die politischen Umwälzungen in Ländern wie der Türkei machen es Journalisten erheblich schwerer, das zu tun, was ihre Pflicht ist – die Wahrheit zu berichten. Gezielt vorgebrachte Falschnachrichten und Fake News tragen ihr Übriges zu einem Vertrauensverlust in die Presse und einer Verunsicherung der Internet-Nutzer bei.

"Jede Information ist eine gute Information"

Ramy Raoof, Experte in den Bereichen Privatsphäre und Sicherheit, forderte das Publikum im Hinblick dieser bedenklichen Entwicklungen zu konkreten Handlungen auf: „Hinterfragt eure Regierungen. Wenn ihr eine Antwort bekommt, macht sie öffentlich und für jeden zugänglich. Werdet nicht faul dabei. Jede Information ist eine gute Information.“

Als einer der politischen Vertreter trat Berlins regierender Bürgermeister Michael Müller auf. „Besonders unter ökonomischem Druck ist es heutzutage schwer, die Meinungs- und Informationsfreiheit zu erhalten.“ Es käme darauf an, selbstkritisch mit Informationen umzugehen zu lernen und anderen Meinungen mit Respekt entgegenzutreten. Die Förderung der Medienkompetenz im Bildungsbereich sei deshalb essenziell. Müller: „Es wird zukünftig darauf ankommen, die technischen Möglichkeiten mit unseren gesellschaftlichen Werten in Einklang zu bringen.“

Dieser Artikel ist ursprünglich auf futurezone.de erschienen.

Kommentare