Eine Videodolmetscherin bei der Arbeit
Eine Videodolmetscherin bei der Arbeit
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Tablet-Interaktion

Salzburger Sozialamt setzt Video-Dolmetscher ein

Was derzeit verstärkt in heimische Krankenhäuser, Ambulanzen und Arztpraxen Einzug hält, dürfte auch den öffentlichen Verwaltungen Vorteile bringen. Der Magistrat Salzburg testet seit 1. März 2015 in einem Pilotprojekt im Jugend- und Sozialamt der Stadt den Einsatz von Video-Dolmetschern. In beiden Ämter ist der Bedarf an Übersetzern hoch - auch wegen der steigenden Zahl anerkannter Flüchtlinge.

Zugänglichkeit

"Unser Ziel ist es, Dienstleistungen möglichst niederschwellig für alle Bürger zugänglich zu machen", sagte Projekt-Koordinatorin Eva Spießberger, die das Pilotprojekt mit ihrer Kollegin Monika Schmerold initiiert hat, zur APA. Dazu wurden einzelne Abteilungen mit Tablets ausgestattet. "Das Jugendamt arbeitet etwa stark mobil. Die gehen zu Beratungsgesprächen in Familien und kümmern sich um die Obsorge für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge."

In Abteilungen, wo viel Dolmetsch-Tätigkeit notwendig ist, sei früher oft mit Händen und Füßen erklärt worden. "Oft springen auch Nachbarn, Freunde oder Kinder ein und übersetzen. Das ist manchmal heikel, besonders weil es oft um intime und sensible Themen geht", erklärte Spießberger. "Das eigene Gehalt offen zu legen oder die private Situation zu beschreiben, fällt dann vielen schwierig. Besonders wenn eine Community klein ist, kennt man sich oft." Auch Frauen würden oft offener reden, wenn ihr Mann nicht neben ihnen sitzt.

Wie Skype

Mit dem Anbieter SAVD Videodolmetschen aus Wien habe man eine Lösung gefunden, die ganz einfach wie Skype funktioniere, sagte Spießberger. Das Unternehmen garantiert, dass von Montag bis Freitag von 7.00 bis 19.00 Uhr binnen zwei Minuten Dolmetscher für 14 Sprachen und die österreichische Gebärdensprache verfügbar sind. Eine Reihe "exotischer" Sprachen wie Somali, Urdu, Kurdisch, Igbo oder Pashtu können mit Terminvereinbarung gebucht werden. Übersetzter sind in der Regel dann innerhalb von ein bis 24 Stunden einsatzfähig. "Die Firma reagiert auch auf kulturelle Gepflogenheiten", erklärte Spießberger. Menschen aus Georgien oder der Ukraine würden etwa oft nicht wollen, dass ein Russe dolmetscht.

Effizienzsteigerung

Die ersten Erfahrungen mit dem System seien positiv: "Die Mitarbeiter können Verfahren effizienter abwickeln. Ein Besuch dauert nicht eine Stunde, bis ich alles ausgedeutscht habe. Die Menschen bringen die richtigen Unterlagen und verstehen es auch richtig." Die bisherigen Erfahrungen hätten auch gezeigt, dass Leute offener reden, wenn sie sich verstanden fühlen. Zugleich können oft leere Meter vermieden werden. "Für manche Sprachen gibt es nicht so viele Dolmetscher in Salzburg. Da musste jemand aus Linz oder Wien kommen. Wenn dann aber eine Familie kurzfristig nicht zum Termin kam, weil das Kind krank war, ist der Übersetzer umsonst gekommen", erzählte Spießberger.

Minutentarif

Neben einer Pauschale für technischen Support und eine Art Grundgebühr wird beim Video-Dolmetschen nach Gesprächsdauer abgerechnet. Die erste Viertelstunde kostet pro Minute zwei Euro - unabhängig von der Sprache. Dauern Gespräche länger, sinkt der Minutentarif auf die Hälfte.

Das Pilotprojekt läuft in Salzburg noch bis Ende September. Dann fällt die Entscheidung, wie es weiter verfolgt wird. Neben Salzburg setzt übrigens auch der Magistrat in Innsbruck auf das System. Im September sollen noch Graz und Wien folgen.

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