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Interview

Sky: Social Media rettet das Fernsehen

Als Andy Murray am 7. Juli im Wimbledon-Finale stand, waren in Großbritannien deutlich weniger Menschen auf den Straßen zu sehen als an anderen britischen Sonntagen. „Wie leer gefegt" wäre zwar übertrieben, aber die Chance, dass ein Brite nach 77 Jahren das wohl traditionsreichste Tennis-Turnier der Welt gewinnen könnte, ließ viele Einheimische vor dem TV verharren. „Das ist der Beweis, dass Live-Fernsehen immer funktionieren wird", sagt Euan Smith.

So mancher Experte sagte, als das Internet und  später das Internet-TV kam, den Tod des Live-Fernsehens voraus und hatte damit natürlich unrecht. „Sport-Events, Breaking-News werden die Menschen immer live verfolgen wollen", so Smith. „Zwar kann man sich Filme oder die normalen Nachrichten-Sendungen zeitversetzt (Video on demand, Anm.) ansehen, aber selbst hier sei der Trend zu erkennen, dass Filme, Serien oder auch Shows live verfolgt werden." Social Media sei dank, denn über Facebook und Twitter wird über die TV-Inhalte live diskutiert. Ein Jugendlicher, der bei der neuen Serien wie etwa „Game of Thrones" mitreden wolle, könne es sich nicht leisten, zeitversetzt seine Kommentare abzugeben. Auch er müsse live dabei sein.

Multiscreen statt Second Screen
Fernsehen wird nicht nur dual bleiben, also live und zeitversetzt, es wird sich zu einem Multiscreen-TV wandeln. Jetzt sei zwar immer wieder von „Second Screen“ die Rede, „aber künftig wird uns das Programm überall hin folgen, wo wir sind“, prognostiziert Smith. Die TV-Nutzung sei mit einer digitalen Erlaubnis verknüpft, sodass der Kunde – egal wo er sich gerade befindet und egal welches Gerät er nützt – „sein“ Programm wird sehen können.  „Künftig wird nicht nur das Sky-Programm mobil abrufbar sein, sondern das gesamte TV-Programm“, meint Smith. „In Großbritannien funktioniert es schon, dort gibt es so genannte Clearing-Houses, die das Programm praktisch zur Verfügung stellen.“

So komplex diese TV-Welt auch klingt, sie werde einfach funktionieren. Im Frühjahr wurde der neue „Sky Guide“ vorgestellt, der sich durch seine einfache Bedienung auszeichnet und mit dem man per Klick im TV-Programm stöbern und Aufnahmen programmieren kann. „Zu unseren Testern gehören Teenager genauso wie ältere Menschen", so Smith. „Wenn die mit der Bedienerführung zufrieden sind, ist das ein gutes Zeichen. Wir checken, wie viele Klicks notwendig sind.

Euan Smith ist als Chef der Produktentwicklung auch Erfinder von Innovationen und Services wie Sky Go (das Sky-Programm empfängt man auf iPhones und iPads auf Abruf und via Live-Streaming), von Sky+ (einer Kombination aus HD-Receiver und Festplattenrecorder. Per iPhone oder iPad kann man das Sky-Programm von unterwegs aufnehmen); in der nächsten Zeit soll auch die Android-Plattform bedient werden.

4K wird abheben
Euan Smith steckt aber auch hinter Skys Ultra HD-Offensive. Ultra HD, auch als 4K bezeichnet, ist die vierfache Pixelanzahl von Full HD. Im Dezember 2012 testete Sky Ultra HD während des Spiels „FC Bayern München“ gegen „Borussia Dortmund“ „Künftig werden wir noch häufiger auf 4K-Inhalte treffen“, ist Smith überzeugt. 4K mache ja nur bei Flat-TVs ab einer Größe von etwa 50 Zoll Sinn, weil die Schärfe nur auf großen Bildschirmen entsprechend gesehen werden könne.

Flat-TVs werden größer
„Der Markt wird größer, weil es eindeutig einen Trend zu großen Flat-TVs gibt“, sagt Smith. 32-Zöller gelten heute durchaus als „klein“, 46-Zoller sind bereits Standard, werden aber bereits von Geräten jenseits der 50 Zoll abgelöst. Am Content werde es nicht liegen, denn anders als bei 3D werde es künftig genügend 4K-Inhalte geben. Die Hersteller seien gefordert, nun entsprechende Endgeräte auf den Markt zu bringen. Übrigens ist Smith überzeugt, dass 3D noch nicht gestorben ist. Abgesehen davon, dass 3D ebenfalls von großen Bildschirm-Diagonalen profitieren werde, warte er auf die perfekte brillenlose 3D-Technologie. „Dann werden die Kunden 3D auch entsprechend nutzen.

Sky hat in Österreich 300.000 Abonnenten und im vergangenen Jahr einen Umsatz von fast 127 Millionen Euro erzielt.

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