Hat IT-Probleme: Deutsche Bank
Hat IT-Probleme: Deutsche Bank
© REUTERS/LUKE MACGREGOR

Online-Banking

Software-Panne schockte Deutsche-Bank-Kunden

Die Deutsche Bank hat ein IT-Problem. Wie treffend die schonungslose Analyse des neuen Konzernchefs John Cryan ist („lausige Systeme“), müssen viele Kunden des größten deutschen Geldhauses am Freitag erleben. „Deutsche Bank bucht Geld doppelt ab. Kein Durchkommen bei Kundenservice. Was ist los?“, beschweren sich Kunden im Kurznachrichtendienst Twitter. Ein anderer schreibt von „Pannen-Chaos“ und „Aufruhr in der Filiale“. Die neue IT-Chefin der Bank, Kim Hammonds, hat ein dickes Brett zu bohren - das offenbart sich schneller als erwartet.

Bank beschwichtigt

Die Bank beschwichtigte und sprach von einem „Darstellungsproblem im Online-Banking“: „Dadurch werden teilweise Einzahlungen und Abbuchungen doppelt gezeigt oder nicht abgebildet“, teilt das Institut in Frankfurt mit. „Keine dieser doppelt dargestellten Zahlungen ist tatsächlich erfolgt.“

Kunden berichten unterdessen von einem „Schock am frühen Morgen“: Auf ihren Kontoauszügen erschienen Abbuchungen vom 1. Juni doppelt. Weil zum Monatswechsel in der Regel höhere Abbuchungen zum Beispiel für Miete, Versicherungen oder Strom fällig werden, rutschten betroffene Konten teilweise ins Minus. Andere Kunden schildern, sie kämen an Automaten nicht an ihr Geld, teilweise seien bargeldlose Zahlungen zum Beispiel an Tankstellen nicht möglich.

Am Samstagmorgen gab die Bank schließlich Entwarnung. Alle Kunden könnten ihre Bankgeschäfte wieder vollumfänglich ausführen, hieß es in einer Mitteilung des Instituts. Sicher ist: Die Software-Panne kurz vor dem Wochenende hat viele Deutsche-Bank-Kunden verärgert - auch wenn die Branche immer mal wieder mit solchen Fällen zu kämpfen hat. Im vergangenen September beispielsweise legte eine technische Panne in einem Rechenzentrum der Sparkassen die Geldautomaten der Institute in mehreren Bundesländern vorübergehend lahm. Bei der britschen Großbank HSBC mussten im vergangenen Sommer etwa 275.000 Kunden wegen eines IT-Fehlers auf ihre Gehaltsüberweisung warten.

„Ineffektiv“

Hat die Deutsche Bank in der Vergangenheit ihre IT vernachlässigt? Die Prozesse der Bank seien „ineffektiv“, die IT „veraltet“, das führe zu „inakzeptabel hohen“ Kosten, hatte Konzernchef John Cryan kurz nach seinem Amtsantritt im Juli 2015 geurteilt. Ein Drittel der Systeme seien überaltert. Wie wichtig ihm die Modernisierung auf diesem Feld ist, demonstrierte Cryan bei seiner ersten Bilanzvorlage: Die 2016 angetretene Technologiechefin Hammonds saß mit auf dem Podium.

Die langjährige Boeing-Managerin weiß, worauf sie sich eingelassen hat. In einem Anfang Mai veröffentlichten Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ sagte Hammonds: „Unsere IT muss moderner und einfacher werden. Und das ziemlich rasch.“ In der Vergangenheit sei zu viel parallel gelaufen: „Jeder Geschäftsbereich hat in eine eigene IT investiert, was dazu geführt hat, dass die Systeme zu komplex geworden sind.“ Ihr Ziel: „Von 45 Betriebssystemen, die parallel laufen, bleiben bis zum Jahr 2020 ganze vier übrig.“

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Kommentare