Solaranlagen gefährden das europäische Stromnetz, sagt Experte
Solaranlagen erfreuen sich immer größerer Beliebtheit bei europäischen Privathaushalten und Unternehmen. Ein Softwareentwickler aus den Niederlanden sagt nun jedoch, dass das Wachstum der PV-Anlagen zu einer Gefahr für das europäische Stromnetz werden könnte. In einem Blog-Beitrag warnt der IT-Experte Bert Hubert vor einem großen Risiko: Diese Solaranlagen werden in großer Zahl zentralisiert über die Cloud-Services der Hersteller verwaltet.
Die Cloud mache das Stromnetz außerdem verwundbar für Hackerangriffe: So könnte ein einziger Angriff Millionen von Solarpaneelen gleichzeitig lahmlegen. Die Folge könnte ein Komplettausfall des europäischen Stromnetzes sein, so der Softwareexperte.
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Ständige Internetverbindung
Als Schwachstelle des Systems identifiziert er sogenannte Wechselrichter. Diese sind ständig, entweder direkt oder indirekt, mit dem Internet verbunden. Diese Verbindung ist erforderlich, damit ein Datenaustausch stattfinden kann. Solaranlagenbesitzer können damit beispielsweise die Leistung ihrer PV-Anlage jederzeit über eine App einsehen.
Allerdings könnte diese Verbindung zur Cloud auch ein Einfallstor für Angriffe sein. Hubert erinnert an den durch das CrowdStrike-Update ausgelösten globalen IT-Ausfall, der vor einigen Wochen die Probleme eines solchen zentral organisierten Systems deutlich gemacht hat.
NIS2 soll umgesetzt werden
Der niederländische Softwareexperte sagt, dass es bei diesen Service-Diensten kaum Regeln gebe, wenn man die Situation mit den Auflagen für große Energieversorger vergleiche. "Wir sind heute anfälliger denn je, denn in einem Land wie den Niederlanden werden derzeit 15 GW Strom von weit entfernten Orten aus kontrolliert, und wir wissen nicht einmal genau, von wem. Und diese Parteien unterliegen praktisch keinen Gesetzen oder Vorschriften", warnt Hubert.
Allein in den Niederlanden würden Solarmodule derzeit eine Energiemenge erzeugen, die der von 25 Atomkraftwerken mittlerer Größe entspricht. Er sieht das Problem aber nicht nur auf Solaranlagen beschränkt – bei Ladestationen für E-Autos und Wärmepumpen sehe die Situation nicht besser aus.
"Die zentralisierte Möglichkeit, mehrere Gigawatt an elektrischer Leistung abzuschalten, muss beseitigt werden, oder wir müssen die zentralen Verwalter als Energieunternehmen regulieren", fordert Hubert. Er meint daher, dass die NIS2-Richtlinie ein wichtiger Schritt in Richtung einer Verbesserung dieser Situation sei. Nun gelte es jedoch, diese auch konsequent umzusetzen.
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