Vienna's Answer to the Facebook Timeline
Vienna's Answer to the Facebook Timeline
© Gregor Gruber

Start-up-Geschichten

Soup.me: Wiens Antwort auf Facebooks Timeline

Die Behübschung des Internet gehörte zu den großen

und fand mit der Präsentation von
seinen Höhepunkt. Weil immer weniger Start-ups den Nutzern noch mehr Daten aus der Nase ziehen wollen/können, verlegt man sich darauf, die vorhandenen Daten neu und optisch ansprechend aufzubereiten.

In genau diese Kerbe will künftig das österreichische Start-up Soup.io, seit Jahren ein Insider-Liebling, schlagen. “Fly or die” - Gründer und CEO Christopher Clay setzt mit der kommenden Neuauflage seines Tumblelogs, Soup.me, und einem kleinen sechsstelligen Investmentbetrag des Wiener Angel Funds SpeedInvest alles auf eine Karte. Anstatt weiterhin Tumblelogs wie Tumblr und Posterous Konkurrenz zu machen, will man jetzt das gesamte (öffentliche) digitale Leben der Nutzer möglichst schön abbilden.

Facebook ebnet den Weg
“Ich war erstaunt, dass Facebook in diese Richtung geht. Das ist mutig, weil diese Art der Darstellung nicht jedermanns Sache ist”, sagt Christopher Clay im Gespräch mit der futurezone. “Ich sehe das aber nicht als Gefahr für Soup.me, sondern als Bestätigung.” Soup soll noch mehr als bisher zu einer “Plattform für Selbstdarsteller im positiven Sinn” werden und all jenen ein individuelles Profil geben, das nicht so aussieht wie das von Millionen anderen Facebook-Nutzern, so Clay.

Die neue (alte) Zielgruppe: Kreative, Journalisten, Blogger, Künstler. Ab dem offiziellen Start bei der Konferenz SXSW im März in Austin, Texas, will Clay bis Mitte 2012 etwa 100.000 neue Nutzer auf Soup.me bekommen. Bestehende Soup-Accounts sollen nach und nach auf das neue System überführt werden. Zudem will Clay die Firma bei anhaltendem Erfolg in die USA, genauer San Francisco, übersiedeln. Am wichtigen US-Markt wartet aber auch schon die neue Konkurrenz auf Soup.me: Denn Web-Dienste wie About.me oder Flavors.me bieten Nutzern ebenfalls die Möglichkeit, ihre Inhalte von verschiedensten Web-2.0-Plattformen (von Twitter über Facebook bis Flickr) in einem hübschen Web-Profil zusammenzuführen.

Die futurezone konnte das neue Soup.me in der Alpha-Version bereits einem ersten Test unterziehen. Für alle Interessierten ohne Alpha-Account gibt es auch einen Soup.me-Showcase, der für den österreichischen Skispringer Gregor Schlierenzauer erstellt wurde. Die Features von “Soup neu” im Überblick:

1) Die eigenen Quellen anzapfen

Damit man seinen Soup.me-Account mit Inhalten füttern kann, muss man ihn mit anderen Web-Diensten verknüpfen. Dazu steht eine wahre Fülle an Möglichkeiten parat. Facebook, Twitter, Foursquare, Yelp, Instagram, DailyBooth, Soundcloud, eBay, Flickr, Last.fm, Picasa, YouTube, RSS-Feeds - wo immer man eigene Daten im Web verstreut hat, Soup.me dient als virtuelles Sammelbecken für sie. Als Grundregel gilt: Es werden alle öffentlichen Daten (z.B. bei Facebook “sichtbar für alle”) importiert. Was in der langen Liste an Web-Diensten noch fehlt: Google+, LinkedIn, XING und Spotify.

2) Viele Darstellungsmöglichkeiten

“Eine Chronik ist nur eine von vielen Darstellungsmöglichkeiten”, sagt Soup-Chef Christopher Clay in Anspielung auf Facebooks Timeline. Deswegen bietet Soup.me dem Nutzer verschiedene Widgets, mit denen die Unterseiten - repräsentiert über die Reiter-Leiste oben - designt werden können. Das “About me”-Widget etwa erlaubt ein großes Hintergrundbild, das mit einem Willkommens-Text und direkten Links zu den verknüpften Webseiten ausgestattet werden kann. Weitere Widgets stellen etwa georeferenzierte Daten (z.B. Instagram-Fotos, Foursquare-Checkins) auf einer Google-Maps-Ansicht dar, reihen Flickr-, Facebook- und Picasa-Fotos in eine Bildergalerie oder erstellen ein “Scrapbook”  - eine Art Daten-Haufen aus Blogeinträgen, Fotos und Tweets. Künftig sind noch viele weitere Widgets geplant, die die vorhandenen Daten automatisch nach verschiedenen Kriterien (z.B. Metadaten, Tags, Themen, etc.) gewichten sollen.

3) Durchwachsene Bedienung

Weil Soup.me technisch mehr will als seine Rivalen About.me und Flavors.me, ist nahezu jedes Detail des eigenen Profils anpassbar - bis hin zur Schriftgröße und dem Hintergrundbild. Das macht Soup.me in der Bedienung teilweise kompliziert. Die Aufteilung in “Settings” und “Edit-Mode” trägt nicht unbedingt zur Übersichtlichkeit bei. Bis man seine Soup den eigenen Ansprüchen gerecht gemacht hat, können mehrere Stunden vergehen.

4) Neue Inhalte erstellen

Das Veröffentlichen von Texten, Fotos, Links, Videos, Events oder Dokumenten ist über den “+”-Knopf links oben zwar immer noch möglich. Insgesamt rückt das Erstellen von neuem Content aber deutlich in den Hintergrund, externe Quellen haben Vorrang.

5) Gute Aussichten am iPad
Weil Soup.me vor allem Repräsentationszwecken bzw. als Homepage-Ersatz dient, wurde vorerst auf native Apps für iOS, Android, etc. verzichtet. Stattdessen wurde viel Zeit in die Anpassung der Soup-Profile an den iPad-Bildschirm und seine Touch-Bedienung investiert - und das hat sich gelohnt. So kann man sich wahrlich mit den FIngern durch das “Scrapbook” wühlen und geschmeidig durch Fotogalerien blättern.

6) Privatsphäre

Prinzipiell ist Soup.me zum Herzeigen von Daten gedacht und kein Online-Netzwerk, dass dem freundschaftlichen Austausch von Intimitäten dient. Zur Verfügung stehen die drei Einstellmöglichkeiten “Public” (jeder kann das Soup-Profil z.B. via Google-Suche finden), “Stealth” (jeder, der den genauen Link kennt oder ihm folgt, kann das Soup-Profil sehen) und “Private” (nur andere Soup-Nutzer, denen man folgt, können das Profil sehen), wobei “Public” empfohlen wird.

7) Und das Geschäftsmodell?

Clay will Soup.me nach der beliebten Freemium-Regel aufziehen: Die Basisnutzung sowie einige Widgets sind gratis. Nutzer, die aber zusätzliche Visualisierungen ihrer wollen, werden für diese zur Kassa gebeten.

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Jakob Steinschaden

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