Photoshop

SPÖ fordert "Bildbearbeitungsgesetz"

Julia Roberts war zu hübsch, viel zu hübsch. Als die Hollywood-Schauspielerin vor knapp einem Jahr mit einem retuschierten Foto für den weltweit größten Kosmetik-Konzern warb, zog die britische Werbeaufsicht die Notbremse: Das Bild des Hollywood-Stars war dank Computer derart geglättet, dass Roberts auf den Fotos nicht aussah wie 43, sondern wie 23. Britische Parlamentarierinnen stiegen daraufhin auf die Barrikaden – und erstritten bei der Behörde ein Verbot.

Zu Perfekt
„Du bist zu pretty, woman" hatte auch der deutsche Spiegel getitelt – und genau das denken sich angesichts der Flut an retuschierten Fotos in Werbe-Flyern und auf Plakatwänden nun auch die Spitzenpolitikerinnen der Kanzlerpartei SPÖ. „Magazine und Zeitschriften strotzen nur so vor retuschierten Fotos. Diese Kunstgesichter haben keine Poren, keine Falten. Ohnehin schon makellose Studioaufnahmen werden durch die Bildbearbeitung noch so weit perfektioniert, dass man sich als Frau nur denken kann: Im Vergleich bin ich fast schon hässlich", sagt Andrea Mautz, Bundesgeschäftsführerin der SPÖ-Frauen zum KURIER.

Mautz will die „verschobene Wahrnehmung beim Schönheitsideal" nicht länger akzeptieren: „Die Kampagnen zeigen Menschen, die es im echten Leben überhaupt nicht gibt. Die Konsequenzen sind aber beklemmend real: 13-jährige Mädchen beginnen bereits mit Diäten und Hungerkuren. Teenager wünschen sich zum Geburtstag Schönheitsoperationen." Um gegenzusteuern, fordert die SPÖ-Politikerin deshalb ein bundesweites „Bildbearbeitungsgesetz".

Ampelsystem für mehr Transparenz
Geht es nach den SPÖ-Frauen, müssen retuschierte Bilder in Zukunft nach einem „Ampel-System" gekennzeichnet werden: Grün bedeutet „leichte Veränderung" (Licht, Farb-Aufhellungen, Weichzeichner, Flecken, Glanzpunkte entfernen, etc.). Gelb heißt „mittelstarke Retusche" (Falten wurden entfernt, Gesichtspartien gestrafft). Und wenn Bilder mit einem roten Punkt versehen werden, dann ist das der Hinweis auf „starke Veränderungen", sprich: Körperteile wurden in die Länge gezogen oder entfernt. Neue (Gesichts-)Partien wurden ins Foto kopiert.

Mehr Realismus gefordert
Faktum ist, dass die digitale Bildbearbeitung mittlerweile kaum Wünsche offenlässt: Da werden Beine verlängert, Hüften optisch beschnitten oder Augenfarben völlig ausgetauscht.
„Wir wollen das Schönheitsideal wieder auf eine realistischere Ebene zurückführen, denn mittlerweile lastet ungeheurer Druck auf den Frauen", sagt Mautz. Nach dem Schönheits-OP-Gesetz von Alois Stöger ist die Forderung nach einem Bildbearbeitungsgesetz nunmehr die zweite Maßnahme, mit der die SPÖ das ihrer Ansicht nach aus dem Ruder laufende Schönheitsideal korrigieren will.

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