Star Trek Beyond
Star Trek Beyond
© Paramount Pictures

Star Trek Beyond: Eine Umarmung nach der Achterbahnfahrt

Star Trek Beyond: Eine Umarmung nach der Achterbahnfahrt

Diese Filmkritik ist gänzlich spoilerfrei, weil ich mir wünsche, dass ihr den Film unvoreingenommen sehen und auf euch wirken lassen könnt. Ich werde nur an einer Stelle Bezug auf den Trailer nehmen aber sonst nichts zur Handlung verraten, auch wenn Teile davon auf den Websites der Kinos bei den Filmbeschreibungen bereits enthüllt sind.

Mit Star Trek: Beyond ist ab dem 21. Juli der dritte Teil des Reboots in den Kinos. Einigen Trekkies dreht es schon den Magen um, wenn sie sehen, wer an der Produktion beteiligt ist. Andere schleifen deshalb seit Monaten ihre verbalen Bat'leths, um den Film mit Vergleichen zu Star Trek 1 bis 6 zu Tode zu bashen.

Für den Vorschusshass sind zwei Personen hauptverantwortlich: Der Regisseur Justin Lin, den man von den The Fast and the Furious-Filmen kennt und Comedy-Darsteller Simon Pegg, der nicht nur Scotty spielt, sondern auch am Drehbuch mitgeschrieben hat.

Keine Zeit zum Luft holen

Ja, Peggs und Lins Handschrift ist erkennbar und nein, es ist nicht so furchtbar, wie man vermuten würde. Schon die ersten Teile des Reboots führten eher flott durch die Handlung – bei Beyond bleibt kaum Zeit zum Luft holen.

Das ist für alteingesessene Trekkies, die 1, 3, 5 und 7 mochten, wahrscheinlich Blasphemie. Für die 90er-Trekkies, die mit TNG, Deep Space Nine und Wiederholungen von TOS aufgewachsen sind und dankbar dafür waren, dass in Star Trek 8 endlich mal Action zu sehen war, die natürliche Weiterentwicklung von Star Trek.

Eine kleine Entwarnung: die Motorradszene, die im Trailer angedeutet ist, ist nicht ganz so peinlich wie befürchtet. Besonders nicht, wenn man sich die furchtbare Autoszene aus Star Trek 10 in Erinnerung ruft.

Charaktere im Fokus

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Pegg hat Beyond seinen Stempel etwas dezenter, aber trotzdem merkbar, aufgedrückt. Scotty hat überraschend viel Screentime dafür bekommen, dass sich der Charakter nicht weiterentwickelt.

Jeder der Brücken-Crew hat seine Momente, wodurch Beyond nicht zur reinen Kirk-Show wird. Uhura zeigt wieder einmal, dass sie weit mehr als eine junge Version der TOS-Telefonisten ist. Und während in den zwei Vorgängerteilen die Beziehung zwischen Kirk und Spock aufgebaut wurde, sind es jetzt McCoy und Spock, die sich näher kommen.

Gut dosierter Humor

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Wie bei Star Trek Into Darkness wird bei Spock wieder die menschliche Seite betont. Dabei ist es manchmal zu viel des Guten. Die witzigen Dialoge auf Kosten des „gefühllosen“ Vulkaniers funktionieren zwar auch für Neo- und Nicht-Trekkies, wirklich lachen kann man aber nur, wenn man dazu die Erinnerung des „alten“ Spocks im Hinterkopf hat.

Angenehm ist, dass Beyond nicht versucht zwangsweise lustig zu sein. Die Einlagen zum Schmunzeln sind wohl dosiert und beziehen sich oft auf die Charaktere, anstatt nur plumpe Situationskomik oder pseudo-coole Einzeiler zu sein.

Nostalgie und Größe

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Noch dezenter als beim Humor ist Beyond mit der Nostalgie. Sie sickert während des Films mit kleinen Details dahin, wie etwa, dass die Enterprise mit vielen Hebeln und Knöpfen gesteuert wird, oder das Design der Phaser. Am Ende gibt es dann aber doch zwei Momente, bei denen mir vor Nostalgie und Star-Trek-Feeling Freuden-Gänsehaut gekommen ist. Vielleicht war auch nur die Klimaanlage im Kinosaal zu stark eingestellt, aber schön war es trotzdem.

Sehr beeindruckend ist auch die Bildsprache. Beyond bemüht sich stets ein Gefühl von Größe zu übermitteln. Die Schiffe der Föderation sind nun mal keine wendigen Kampfjets, sondern Weltraumkreuzer, die manchmal regelrecht auf Kurs geprügelt werden müssen.

Zudem sind sie riesig. Bei früheren Star-Trek-Teilen und anderen aktuellen Science-Fiction-Filmen entsteht durch schlechtes CGI oft der Eindruck, als würde man Spielzeug ansehen. Besonders bei 3D-Filmen kann das ein Problem sein. Bei Beyond ist ganz klar, wie gewaltig ein Raumschiff wie die Enterprise eigentlich ist. Es macht Spaß als Trekkie dieses Gefühl für Größe zu erleben.

Fazit

Star Trek Beyond

Es fällt mir schwer nicht den halben Film zu spoilen. Ich würde am liebsten die guten und schlechten Szenen in ihrer Einzelteile zerlegt hier beschreiben, um darüber zu diskutieren und philosophieren. Warum? Weil mir Star Trek Beyond gefallen hat.

Beyond ist kein Kandidat für den besten Film aller Zeiten, aber 122 Minuten gute Unterhaltung. Die Handlung folgt den üblichen Parametern, ist aber nicht so plump, dass man sich davon gelangweilt fühlt.

Langweilig wird es ohnehin nicht, da der Actionanteil sehr hoch ist. Beyond ist wie eine Achterbahnfahrt, mit einer liebevollen Umarmung danach, die sagt: „Du hast es überstanden. Und es ist immer noch Star Trek.“

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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