"Das sind nicht die Twitter-Bots die ihr sucht"
"Das sind nicht die Twitter-Bots die ihr sucht"
© EPA/MARK SUBAN / AMPAS / HANDOUT

Twitter

Star-Wars-Netzwerk mit 350.000 Twitter-Bots entdeckt

Forscher am Londoner University College haben ein riesiges Bot-Netzwerk auf Twitter aufgedeckt, das jahrelang unentdeckt geblieben ist (PDF). Sie sind dem Netzwerk auf die Spur gekommen, als ihnen bei der Untersuchung von einem Prozent aller englischsprachiger Tweets ungewöhnliche Ortsangaben aufgefallen sind.

Einige User machten alle ihre Tweets im Meer, der Wüste oder anderen menschenleeren Gebieten. Diese User hatten weitere Gemeinsamkeiten. Sie zitierten aus Star-Wars-Büchern. Laut den Forschen wurde aus elf Star-Wars-Büchern zitiert, weshalb sie das Bot-Netzwerk „Star Wars“ tauften.

Windows-Phone-Bots

Der Verdacht, dass es sich hierbei um ein Netzwerk handelt, bestätigte sich bei weiteren Untersuchungen. Alle User hatten maximal elf Tweets abgegeben und zehn Follower. Zudem war bei allen als Quelle „Twitter for Windows Phone“ angegeben.

So konnten insgesamt 3.244 Bots identifiziert werden. Die Forscher nutzen das Material, um einen Classifier zu programmieren. Als Basis diente der Naive Bayes Classifier, der üblicherweise verwendet wird um Spam-Mails aufzuspüren. Damit wurden insgesamt 356.957 Bots entdeckt.

Die ersten Star-Wars-Bots tauchten am 20. Juni 2013 und begannen sofort zu tweeten. Das Netzwerk setzte an manchen Tagen über 150.000 Tweets ab. Ab dem 14. Juli 2013 kam kein neuer Bot mehr hinzu und alle anderen Bots verstummten. Seitdem ist das Netzwerk inaktiv.

Gut getarnt

Die Forscher versuchen zu erklären, warum dieses riesige Bot-Netzwerk jahrelang unerkannt blieb. Sie vermuten, dass die Bots von Anfang an designt wurden, um nicht durch Twitters Bot-Aufspürmethoden gefunden zu werden. Die Zitate aus den Star-Wars-Büchern sollten den Eindruck von menschlicher Sprache erwecken. Die Anzahl der Tweets und Follower wurde gering, aber nicht zu gering gehalten und die Bots haben keine ungewöhnlichen Aktionen betrieben.

Die Forscher sagen, dass die Entdeckung des Netzwerks Zufall war. Es sei unwahrscheinlich, dieses Glück zu wiederholen, da Bot-Netzwerke programmiert werden können, um die Fehler von Star Wars zu korrigieren. Die Star-Wars-Bots gaben ihren Ort an, um menschlicher zu wirken. Der fehlerhafte Orts-Algorithmus, der die Bots in Meere und Wüsten platzierte, kann aber ausgebessert oder einfach weggelassen werden. Schließlich verzichten auch viele Twitter-User darauf, ihren aktuellen Standort zu taggen.

Die zweite Schwachstelle des Netzwerks war das Zitieren aus Star-Wars-Büchern. Durch markante Worte wie Jedi, Force und Blaster ließen sich die Bots einfacher ausspüren. Es sei aber laut den Forschern problemlos möglich die Bots aus mehr Quellen oder aktuellen Online-Berichten zitieren zu lassen, um die menschliche Sprache zu imitieren.

Stillgelegt

Über die Gründe für die Stilllegung des Netzwerks können die Forscher nur spekulieren. Möglicherweise wurden die Zugangsdaten zum Bot-Controller verloren. Vielleicht war es aber auch ein gezieltes Experiment um die Grenzen von Twitters Erkennungsmaßnahmen auszuloten. Eventuell wartet der Botmaster aber auch nur auf die richtige Gelegenheit, um das Star-Wars-Netzwerk zu reaktivieren.

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