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Festival

"Start-ups sind die Zukunft Europas"

Von 3. bis 7. Oktober werden sich in Wien fünf Tage lang 100 Investoren und 50 Start-ups aus Mittel- und Osteuropa bei der STARTup Week treffen. Bei dem Festival für junge Internet-Firmen wird neben einem Start-up-Wettbewerb und zahlreichen Workshops und Events auch eine prominent besetzte Konferenz im Wiener Haus der Industrie stattfinden. Unter den 70 Vortragenden des Festivals finden sich unter anderem die US-Investorin Esther Dyson, Skype-Investor Morton Lund und Christian Hernandez von Facebook. Veranstaltet wird das Start-up-Festival von STARTeurope gemeinsam mit dem Wiener Gründungscluster InitialFactor. Die futurezone hat Andreas Tschas und Jürgen Furian von STARTeurope zur Veranstaltung und zur Szene in Österreich befragt.

futurezone: Wie beurteilen Sie die Situation für Start-ups in Österreich? Was braucht es, um die Szene zu fördern? Wo sehen Sie Nachholbedarf?
Andreas Tschas:
Man kann davon ausgehen, dass in Zukunft Innovation sehr stark von Start-ups getrieben wird, sie haben die Flexibilität und das Mindset um innovative Produkte und Dienstleistungen hervorzubringen. Leider ist diese Entwicklung bei vielen Konzernen und Unternehmen in Europa noch nicht angekommen. Ich denke die Start-up-Szene braucht vor allem die Zusammenarbeit mit der Old Economy. Unternehmen müssen den Austausch mit Start-ups noch mehr zulassen und auch vermehrt in Start-ups investieren. Es gibt aber auch Nachholbedarf im Bereich Bildung. Junge Menschen sprühen vor Kreativität und guten Ideen, werden in der Ausbildung aber nicht gefördert diese Ideen auch weiter zu verfolgen. Uns muss bewusst sein, dass Start-ups die Zukunft Europas sind, wir dürfen das nicht verschlafen.

In welchen Bereichen sind österreichische Start-ups stark?
Jürgen Furian: In der Web- und Mobile-Szene tätig hat sich in den vergangenen zwei Jahren sehr viel bewegt. Die Tendenz geht in die richtige Richtung. Dies zeigen unter anderem Startups wie Runtastic, Tripwolf, Qriously oder Lookk. Österreich ist ein im internationalen Vergleich sehr kleiner Markt. Österreichische Start-ups sollten deswegen gleich von Anfang an international denken. Wenn man als österreichisches Start-up den Nachteil des kleinen Marktes zum Vorteil wandelt indem man von Anfang an international denkt, kann man sich hier sicher einen Startvorteil gegenüber anderen Start-ups erarbeiten.

Was raten Sie jungen Gründern in Österreich?
Andreas Tschas: Der wichtigste Faktor ist ein gut aufgestelltes Team zu haben. Es ist ratsam verschiedene Kompetenzen im Team zu haben. Damit meine ich zum Beispiel den Techniker, den Juristen, den Wirtschaftler und den Designer. Meiner Meinung nach ist das Netzwerk ein weiterer sehr entscheidender Faktor für eine erfolgreiche Gründung. Wenn man die richtigen Personen kennt, kann man sich als Gründer viel Sorgen ersparen und man bekommt auf seinem Weg zum erfolgreichen Gründer den richtigen Rat. Es kann sehr hilfreich sein sich bereits vor der Gründung mit Mentoren aus dem Bereich Marketing, Finance, Steuerrecht etc. zu vernetzen. Man wird dadurch schneller erfolgreich Gründen. Eine Möglichkeit sowohl sein Team zu finden als auch sein Netzwerk zu erweitern sind sicher die von STARTeurope organisierten STARTup Live Veranstaltungen. Start-ups wie Garmz, Twings, Runtastic, Qriously haben bereits diese Veranstaltungen besucht und dort viel mitgenommen.

Warum mangelt es nach wie vor an Angel Investors?
Andreas Tschas:
Im Investmentbereich gibt es einen großen Aufholbedarf. Es tut sich aber was. Oliver Holle hat mit Speed invest heuer einen Sieben-Millionen-Euro- Fonds aufgesetzt. Das ist ein sehr positives Zeichen jedoch muss in diesem Bereich noch mehr passieren um die Szene stärker zu pushen. Oft werden Start-ups bei Privatinvestoren gar nicht erst als Investmentoption wahrgenommen. Da können die Medien sicher einen Teil dazu beitragen dieses Thema präsenter und attraktiver zu machen. In Zeiten hoher Unsicherheit und Volatilität können dabei Start-ups eine interessante Investmentmöglichkeit darstellen.Impulse hierfür müssen auch von staatlicher Ebene kommen. Ein wichtiger Schritt wären aber auch Steuerentlastungen für Investments in Start-ups, die Politik könnte damit einen wesentlichen Beitrag leisten, mehr Angel Investoren zu begeistern.

Aufstrebende österreichische Start-ups wie Garmz, Qriously, Runtastic und Wappwolf gehen ins Ausland. Was fehlt Österreich, um sie hier zu behalten?
Jürgen Furian:
Zum einen ist es nicht schlecht, wenn Start-ups international denken. Es ist sogar bei einem kleinen Heimmarkt wie Österreich oft notwendig. Zum anderen sind die Rahmenbedingungen in London, Berlin oder dem Silicon Valley ganz andere. Der Zugang zu Risikokapital sowie eine pulsierende Community vor Ort steigern die Erfolgswahrscheinlichkeit. Ein Grund mehr um in Österreich endlich aufzuwachen und mehr in diese Zukunftsbranche zu investieren.

Mit der STARTup WEEK kommen ausländische Investoren ins Land. Werden die hier Geld ausgeben?
Andreas Tschas:
Durch die STARTUP WEEK wird Wien und Österreich zum ersten Mal ein Hotspot der internationalen Start-up-Szene. Das ist ein wichtiger Impuls für Wien und Österreich als Wirtschaftsstandort. Alleine die zahlreichen internationalen Gäste werden eine Bereicherung für den Standort sein. Darüber hinaus ist es aber natürlich auch unser Bestreben ausländischen Investoren die österreichischen Start-ups vorzustellen. Die Qualität der österreichischen Start-ups ist sehr hoch. Langfristig wird die STARTUP WEEK einen wichtigen Beitrag leisten, Österreich auch für ausländische Investoren attraktiver zu machen.

Zur STARTup Week gibt es auch einen Wettwerb. Nach welchen Kriterien wurden die Teilnehmer ausgewählt, welche Start-ups und Themen hatten keine Chance?
Jürgen Furian: Neben den klassischen Beurteilungskriterien wie zum Beispiel Marktpotential, Team etc. war uns wichtig, innovative Ideen mit dabei zu haben. Die Vielzahl an Einreichungen aus über 25 Ländern hat uns sehr überrascht und wir sind gespannt wer von den ausgewählten 50 den Einzug ins Finale schaffen wird. Ausgeschlossen haben wir von Anfang an nur Start-ups die als reine Idee existieren oder älter als vier Jahre waren. Start-ups aus Osteuropa wollten wir fördern.

Wie wichtig sind Medien wie die futurezone für die Start-up-Szene? Bringen unsere Berichte eigentlich etwas?
Jürgen Furian:
Die Medien haben eine äußerst wichtige Rolle in der Belebung der österreichischen Start-up-Szene. Eine Rolle die in der Vergangenheit zu wenig wahrgenommen wurde. Es ist wichtig nicht nur von großen Industriekonzernen zu berichten sondern auch von aufstrebenden Jungunternehmen. Wir brauchen positive Zeichen um eine wirtschaftlich attraktivere Zukunft zu gestalten. Eine Pflicht der wir jetzt nachkommen sollten. Kurz gesagt: Ja, diese Berichte bringen sogar sehr viel.

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Jürgen Furian (Bild links) und Andreas Tschas wollen mit der STARTup Week auch die heimische Szenen ankurbeln.

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