Ist der Docht einer Kerze zu lang, entwickeln sich mehr Rauch und Ruß

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Blackout: Es gab wieder eine Großstörung in Europas Stromnetz

Es ist die 2. Großstörung binnen 7 Monaten: In Frankreich, Spanien und Portugal waren rund 2 Millionen Menschen für kurze Zeit ohne Strom, weil es zu einer Netzauftrennung gekommen war. Am Samstag gegen 16.35 Uhr dürfte ein Löschflugzeug auf einer iberischen Halbinsel unmittelbar über einer Höchstspannungsleitung seine Ladung abgeladen haben.

Was folgte, war ein einfacher Kurzschluss. Doch dieser reichte, um Resonanzeffekte auszulösen. Die Kuppelstellen wurden überlastet, und es kam zu einer Netzauftrennung zwischen Frankreich und der iberischen Halbinsel. Das berichtet der Krisenexperte Herbert Saurugg von der „Gesellschaft für Krisenvorsorge“ auf seiner Website. Christoph Schuh, Unternehmenssprecher der Austrian Power Grid (APG), bestätigt den Vorfall am Mittwoch auf futurezone-Nachfrage.

Rasche Reaktion verhinderte das Schlimmste

Die Energiemenge von 3 großen Kraftwerken fehlte, und konnte kurzfristig nicht ausgeglichen werden. Ein automatisierter Lastabwurf folgte und das bedeutete für 2 Millionen Menschen 1 Stunde lang keinen Strom zu haben. Ein längerer Blackout konnte verhindert werden, die Ausbreitung der Störung konnte gestoppt werden. "Die Maßnahmen der Netzwerkbetreiber griffen und die Netze funktionierten nach 35 Minuten wieder", erklärt Schuh. In Österreichs Netzen war der Vorfall dieses Mal gar nicht zu bemerken. "Die Frequenzen waren im Normalbereich", so der APG-Sprecher.

Der Vorfall wird nun von den Netzbetreibern untersucht, es ist der 2. in diesem Jahr. Damit häufen sich die Vorfälle dieses Jahr. Warum die Blackout-Gefahr in Europa steigt, haben wir euch bereits an dieser Stelle erklärt. "Dieser Vorfall war ein Warnsignal, aber er hat auch gezeigt, dass die Maßnahmen der Netzbetreiber nach wie vor greifen", sagt Schuh von der APG. Österreich war nur deshalb dieses Mal nicht gefährdet, weil es sich der Vorfall in einem Randnetz abgespielt hat. "Unmittelbare Gefahr für uns hat keine stattgefunden, aber der Vorfall hätte trotzdem nicht passieren dürfen", sagt Saurugg.

Logistik-Ketten als größtes Problem

Saurugg warnt seit Jahren davor, dass es bald zu einem europaweiten Blackout kommen könnte. „Wie auch beim Hochwasser werden die Hinweise und Warnungen ignoriert“, so der Krisenexperte. Das Problem: Kaum ein Land und seine Bevölkerung sind wirklich darauf vorbereitet und könnten sich im Ernstfall ausreichend selbst versorgen.

Was viele vergessen: Betrifft ein derartiger Ausfall einmal mehrere Länder, und dauert länger, kann die Versorgung mit lebenswichtigen Gütern wie Lebensmittel oder Medikamenten ins Stocken geraten. „Es wird außerdem kaum freie Kräfte geben, die helfen können, weil alle selbst betroffen sein werden“, warnt Saurugg. „Wir sollten uns daher endlich ernsthaft mit der Blackout-Vorsorge beschäftigen.“

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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