© Gerald Reischl

Start-ups

TechShop: Die Garage für Bastler und Kreative

Einen Block hinter dem Moscone Center in San Francisco, wo Googles jährliche Konferenz I/O und Apples Entwicklerkonferenz WWDC stattfinden, tüfteln, basteln, schleifen, programmieren junge Unternehmer an neuen Programmen, Geräten, Designs und Produkten. Wenn man den TechShop in der Howard Street 926 in San Francisco betritt, geht man unter einer Metall-Tafel durch, auf der der Leitspruch „Build your Dreams here“ mit Laser herausgeschnitten wurde. Hier trifft man die "Maker", also die Bastler, Tüftler und Technik-Begeisterten, die man durchaus als Handwerker 2.0 bezeichnen kann, da sie ihr Wissen gerne mit anderen teilen. Maker zu sein, ist mehr als nur ein Hobby, aus vielen Projekten sind bereits marktreife Produkte und große Konzerne geworden.

Tatsächlich entstanden auch in diesem einstöckigen Gebäude schon einige bekannte Produkte, denn der TechShop ist – im Silicon Valley-Jargon - so etwas wie eine „Garage“. Hier entstehen Musikinstrumente, Lampen, Smartphone-Halterungen für Autos, Kleidungs- und Möbelstücke, Elektronik-Bauteile, Design-Elemente aus dem 3D-Drucker und auch Hightech-Produkte wie iPad-Cases, die in Apple-Stores verkauft werden.

Profi-Werkstatt für Bastler

„Unser TechShop ist so etwas wie eine Profi-Werkstatt für Bastler“, erklärt TechShop-Manager Matthew Schutte beim Rundgang. „Hier finden sich Geräte und Maschinen aus praktisch allen Produktionsbereichen.“ Holzpressen, Schneidemaschinen, Fräsen, Laser-Cutter, Schweißgeräte – alles, was das Herz des Heimwerkers begehrt. Von der Tischlerei über eine Schlosserei bis hin zur Elektronik-Werkstatt, einem Programmier-Shop oder einer eigenen 3D-Druck-Abteilung, hier findet sich (fast) alles. „Wer eine Idee hat, kann sie hier realisieren, kann einen Prototypen basteln, ja sogar fertige Produkte“, erzählt Schutte. „An dieser Maschine hier entstand der erste Square-Prototyp.“ Das ist jener Plastikaufsatz, der in Smartphones gesteckt wird und der als mobiler Bezahlterminal für Kreditkarten dient.

„Start-ups werden üblicherweise immer mit Technik, Hightech und Internet in Verbindung gebracht, aber es gibt auch analoge Start-ups.“ Junge Unternehmen, die Innovationen aus Holz, Metall oder herkömmlichen Materialien fertigen. Es gebe so etwas wie ein „neues Handwerk“. „Wir wollen viele Kreative quer durch alle Bereiche ansprechen und ihnen einfach eine kostengünstige Möglichkeit bieten, ihre Träume zu realisieren“, sagt Schutte.

Simples Konzept

Das Konzept der TechShops ist simpel und erfolgreich zugleich – für umgerechnet 94 Euro im Monat (bei Abschluss eines Jahresvertrages) hat man Zugang zu praktisch allen Geräten. Um aber komplexe Maschinen wie Fräsen oder Schweißgeräte nutzen zu dürfen, bedarf es Schulungen. Erst mit einer solchen dürfen die Spezialgeräte dann auch verwendet werden. Die Maschinen selbst sind übrigens entweder Spenden oder werden neu angeschafft und aus den Mitgliedsbeiträgen finanziert. An den Unternehmen selbst ist man nicht beteiligt: „Wir sind eigentlich ein gemeinnütziger Verein, der Erfolg gehört ganz allein den jungen Unternehmern.“

Im TechShop werden Spezialkurse angeboten, fallls man seine Fähigkeiten intensivieren will. Oft sind die TechShops auch Veranstaltungsort der vor allem im Silicon Valley so beliebten Meetups – es treffen sich Interessierte, um über ein spezielles Thema zu diskutieren und sich auszutauschen.

Bald in Europa

Acht TechShops gibt es mittlerweile in den USA, von San Francisco über Pittsburgh bis hin zu Chandler in Arizona. St. Louis und Los Angeles sind in Planung, auch in Europa sollen demnächst Niederlassungen gegründet werden. Wien steht – leider – nicht auf der Liste, im deutschsprachigen Raum hat München die größten Chancen für einen TechShop. Allerdings gibt es in Wien seit drei Jahren das Happylab, das nach dem gleichen Prinzip funktioniert und Mitgliedern Zugang zu Maschinen und Werkzeugen gibt. Allerdings ist die Auswahl geringer.

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Kommentare