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Online-Erotik

ThriXXX: Tiroler Pixel-Sex erobert die Welt

Ein Sex-Spiel für Microsofts Bewegungssteuerung Kinect: Diese Meldung löste im Dezember 2010 eine Flut an Online-Artikeln aus, das zugehörige YouTube-Video wurde vor seiner schnellen Löschung tausende Male angesehen. Dass die dahinterstehende Firma ThriXXX aus Innsbruck ist, war kaum bekannt. Dass sie längst weltweiter Marktführer in Sachen erotischer, interaktiver 3-D-Animationen ist, nur Insidern bewusst. “Wir fahren sehr gut damit, dass wir hier im Verborgenen arbeiten. Immerhin leben wir im Heiligen Land Tirol”, so der ThriXXX-Geschäftsführer beim Besuch der futurezone in der Innsbrucker Firmenzentrale. “Es ist in unserem Interesse, dass wir im Verdeckten bleiben.”

ThriXXX ist seit 2001 in der Adult-Branche tätig, hat sich mit Download-Games wie “3D SexVilla”, “3D Lesbian” oder “Fetish 3D” weltweit mehr als 100.000 Nutzer erarbeitet und machte 2010 zwischen drei und vier Millionen Euro Umsatz. Die Firma mit heute 20 Mitarbeitern kam per Zufall in die Erotik-Branche. Als die Vorgängerfirma, die 3-D-Flugsimulationen machte, aufgelöst wurde, wollte das Kernteam weiter mit der selbst entwickelten 3-D-Engine arbeiten. Geldgeber aus München brachten sie auf die Idee, dreidimensionale Sex-Echtzeitsimulationen anzubieten. Seit dem Start des ersten Titels “3D-Luder” fährt ThriXXX Jahr für Jahr Umsatzzuwächse ein, heute können die Nutzer aufwendig gemodelte Avatare bis zum letzten Piercing den eigenen Fantasien anpassen.

Millionengeschäft
Die Innsbrucker sind dick im Business: Man versorgte bereits Playboy, Hustler oder den Fetisch-Spezialisten King mit White-Label-Produkten, baute Pornostar Jenna Jameson als Online-Avatar nach ("Virtually Jenna") und hat Kooperationen mit Sex-Toy-Anbietern wie “Fleshlight”, die die Game-Software gebündelt mit Erotikspielzeug verkaufen. Die Einnahmen werden dabei nach einem Share-Modell geteilt. Eigene Produkte wie “3D SexVilla” werden derzeit nach einem Abo-Modell (ca. 30 Euro/Monat) abgerechnet, jetzt schwenkt ThriXXX aber auf “Freemium” um. In Zukunft wird man die Sex-Games in der Basis-Version gratis nutzen können, wer mehr will, schaltet Zusatzfunktionen (z.B. virtuelle Gegenstände, Szenarien) über Micropayments frei.

Auch der Trend zum Online-Netzwerken geht an der Tiroler Firma nicht spurlos vorbei. 2011 wird man mit http://www.chathouse3d.com eine Art “Facebook für 3-D-Sex” starten. Große internationale Partner sollen für Nutzerandrang sorgen. Bei “ChatHouse 3D” wird das Flirten im Vordergrund stehen und kostenlos sein. Wollen zwei oder mehrere Nutzer tiefer gehen, müssen sie 3-D-Sex-Rooms gegen Gebühr freischalten.

Produkte für Erwachsene
“Wir sind eine ganz normale Technologiefirma, mit Familienvätern und Ehepartnern”, so die Geschäftsführung. Das “Schmuddel-Image” wolle man durch professionelle Arbeit abstreifen. Zwar hält sich ThriXXX im Hintergrund - beim Innsbrucker Hauptsitz machen weder Türklingel noch Logo auf die Firma aufmerksam -, aber “man ist trotzdem auf das Produkt stolz, weil es qualitativ auf höchstem Level spielt”, so ein Entwickler. Man erzähle nicht jedem genau, woran man programmiere, jedoch “wissen schon viele, was ich arbeite, und sie sehen es vor dem technischen Hintergrund”, sagt sein Kollege. “Wenn man mit anderen Entwicklern spricht, dann geht es um technische Probleme, weil die sind überall dieselben.”

Das Kernprodukt von ThriXXX ist eine potente 3-D-Engine, die mehr erlaubt als so mancher Shooter. So können die Körper der Avatare tatsächlich Hautkontakt haben, sämtliche Gliedmaßen sind in Echtzeit steuerbar (in Zukunft auch via Kinect), und Details (Härchen, Geschlechtsteile) werden verblüffend genau gerechnet. Dem Spieler wird in der Gestaltung der Avatare und der Szenarien möglichst viel Spielraum gegeben - bei klarer Grenzenziehung. Kinderkörper oder Tiere sind nicht darstellbar. “Das ist technisch gar nicht möglich. Wir haben ganz klare Regeln, die nicht einen Millimeter überschritten werden”, so die Geschäftsführung. Da Nutzer Ausschnitte aus dem Spiel als Video abspeichern und im Community-Portal hochladen können, mussten allerdings schon einige Male Vergewaltigungsszenen gelöscht werden.

Die Grenzen der Lust
Als internationaler Player der “Adult”-Szene muss sich ThriXXX anders als viele andere Software-Unternehmen mit Restriktionen herumschlagen. So wird Microsoft für die Bewegungssteuerung Kinect kein Sex-Game auf die Xbox360 lassen, weil sie eine “familienfreundliche Konsole” ist. Für Apple-Geräte stehen die Chancen ebenfalls schlecht. “Solange Steve Jobs an der Spitze steht, werden wir nicht in den App Store kommen. Der will ja das ganze Internet pornofrei machen. Aber ein eigener iPorn Store wäre mit Sicherheit der absolute Renner”, heißt es aus der ThriXXX-Geschäftsführung. So seien am Tag des iPad-Launches die Zugriffe auf Pornovideo-Dienste um 40 Prozent gestiegen.

Dass sich ThriXXX international behaupten kann, hängt stark mit den prüden USA zusammen. “Die Moralvorstellungen der Amerikaner helfen uns in dieser Hinsicht”, so die Geschäftsführung, “Große amerikanische Firmen oder Investoren trauen sich nicht in den Adult-Bereich.” Auch der internationalen Expansion sind Grenzen gesetzt. Während man für Japan “Hentai 3D” erflgreich starten konnte, wird man am asiatischen Festland nicht landen können. “China ist für uns ein weißer Fleck auf der Landkarte, unsere Webseiten sind dort gesperrt. Zwar gab es immer wieder Anfragen von chinesischen Kunden, aber dort kommt man nicht hinein.”

Keine Gefahr droht indes durch kostenlose Porno-Dienste wie YouPorn, die etwa dem Geschäft mit Erotik-DVDs massiv geschadet haben. “Das ist ein ganz anderer Bereich. Diese Videos sieht man sich passiv an, während man Avatare aktiv steuern kann. Bei uns kann man sich seine eigene Fantasie gestalten.”

Auf Wunsch von ThriXXX nennt die futurezone die Namen der interviewten Geschäftsführer und der Entwickler nicht und zeigt keine Fotos der Firmenzentrale.

Fantasien der Nutzer
ThriXXX hat weltweit mehr als 100.000 Nutzer, davon etwa 5 bis 6 Prozent Frauen. Laut Geschäftführung wären alle Alterstufen über 18 vertreten, auch würden viele Paare die Erotik-Software nutzen. Von den derzeit etwa 30 virtuellen Szenarien ist der “Dungeon” am beliebtesten. Add-ons, die den Körper des Avatars verändern, sind besonders populär, selbst gestaltete Figuren werden Pornostar-Vorlagen bevorzugt.

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Jakob Steinschaden

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