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Holo-Light

Tiroler Start-up wird zum HoloLens-Experten

Tausende Unternehmen aus ganz Europa hätten wohl gerne eine HoloLens in ihrem Besitz. Doch vorerst gibt es Microsofts Augmented-Reality-Brille nur für eine begrenzte Zahl an Entwicklern in Nordamerika - zumindest theoretisch. Denn einem österreichischen Start-up ist es gelungen, gleich acht Stück des begehrten Gadgets nach Europa zu holen. Holo Light, ein junges Unternehmen aus der Tiroler Gemeinde Jenbach, hat über ein Partner-Unternehmen aus den USA mehrere Microsoft HoloLens erworben.

„Wir haben uns auf die Entwicklung von Software für die HoloLens spezialisiert“, erklärt Gründer und CEO Florian Haspinger gegenüber der futurezone. „Es ist gar nicht so einfach, performant für die HoloLens zu entwickeln. Diesem Problem haben wir uns angenommen“, so Haspinger.

Auto-Konzerne als Kunden

Die HoloLens setzt im Gegensatz zu Virtual-Reality-Brillen, wie Oculus Rift VR oder die HTC Vive, auf Augmented Reality. Das heißt, dass der Nutzer nach wie vor seine Umgebung sehen kann, es werden darin allerdings virtuelle Gegenstände eingeblendet. Auch wenn hier nicht die Illusion einer virtuellen Welt aufrechterhalten werden muss, seien Ruckler besonders unangenehm. „Wenn ich mich um ein virtuelles Objekt bewege, um Details anzusehen, will ich keine Ruckler haben. Das kann meine Arbeit stören“, erklärt Haspinger.

Zu den ersten Kunden des jungen Start-ups zählten bereits die Auto-Hersteller Audi und Porsche, im Rahmen eines Accelerator-Programmes arbeitet man nun auch mit BMW zusammen. Während man für Audi und Porsche einen „virtuellen Showroom“ entwickelt, mit dem potenzielle Käufer ihr Traumauto in der virtuellen Realität erforschen können, wünscht sich BMW eine virtuelle Version eines bislang noch geheimen Prototypen. Zudem befinde man sich in Gesprächen mit einigen anderen namhaften Unternehmen aus der Industrie.

Der Plan: Eine „Industrie 4.0“-Software für die HoloLens entwickeln, die Funktionen in insgesamt zwölf verschiedenen Modulen bieten soll. Dazu zählen neben Qualitätssicherung und Wartung (zum Beispiel interaktive Anleitungen) auch Meetings, bei denen jeder Gesprächsteilnehmer das gleiche Modell sieht. Ein wichtiger Faktor, wie Haspinger erklärt. Während ein Konstrukteur ein Modell rasch versteht, fehlt anderen Meeting-Teilnehmern möglicherweise die räumliche Vorstellungsgabe, um es sich plastisch vorstellen zu können. Hier könne ein auf den Tisch projiziertes 3D-Modell, das jeder frei betrachten kann, helfen.

Brücken in der eigenen Wohnung bauen

Doch das Unternehmen will sich nicht nur auf den Bereich „Industrie 4.0“ beschränken, man will auch Standbeine im Gaming- und Immobilien-Sektor aufbauen. So arbeite man unter anderem mit dem Spiele-Entwickler Clockstone Studio, das seinen Sitz ebenfalls in Tirol hat, zusammen. Dabei soll eine HoloLens-Version des beliebten Spiels „Bridge Constructor“ entstehen. In „Bridge Constructor“ muss der Spieler Brücken bauen, die anschließend von Zügen oder Fahrzeugen überquert werden und dabei stabil bleiben sollten. Statt in virtuellen Welten werden die Brücken in dieser Version in den eigenen vier Wänden gebaut.

So könnte es theoretisch möglich sein, eine Brücke vom Schreibtisch zum Schrank zu bauen. Wann das Spiel erscheinen wird, ist vorerst unklar. Doch Holo Light arbeitet derzeit auch an eigenen Titeln, unter anderem die Zeichen-App HoloArt. Zudem entwickelt das Tiroler Unternehmen das bislang erste Multiplayer-Spiel für die HoloLens. Der bislang noch namenlose Prototyp ist vorerst sehr rudimentär, die Kernfunktion ist aber bereits enthalten: Zwei Spieler tragen einen Avatar über dem Kopf und müssen den Avatar des Gegners mit „Feuerbällen“, die aus dem Finger geschossen werden, ausschalten.

HoloLens statt Kundenberater

Auch der Einsatz im Immobilienbereich liegt auf der Hand: Makler sollen so ihren Kunden Immobilien zeigen können, ohne dass diese vor Ort sein müssen. In naher Zukunft, wenn Augmented-Reality-Brillen einmal weiter verbreitet sind, könnte das auch der neue Standard für Besichtigungen werden. Aber auch Händler aus anderen Branchen hätten Interesse bekundet und wollen künftig statt menschlichen Mitarbeitern die HoloLens einsetzen, um Kunden beim Einkauf zu beraten.

Derzeit arbeitet das Unternehmen vorwiegend an sogenannten „Proof-of-concept“-Lösungen, die aber auch in die „Industrie 4.0“-Software einfließen soll. Bis Mitte 2017 soll es eine erste Version geben, die dann an Unternehmen gegen eine Gebühr lizenziert wird. Bis dahin verdient man auch mit Workshops, in denen das Potenzial der HoloLens demonstriert wird, gute Geld. Für die Möglichkeit, die HoloLens fünf Minuten lang ausprobieren zu können, bezahlen einige Konzerne 300 Euro.

Auch wenn das Unternehmen noch jung ist - es wurde kurz nach der Vorstellung der HoloLens vor knapp einem Jahr gegründet - haben die insgesamt sieben Mitarbeiter bereits jahrelange Erfahrung mit Augmented Reality. „Wir sind schon seit sieben oder acht Jahren in diesem Bereich tätig. Unter anderem haben wir bereits mit Microsofts Kinect v2 gearbeitet, um Head-Tracking umzusetzen.“ Nun soll die Belegschaft verdoppelt werden: Bis Ende des Jahres will man insgesamt sieben neue Mitarbeiter einstellen. Zudem wurde eine Niederlassung in München eröffnet.

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Michael Leitner

derfleck

Liebt Technik, die Möglichkeiten für mehr bietet - von Android bis zur Z-Achse des 3D-Druckers. Begeistert sich aber auch für Windows Phone, iOS, BlackBerry und Co. Immer auf der Suche nach "the next big thing". Lieblingsthemen: 3D-Druck, Programmieren, Smartphones, Tablets, Open Hardware, Videospiele

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