Russland

"Trollfabrik" zahlt Ex-Angestellter Entschädigung

Die als "Trollfabrik" bezeichnete mutmaßliche Online-Propagandastelle der russischen Regierung zahlt einer früheren Mitarbeiterin eine Entschädigung. Ein Gericht in St. Petersburg verurteilte die offiziell Agentur für Internetforschung heißende Einrichtung am Montag, der freien Journalistin Ljudmilla Sawtschuk eine symbolische Schadenersatzzahlung von einem Rubel zu zahlen.

Zuvor hatten sich beide Seiten auf eine Abfindung in Höhe eines Monatsgehalts geeinigt. Sawtschuk, die die mutmaßliche Propagandastelle nach eigenen Angaben bewusst unterwandert hatte, wirft der Agentur vor, gezielt die Linie des Kreml im Internet zu verbreiten und darüber hinaus ihre Angestellten in ungeregelten Verhältnissen zu beschäftigen. "Ich bin sehr glücklich über diesen Sieg", sagte Sawtschuk nach der Gerichtsentscheidung der Nachrichtenagentur AFP.

Aus dem Schatten getreten

Durch ihre Klage auf ein nicht ausgezahltes Monatsgehalt und den Vorwurf, die Agentur beschäftige ihre Mitarbeiter schwarz und ohne Vertrag, habe sie die Internet-Trolle gezwungen, "aus dem Schatten zu treten".

Die 34-Jährige war im Frühjahr mit ihrem Fall an die Öffentlichkeit gegangen und anschließend entlassen worden. In mehreren Interviews sagte die junge Mutter, sie und ihre Kollegen seien ausschließlich damit beschäftigt gewesen, in russischen und ausländischen Diskussionsforen, Chatrooms und Blogs unter verschiedenen Identitäten "Putin und seine Politik zu loben", insbesondere beim Thema Ukraine-Konflikt. Die streng abgeschottete Agentur habe dafür ein monatliches Gehalt von 40.000 bis 50.000 Rubel (640 bis 800 Euro) gezahlt.

Meinungsverzerrung

Als Trolle werden Internetnutzer bezeichnet, die durch ihre Kommentare bewusst Online-Diskussionen stören und die Atmosphäre in Chatrooms vergiften. Dadurch verzerren sie nicht nur Debatten, sondern schüren auch bewusst Konflikte unter der Internet-Nutzern. Die Aktivitäten der russischen Internet-Trolle haben schon mehrere russische Medien gezwungen, Kommentarforen auf ihren Websites zu schließen.

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