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TV-Sendung "Tatort Internet" - Täter online geoutet?

Wie netzpolitik.org berichtet kam es gestern im Rahmen der Ausstrahlung der zweiten Episode von "Tatort Internet" zu dem, was Kritiker bereits im Vorfeld befürchtet hatten, es wurde die Identität eines Beschuldigten im Netz veröffentlicht.

Wie das Portal berichtet, waren schon während der Sendung auf Portalen wie Twitter und in entsprechenden Foren, etliche Hinweise auf die Person, deren wahre Identität durch verschiedene Hinweise relativ leicht zu recherchieren war, zu finden.

Von offizieller Seite gibt es hierzu noch keine Stellungnahme, es stellt sich die Frage ob die Produktionsfirma Diwafilm oder RTL2 das öffentliche Anprangern von potentiellen Tätern hinnimmt. Noch heikler wird die Sache, wenn es Menschen trifft, die fälschlicherweise für Beschuldigte gehalten werden. Umso unverständlicher ist es, dass hier nicht dezidiert auf //Scripted Reality//, also Erzählungen fiktiver Geschehnisse gesetzt wird. Der viel zitierte Aufklärungseffekt wäre bei einem fiktiven Format ebenso gegeben, ob die Quoten ähnlich erfolgreich ausfallen würden, ist jedoch fraglich.

Vorangegangene Kritik
Vor einiger Zeit wurde bereits von Medienrechtlerin Dorothee Bölke Kritik an dem Format laut. So sei es nach deutschem Recht grundsätzlich strafbar, die Stimme vermeintlicher Sexualtäter mitzuschneiden. Das Verpixeln und Verfremden der Stimme bei Ausstrahlung sei rechtlich ebenso nicht ausreichend, denn schnell könne anhand eines Details auf wahre Identitäten geschlossen werden. Darüberhinaus werden in der Sendung Wohnort, Beruf und Familienstand offen genannt.
Außerdem grenze es an das Persönlichkeitsrecht, wenn "Details gezeigt werden, die nicht zum Aufdecken des Skandals nötig sind", wie Bölke, die Mitglied des Ethikrats an der Akademie für Publizistik in Hamburg ist, in einem Gespräch mit der DPA festhielt.

Tatort Internet
In der TV-Sendung Tatort Internet werden Personen, die online sexuellen Kontakt zu Minderjährigen suchen, ausfindig gemacht und konfrontiert. Darüber hinaus werden vergangene Fälle nacherzählt.
Die Sendung wird auf dem deutschen Privatsender RTL2 ausgestrahlt.

(Thomas Prenner)


Die gestrige Episode von "Tatort Internet" hatte insgesamt 1,35 Mio. Zuschauer, bei der Zielgruppe von 14- bis 49-Jährigen waren es 950.000, was einem Marktanteil von beachtlichen 7,3 Prozent entspricht.

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Thomas Prenner

ThPrenner

Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

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