Für Alexander Rupp, Österreich-Chef von Hager, geht es bei der Vernetzung von Häusern darum, Wünsche der Bewohner zu erfüllen. "Der Mensch muss aber die Kontrolle über das Haus bewahren und darf die Vernetzung nicht übertreiben."
Für Alexander Rupp, Österreich-Chef von Hager, geht es bei der Vernetzung von Häusern darum, Wünsche der Bewohner zu erfüllen. "Der Mensch muss aber die Kontrolle über das Haus bewahren und darf die Vernetzung nicht übertreiben."
© Gerald Reischl

Smart Home

Vernetzte Häuser: Westösterreich ist smarter als der Osten

15.000 Häuser werden pro Jahr in Österreich neu gebaut, aber nur jedes zehnte ist auch intelligent, fällt unter die Definition von „Smart Home“. Zwar wird das smarte Haus, in dem alles, von der Heizung über Licht bis Alarmanlage und Home-Entertainment gesteuert werden kann, seit Jahren propagiert, doch die Österreicher sind eher abwartend vorsichtig, wenn es darum geht, ihr Haus oder ihre Wohnung mit verschiedenen technischen Raffinessen auszustatten.

Smart Home - Homecomfort.at

Smartes Vorarlberg

„Es gibt ein typisches West-Ost- und auch ein Stadt-Land-Gefälle“, sagt Alexander Rupp, Österreich-Chef von Hager, einem deutsch-französischen Familienbetrieb, der sich auf die Stromverteilung im Haus, auf Automatisierung und Lichtschalter spezialisiert hat. Hager gilt auch als Erfinder des Verteilerkastens und ist auch bei der Digitalisierung des neuen Allianz-Stadions von Rapid involviert.

APA20769974_15102014 - WIEN - ÖSTERREICH: Rapid-Präsident Michael Krammer (m.) am Mittwoch, 15. Oktober 2014, anl. der Modell-Präsentation des Allianz Stadions in Wien. FOTO: APA/HERBERT NEUBAUER

In Vorarlberg und auch in Tirol gäbe es die smarteren Hausbewohner, „dort ist im Schnitt jedes fünfte Haus automatisiert. Rupp führt die Bereitschaft der Westösterreicher auch auf den Zumtobel-Konzern zurück, der im Ländle als einer der technologischen Vorreiter im Bereich Digitalisierung durch Lichtsteuerung gilt. „Je näher man Wien kommt, desto weniger wird die Haus-Automatisierung als Option gesehen, sein Leben zu erleichtern“, so Rupp. Die bekannteste und auch populärste Methode, sein Haus zu automatisieren ist die KNX - Technik (früher EIB genannt). Dieser Standard sorgt dafür, dass die Geräte via Datenleitung aber mittlerweile auch einfach per Funk, vernetzt werden können. Rupp: „Der KNX-Markt ist in Österreich zwischen 20 und 25 Millionen Euro groß und Hager ist Vorreiter in den unterschiedlichen KNX Standards – von S-Mode (ETS), über E-Mode (Easy) bis hin zu Quicklink Funk – und alle Systeme besprechen KNX .“

Boomender Smart-Home-Markt

In der neuesten Studie von Arthur D. Little „Smart Home: Bridging the Islands“ prognostizieren Experten für die kommenden Jahre ein großes Wachstum. Bis 2020 werde in Europa der Umsatz von derzeit etwa zwei Milliarden Dollar auf zehn Milliarden steigen. Die umsatzstärksten Bereiche für Smart Home Technologien seien derzeit Energie und Heizung (35,4 Prozent), Sicherheit und Einlasskontrollen (27.3 Prozent) sowie Licht und Fensterkontrollen (23,4 Prozent). Dass das „Smart Home“ noch nicht abgehoben sei, habe damit zu tun, dass die bisherigen Entwicklungen eher technikgetrieben waren und der echte Mehrwert für die Kunden häufig gefehlt habe.

Angst vor Überforderung

„Es haben viele noch Angst davor, durch zu viel Technik im Haus die Kontrolle zu verlieren oder mit den technischen Lösungen überfordert zu sein“, sagen Claudia und Stephen Löwenstein vom Haus-Vernetzungs-Spezialisten Homecomfort.

Claudia und Stephen Löwenstein - Geschäftsführer des Smart-Home-Spezialisten Homecomfort
„Doch das Gegenteil ist der Fall, bzw. sollte der Fall sein. Ein gutes smartes Haus vereinfacht das Leben." Wichtig sei, dass man gemeinsam mit dem Wohnungs- bzw. Hausbesitzer eine passende Lösung entwickelt. Löwenstein: „Es geht nicht darum, den Bewohner zu entmündigen, sondern sein Leben zu erleichtern." Sowohl für die Löwensteins als auch für Rupp beginnt – was auch die Arthur D. Little-Studie bestätigt – das smarte Home mit einer Vernetzung von Licht, Heizung, Wasser, Sanitär und Alarmanlage. Nach dieser Home-Automation geht es auch um die Integration des Gartenmanagements, also Bewässerung, Pool, Sauna.

Der dritte Schritt ist die Integration von Home-Entertainment, also Musik und TV. „In Kombination mit den Telekommunikationstechnologien ist KNX der einzige Standard, der in der Gesamtheit gut funktioniert“, so Rupp. „Das ist eine Sprache, die jedes Gerät versteht.“ Das sei übrigens auch die Chance der Elektriker, die immer mehr zu Elektrotechnikern werden müssten. „Bei der Lieferung des Baustromverteilers ist der Elektrotechniker der Erste auf der Baustelle. Bereits da ist der Zeitpunkt gekommen die ersten Verkaufsgespräche zu führen , denn mit der Planung eines Smart Homes muss schon vor den ersten Bauarbeiten begonnen werden“, ist Rupp überzeugt.

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