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Tricksereien

VW-Dieselskandal zieht immer weitere Kreise

Der Skandal um manipulierte Abgaswerte bei Volkswagen zieht immer weitere Kreise: Die US-Umweltschutzbehörde EPA kündigte am Montag in Washington an, auch die Diesel-Fahrzeuge von anderen Autobauern unter die Lupe zu nehmen. Medienberichten zufolge leitete das US-Justizministerium strafrechtliche Ermittlungen ein. Die Aktie des Wolfsburger Autokonzerns brach am Montag um fast 19 Prozent ein.

Die EPA erklärte, gemeinsam mit der kalifornischen Partnerbehörde Carb die Modelle weiterer Hersteller auf mögliche „Abschalteinrichtungen“ zu überprüfen, die den Schadstoffausstoß bei offiziellen Emissionstests verringern. Die Umweltschutzbehörde machte keine Angaben dazu, welche Autobauer betroffen sind. Auch die deutschen Konzerne Daimler und BMW sind auf dem US-Markt mit Diesel-Fahrzeugen vertreten. Die Unternehmen hatten in den vergangenen Jahren die sogenannte „Clean Diesel“-Technologie als sparsame und umweltfreundliche Alternative präsentiert.

Strafrechtliche Ermittlungen

Über die Einleitung strafrechtlicher Ermittlungen in dem Fall berichtete unter anderem das „Wall Street Journal“ unter Berufung auf mit den Vorgängen vertraute Kreise. Demnach leitet die Umweltabteilung des US-Justizministeriums die Ermittlungen. Das Justizministerium und VW wollten sich auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP zunächst nicht zu den Berichten äußern. Im US-Repräsentantenhaus soll es in den kommenden Wochen eine Anhörung zu dem Fall geben.

Die Vorwürfe gegen Volkswagen und die Tochter Audi waren am Freitag öffentlich geworden. Laut EPA entwickelte Volkswagen eine Software, mit der Vorgaben zur Luftreinhaltung zwar bei Tests, nicht aber beim normalen Betrieb der Autos erfüllt wurden. Die Dieselfahrzeuge stießen folglich im regulären Straßenverkehr mehr gesundheitsschädliche Stickoxide aus als erlaubt.

Betroffen von den Manipulationsvorwürfen sind rund 480.000 Fahrzeuge. Dem Wolfsburger Konzern droht in den USA nun eine Milliardenstrafe. Auch Schadenersatzforderungen vor Kunden könnten auf VW zukommen. Weitere Kosten drohen durch Rückruf und Umrüstung der betroffenen Modelle.

Die EPA stellte allerdings klar, dass sie noch keinen formalen Rückruf angeordnet habe. Zunächst müsse VW aber in einem „angemessenen Zeitraum“ einen Plan für die Umrüstung der beanstandeten Modelle entwickeln. Die Besitzer würden über den Rückruf informiert, sobald die EPA dem Plan zugestimmt habe. Dieses Verfahren könnte laut EPA „bis zu einem Jahr dauern“.

Nachprüfungen angekündigt

Der deutsche Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) kündigte strenge Nachprüfungen bei VW-Dieselmodellen in Deutschland durch unabhängige Gutachter an. VW-Chef Martin Winterkorn habe ihm „seine absolute Unterstützung“ dafür zugesagt, teilte das Verkehrsministerium in Berlin mit. Die „Bild“-Zeitung (Dienstagsausgabe) zitierte Dobrindt mit den Worten, Winterkorn habe ihm versichert, dass es in Deutschland keine Manipulationen an VW-Diesel-Fahrzeugen gebe und „dass alle aktuellen Neufahrzeuge frei von unzulässiger Beeinflussung durch Software“ oder andere Veränderungen seien.

Der frühere Continental-Manager Thomas Sattelberger forderte in den Zeitungen der „Funke Mediengruppe“ (Dienstagsausgaben) Winterkorns Rücktritt. Zuvor hatte bereits der Duisburger Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer dem VW-Chef einen Rücktritt nahegelegt. Die Grünen im Bundestag verlangten eine Aktuelle Stunde zu dem Skandal.

VW-Aktie verliert massiv

Die VW-Aktie fiel am Montag in Frankfurt am Main um 18,6 Prozent ab. Die Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW) sprach von einem strategischen „Super-GAU“ für die Weltmarktstellung von VW. DSW-Präsident Ulrich Hocker riet im Gespräch mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland VW-Aktionären allerdings von einem vorschnellen Verkauf ihrer Anteile ab.

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) warnte vor massiven Folgewirkungen des Skandals für die deutsche Wirtschaft. „Der Imageschaden wird VW nicht nur in den USA, sondern auch global teuer zu stehen kommen. Damit werden auch Jobs bei VW und vielen Zulieferern in Deutschland gefährdet sein“, sagte DIW-Präsident Marcel Fratzscher der „Bild“. Da VW bisher ein „Aushängeschild“ für Produkte aus Deutschland sei, könnten „auch andere deutsche Exporteure Schaden nehmen“.

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