Web 8.0: Eine Version vor dem Weltuntergang
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Den Begriff Web 2.0 kennt mittlerweile wohl jeder Internet-Nutzer. Der Wandel vom statischen zum dynamischen Web ist seit seiner Schöpfung 2004 durch Tim O’Reilly zum geflügelten Wort geworden. Doch das Web hat sich weiterentwickelt, meint Chris Minnick. Der US-Autor und Entwickler, der zahlreiche Lehrbücher geschrieben hat, glaubt, dass wir uns mittlerweile bereits in der sechsten Version des Web befinden - und dass die neunte Version womöglich die letzte sein könnte, die die Menschheit erleben wird.
Klassenkampf im Web
Die Entwicklung zum Web 8.0 hat Minnick bereits 2006 vorausgesagt. Auf seinem Blog veröffentlichte er mehrere Hypothesen, mit denen er die Entwicklung der Web-Evolutionen vorhersagen will.
Das Grundgesetz: Jede Web-Version ist eine Reaktion auf die vorangegangene. Das Web 2.0, in dem plötzlich die Nutzer die Inhalte erstellen wollten, war eine Reaktion auf das statische Web 1.0, in dem die Inhalte von den Webseiten-Eigentümern verwaltet wurden.
Hypothese zwei besagt, dass der Wandel erst dann erfolgen wird, wenn die Menschen sich nicht mehr um Dinge kümmern, die sie zuvor besorgt haben. Ein Beispiel dafür sei das populäre Webframework Ruby on Rails, das erst dann weite Verbreitung fand, als Nutzer sich nicht mehr um Cookies sorgten und die Vorzüge des dynamischen Webs zu schätzen lernten.
Von Google beklaut
Der Wandel zum Web 3.0 ist bereits gegen 2006 erfolgt. Verstärkter Datenmissbrauch sorgte dafür, dass sich zahlreiche Nutzer in die Anonymität flüchteten. Doch die Anonymität bescherte dem Web auch Probleme. Daraus entstand das Web 4.0, in dem Nutzer ihre Identität nachweisen müssen, zugleich aber auch dank Verschlüsselung und Digitalen Signaturen auf Sicherheit gesetzt wird. „Diese Version des Web hat sich nie wirklich durchgesetzt. Viele haben sie einfach übersprungen“, meint Minnick.
Der Untergang des Webs
Diese Phase ist geprägt von Paranoia, Zensur und dem Ende der Netzneutralität. Während Minnick früher noch glaubte, dass der Auslöser für den Untergang Kinderpornografie sein werde, bedroht heute der steigende Rechtspopulismus und Nationalismus das Web. „Es wird noch irgendeinen großen Vorfall irgendwann geben, ein Viral Video oder ähnliches, der dafür sorgt, dass Zensur im Web rasant zunehmen wird“, meint Minnick.
Mit dem Web 7.0 kommt der große Knall. „Das Web 7.0 ist der totale Zusammenbruch des Internets. Durch Zensur wird alles unmöglich zu bedienen und die Zahl der Websites wird erstmals rückläufig sein“, erklärt Minnick. Doch es gibt eine Rettung: Künstliche Intelligenz. Im Web 8.0 wollen persönliche Assistenten Ordnung in das Chaos bringen und den Menschen helfen, bestimmte Inhalte und Funktionen zu finden.
Der Mensch ist das Problem
Diese AIUI (Artificial Intelligence User Interface) soll den Menschen das Leben leichter machen, werde aber auch „die Zivilisation auslöschen, so wie wir sie kennen“, meint Minnick. „Irgendwann wird es richtige künstliche Intelligenzen geben, die sich miteinander austauschen. Und was wird das Ergebnis davon sein?“ Laut ihm werde die künstliche Intelligenz dabei zwangsläufig feststellen, dass der Mensch stets das Problem sei und „uns von der Gleichung entfernen“ - dann sei das Web 9.0 erreicht.
Keine Lösung
Aktuell ist man noch nicht einmal auf dem Level, der für das Web 8.0 erforderlich wäre. „Wir haben wirklich gute konversationsbasierte User Interfaces, aber mit einer menschlichen Unterhaltung kann das nicht mithalten“, so Minnick. Dennoch schwört er die Entwickler auf der „We Are Developers“-Konferenz darauf ein, Lösungen zu entwickeln. „Es ist an der Zeit, dass wir an Lösungen arbeiten bevor wir alle ausgelöscht werden.“ Was dieses Lösungen sind, weiß er aber selbst nicht.
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