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Kultur im Wandel

"Wegen Internet-TV wird ORF-Steuer kommen"

FUTUREZONE: Was heißt es für die ORF-Gebühren, wenn ich künftig vermehrt oder ausschließlich im Internet fernsehen kann, sprich: eigentlich keinen Fernseher mehr brauche?
Fritz Hausjell: Aus genau diesem Grund gibt es derzeit in manchen Ländern Veränderungen, wie etwa die automatische Einhebung von Fernseh-Steuern statt Gebühren, die an ein Empfangsgerät gekoppelt sind. Das, würde ich sagen, kommt in ein paar Jahren auch in Österreich.

Naht das Ende des zeitgebundenen TV-Programmes?
Nein, es bleibt auf absehbare Zeit - 10 bis 15 Jahre - noch sehr bedeutsam. Große Teile des Publikums werden ihr Programm nicht aus zeitversetztem Fernsehen zusammenstellen, sondern nach Hause kommen und durchzappen, nach dem Motto: Wer bietet mir etwas?

Aber wandert nicht schon jetzt das junge Publikum vom Fernsehen ab?
Die Abwanderung des Publikums findet statt, wenn man es auf die zeitbezogene Ausstrahlung von TV-Programmen bezieht. Das Fernseh-Publikum insgesamt wird aber vielleicht sogar größer, weil es mehr Möglichkeiten der Nutzung gibt.

TV-Sender erreichen also online zusätzliches Publikum - trotz Konkurrenz durch das Internet-Angebot?
Wer kann sehenswerten Content entwickeln? Es gibt die jetzigen Fernsehanstalten. Oder User Generated Content, aber das sind Videos mit endenwollender Attraktivität.

Aber läuft Qualitäts-Fernsehen im offenen Wettbewerb im Internet nicht Gefahr, weniger wichtig zu werden?
Gerade in der letzten ökonomischen Krise hat sich gezeigt, dass Qualitätsmedien eher zugewonnen haben.

Die US-Printmedien haben Finanzierungsprobleme, weil Online-Werbung weniger Geld bringt. Droht das auch im Fernsehen?
Das Privatfernsehen wird sich in Richtung Unterbrechungswerbung und Product Placement verschieben und sich so weiter über Werbung finanzieren. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist hier wegen rechtlicher Einschränkungen gefordert. Andererseits ist auch seine Finanzierung weniger von Werbung abhängig.

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(Georg Leyrer)

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