Sibylle Lewitscharoff ist eine der prominentesten Unterzeichnerinnen des Aufrufs
Sibylle Lewitscharoff ist eine der prominentesten Unterzeichnerinnen des Aufrufs
© APA/UWE ZUCCHI

Buchmesse

"Wenn ich eine Firma hasse, dann Amazon"

Mit heftiger Kritik am Online-Versandhaus Amazon wurde Mittwoch Abend in der Messe Wien die sechste internationale Buchmesse „Buch Wien“ eröffnet. Die diesjährige Büchner-Preisträgerin Sibylle Lewitscharoff sprach als Eröffnungsrednerin über die Zukunft des Buches und wandte sich in starken Worten gegen den „Monopolkapitalisten“ Amazon: „Wenn ich eine Firma hasse, dann diese!“

Amazon bezahlt keine Steuern in den Ländern, in denen dieser widerliche Club eine Menge Geld verdient, er bezahlt seine Angestellten empörend schlecht, ruiniert die Buchhändler und zunehmend auch die Verlage“, so die Autorin weiter. Mittlerweile gebe es in manchen Stadtteilen von Rom, wo die 59-jährige gebürtige Stuttgarterin derzeit als Stipendiatin der Villa Massimo lebt, keine Buchhandlung mehr. „Das, mit Verlaub, ist eine ziemlich scheußliche neue Welt. Sollte es mir vergönnt sein, den Tod dieser verhassten Firma noch zu erleben - was leider nicht sehr wahrscheinlich ist - werde ich mit einem Jubelruf auf den Lippen ins Grab sinken“, so die Autorin.

"Tumbe Urheberrechtsgegner"

„Ebenso katastrophal wie die mir verhasste Firma sind tumbe neue politische Gruppierungen, deren oberstes Ziel es ist, die Urheberrechte zu schleifen und gleich alles kostenlos ins Netz zu stellen“, so Lewitscharoff, für die ein Leben ohne Bücher „nicht vorstellbar“ ist. Obwohl sie persönlich die traditionelle, haptische Form der Lektüre bevorzugt, hält sie das E-Book für keine vorübergehende Erscheinung. „Das elektronische Buch wird wohl so schnell nicht mehr verschwinden. An diese Art des Lesens werde ich mich jedoch nicht gewöhnen. Sie ist mir zu flüchtig, zu verschwindibushaft.“ Seriöse Betreuung, Herstellung und Vertrieb des gedruckten Buches jedoch sei eine arbeitsintensive Angelegenheit, für die eine ganze Branche mit einer Vielzahl von Angestellten nötig sei. „Nur um den einen Strawanzel, der das Buch geschrieben hat, geht es beileibe nicht.“

Ein schöneres Thema als die Zukunft des Buches sei jedoch die Vergangenheit, „besonders die jüngste Vergangenheit des österreichischen Buches. Denn wahrlich, meine werten Damen und Herren, Sie leben in einem literaturgesegneten Land. Innerhalb der deutschsprachigen Literatur gehört das Zwanzigste Jahrhundert ganz und gar den Österreichern“, sagte Lewitscharoff.

300 Aussteller und Minus für Buchhandel

Zum Start der Buchmesse, bei der bis Sonntag rund 300 Aussteller aus zehn Nationen auf 8.800 Quadratmetern Ausstellungsfläche ihre Bücher präsentieren, wurden auch neue Zahlen zum österreichischen Buchmarkt bekannt. In den ersten zehn Monaten dieses Jahres verzeichnete der heimische Buchhandel im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Umsatzminus von 2 Prozent. Für das größte Minus sorgten dabei Taschenbücher (minus 7,8 Prozent) und Belletristik (minus 5,5 Prozent).

Die Anzahl der Buchhandlungen ist innerhalb eines Jahres um 5,2 Prozent auf aktuell 1.796 gesunken. Der Anteil des Internethandels liegt nach Schätzung des Hauptverbands des Österreichischen Buchhandels bei knapp über 20 Prozent. Derzeit gibt es 1.477 Verlage mit Gewerbeberechtigung in Österreich, im von der deutschen Fachzeitschrift „buchreport“ erhobenen Ranking der 100 größten Verlage in Deutschland, Österreich und der Schweiz findet sich jedoch nur ein einziger österreichischer Verlag: Die Verlagsgruppe Styria wurde auf Platz 80 gereiht.

Die internationale Buchmesse Buch Wien 13 findet vom 21. bis zum 24. November in der Messe Wien statt. Am Donnerstag und Freitag sind die Türen von 9 bis 18 Uhr, am Samstag von 10 bis 18 Uhr und am Sonntag von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Das Messegelände ist am schnellsten über die U2-Station Krieau erreichbart.

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